Ski-Königin Mikaela Shiffrin hat bei der WM in Meribel ihre erste Medaille geholt - und danach eine emotionale Achterbahn durchgemacht.
Shiffrin blafft Reporterin an und weint
Nach der herben Enttäuschung in der Kombination gewann die 27 Jahre alte Amerikanerin im Super-G Silber. Weltmeisterin wurde die Italienerin Marta Bassino, die 0,11 Sekunden vor Shiffrin lag. Platz drei teilten sich die Österreicherin Cornelia Hütter und Kajsa Vickhoff Lie aus Norwegen (+0,38).
Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami (Schweiz) sowie die ebenso favorisierten Federica Brignone (Italien) und Ragnhild Mowinckel (Norwegen) mussten sich geschlagen geben.
Shiffrin genervt nach Medaillen-Coup
Für Shiffrin, die in der Kombination auf Siegkurs liegend kurz vor dem Ziel ausgeschieden war, war es die insgesamt zwölfte WM-Medaille. Die „ewige“ Bestenliste führt nach wie vor die deutsche Skilegende Christl Cranz (15) an.
Die US-Amerikanerin zeigte sich nach dem Rennen emotional aufgewühlt. Auf die Einschätzung der ZDF-Reporterin Lena Kesting, sie mache trotz Platz zwei keinen glücklichen Eindruck, lächelte sie verächtlich und antwortete genervt: „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch Interviews geben soll. Sie haben keine Ahnung, wie glücklich ich bin. Ich weiß nicht mehr, was ich dazu sagen soll!“
Auch beim ORF musste sie Fragen beantworten - und brach dabei in Tränen aus: „In einer Kurve habe ich sogar den Schwung verloren“, sagte sie nach der ersten Frage eines Reporters. Als dieser sie fragte, ob sie verärgert sei, nahm sie ihre Sonnenbrille ab. Mit Tränen in den Augen erklärte sie: „Natürlich bin ich nicht verärgert ... Wissen Sie, wie viel …“
Sie versuchte sich mit mehreren Erklärungsansätzen, adelte ihre Konkurrentinnen, kam aber wieder ins Stocken. Der Reporter entließ sie schließlich. Bei einem weiteren Interview im SRF zeigte sie sich dann wieder deutlich gefasster.
Shiffrin wird immer wieder auf Olympia-Debakel angesprochen
Hintergrund: Shiffrin hatte bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr eine tragische Figur abgegeben. Als große Favoritin musste sie der Konkurrenz eine Medaille nach der anderen überlassen. In den Wochen und Tagen vor der WM war sie darauf immer wieder angesprochen worden. Ob sie Angst davor habe, wieder ohne Edelmetall abzureisen, war eine der häufigsten Fragen.
Es sei ihr schwer gefallen, positiv zu bleiben, hatte sie zugegeben. Auch ohne Vorgeschichte: Für Shiffrin, seit Kurzem die Fahrerin mit den meisten alpinen Weltcup-Siegen, ist der zweite Platz in der Tat ein großer Erfolg. Denn im Super-G-Weltcup dieser Saison steht sie nur auf Platz elf.
Übrigens: Zum vorläufigen Abschluss ihres wilden Super-G-Tages entschuldigte sich Shiffrin noch für ihren Auftritt beim ZDF. Bei der Pressekonferenz sagte sie, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt habe. Die Frage der Reporterin habe in ihren Ohren etwas vorwurfsvoll geklungen und deshalb seien „ihre Emotionen in die falsche Richtung“ losgegangen.
Weidle wird von einem Stein gestoppt
Kira Weidle verpasste die Top 20, hatte bei ihrem Rennen aber viel Pech. Die 26-Jährige aus Starnberg war im ersten Streckenabschnitt über einen Stein gefahren. "Das ist blöd gelaufen. Wenn so etwas bei einer WM passiert, ist das schon sehr ärgerlich. Mir ist deshalb immer der Ski weggegangen. Das war ein Scheiß-Gefühl", sagte sie. Damit dürfe sie sich aber jetzt "gar nicht zu lange aufhalten". Bei der Abfahrt am Samstag zählt Weidle zu den Anwärterinnen auf eine Medaille.
Weidles Rückstand auf Bassino, die nach dem Kombinationssieg von Federica Brignone das zweite Gold bei der WM für Italien holte, betrug 1,81 Sekunden. Etwas besser lief es für Emma Aicher, die zweite deutsche Starterin. Aber auch die 19-Jährige kam mit 1,15 Sekunden Rückstand nicht in die Top 15.
Am Donnerstag geht es bei der WM in Courchevel mit dem Super-G der Männer weiter.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)