Ihr Körper streikte, doch "Wonder Woman" Mikaela Shiffrin bot verzweifelt ihre letzten Kräfte auf.
Shiffrin: Gold mit Lungenentzündung?
Im Ziel des WM-Slaloms von Are sank die Amerikanerin völlig ausgelaugt in den schwedischen Frühlingsschnee, sie hatte es tatsächlich geschafft: Platz 1! Und dabei blieb es auch, als Lokalmatadorin Anna Swenn-Larsson und Kombinations-Weltmeisterin Wendy Holdener (Schweiz) im Ziel ankamen.
Shiffrin schlug die Hände vors blasse Gesicht. Dass sie ihren Slalom-Titel zum dritten Mal erfolgreich verteidigt und damit mal wieder Ski-Geschichte geschrieben hatte, überraschte sie selbst am meisten. Überwältigt und mit Tränen in den Augen erzählte sie den Journalisten warum.
Shiffrin glaubt an eine Lungenentzündung
"Ich glaube, ich habe eine leichte Lungenentzündung, ich kann kaum atmen, ohne zu husten", sagte sie: "Auf halbem Weg ist mir die Luft weggeblieben, da habe ich nur noch darum gekämpft, auf den Beinen zu bleiben. Es war ein harter Tag, aber mein Skifahren war gut. Ich hatte so viele Zweifel, aber in den entscheidenden Momenten ging alles auf."
Vier Titel in ein und derselben Disziplin - das hatte vor der immer noch erst 23 Jahre alten Shiffrin noch kein Skifahrer geschafft. Die große Schwedin Anja Pärson, Königin der letzten Are-WM 2007, applaudierte ihrer Nachfolgerin von einem TV-Podest herab, im Ziel wurde Shiffrin von der kleinen Emma Lundberg umarmt: Die Olympiasiegerin hatte das schwedische Mädchen vor einigen Jahren erfolgreich in deren Kampf gegen den Krebs bestärkt.
Holdener, die Führende nach dem ersten Lauf, fiel derweil nach einem dramatischen Patzer auf Rang 17 zurück: Sie verpasste eine Stange und stapfte im Anschluss wieder einige Schritte den Berg hoch, um die Stange noch richtig umfahren zu können. Half natürlich nichts mehr: Holdener landete am Ende auf Rang 17.
Swenn-Larsson (0,58 Sekunden zurück) jubelte dagegen mit Tausenden Landsleuten über die erste schwedische Medaille bei dieser WM.
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Dürr mit Bestleistung, Geiger scheidet aus
"Ich bin so glücklich", sagte die 27-Jährige, die sich übermannt von ihren Gefühlen ebenfalls in den Schnee hatte fallen lassen, "Silber für Schweden ist toll!" Riesenslalom-Weltmeisterin Petra Vlhova (Slowakei/1,03) holte nach Kombi-Silber mit Bronze ihr drittes Edelmetall.
Lena Dürr erreichte als Elfte das beste WM-Resultat ihrer Karriere, Christina Geiger schied im zweiten, Marlene Schmotz im ersten Lauf aus.
Bei den deutschen Starterinnen herrschte derweil Ernüchterung vor. Dürr durfte zwar im zweiten Lauf rund vier Minuten auf dem Thron der Führenden Platz nehmen, hatte aber insgeheim auf mehr gehofft. "Es ärgert mich brutal, dass ich den ersten Lauf unten raus so verschlafen habe", sagte Dürr, die sich im Finale von Rang 15 noch etwas nach vorne schob: "Ich würde sagen, ich habe es noch gerettet, aber die Platzierung ist nicht das, was ich mir erhofft hatte."
Auch Geiger haderte. Die Allgäuerin lag noch bei der Einfahrt in den Zielhang auf Kurs Top Acht, als sie schwer patzte. "Bei einer WM muss man einfach riskieren, das habe ich getan", sagte sie, "es ist halt blöd, wenn der Ausscheider so lange nicht passiert und dann ausgerechnet bei der WM." Cheftrainer Jürgen Graller übte Nachsicht. "Ich kann ihr keinen Vorwurf machen", sagte er, "im Slalom geht es darum, dass man das letzte Hemd riskieren muss. Das hat sie getan. Auch die Vorstellung von Lena war in Ordnung."