Der Streit um die Ski-Queen lässt Spekulationen um einen Start Fenningers für den DSV hochkochen. Ein Verbandswechsel birgt Nachteile, es gibt aber ein positives Beispiel.
Der Streit um die Ski-Queen lässt Spekulationen um einen Start Fenningers für den DSV hochkochen. Ein Verbandswechsel birgt Nachteile, es gibt aber ein positives Beispiel.
Ganz Österreich diskutiert derzeit den Fall Anna Fenninger, die Presse schreibt gar vom Ski-Krieg.
Der Konflikt zwischen dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) und der Gesamt-Weltcupsiegerin schwelt schon länger, mit der Rücktrittsdrohung via E-Mail ist der Zoff nun aber vollends eskaliert und mündete in gegenseitigen Erpressungsvorwüfen.
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Die Wortwahl Fenningers ist derart heftig, dass manche zweifeln, ob die Wogen überhaupt noch zu glätten sind. Das Trainingslager auf Zypern verließ sie, um dem Medienrummel um ihre Person zu entkommen. Wenigstens war der ÖSV von diesem Schritt informiert.
Und doch ist es nur logisch, dass noch eine andere Alternative neben einem sofortigen Rücktritt von Fenninger ins Spiel gebracht wird.
Der Wechsel zu einem anderen Verband.
Noch kein Angebot aus Deutschland
Das wahrscheinlichste Ziel wäre dabei der Deutsche Skiverband. Fenninger hat mit Klaus Kärcher nicht nur einen deutschen Manager, sie hat auch in Bayern, im Berchtesgadener Land, das Skifahren erlernt.
Ein offizielles Angebot durch den DSV an Fenninger gab es noch nicht.
Das liegt auch daran, dass ein Wechsel in einen anderen nationalen Verband mit allerlei Hürden verbunden ist. Gar nicht zu vergleichen mit einem Transfer im Fußball.
Die Möglichkeit eines Verbandswechsel ruft nun sogar den Sportminister Österreichs auf den Plan: Gerald Klub deutete an, mit Fenninger und ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel Gespräche führen zu wollen.
Nach hinten in den Startlisten
Fenninger würde, sobald sie für Deutschland startet, in der Weltrangliste des Weltverbands FIS als Neuling eingestuft. Das heißt, sie hätte erst einmal null Punkte und würde auch in den Startlisten ganz hinten eingereiht.
Erst durch Teilnahme an unterklassigen Rennen oder im Europacup könnte sie sich in der Weltrangliste nach vorne arbeiten.
Gerade im ersten Jahr wäre ein Wechsel in einen anderen Verband also für Fenninger nicht vom sportlichen Erfolg gekrönt.
Denn mit Nummern zwischen 60 und 80 ist es wegen der dann schon ramponierten Piste aussichtslos, ein Weltcup-Rennen zu gewinnen.
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Gutensohn und Girardelli als erfolgreiche Vorbilder
Beispiele für "Fahnenflüchtige" in der Vergangenheit gab es genug.
Josef Strobl, Kilian Albrecht oder Katharina Gutensohn verließen den ÖSV mehr oder weniger im Streit.
Für Gutensohn war der Wechsel zum DSV 1989 der richtige Schritt. Sie hatte verletzungsbedingt ohnehin ein Jahr pausiert, bekam so in der FIS-Rangliste den Verletztenstatus und konnte in der Startliste weiter vorne starten.
Prompt gewann sie in ihrem ersten Winter im deutschen Rennanzug den Abfahrts-Weltcup.
Der erfolgreichste "Deserteur" aller Zeiten im Skisport ist aber Marc Girardelli.
Der Voralberger kehrte allerdings schon als Zwölfjähriger dem ÖSV den Rücken, da sein Vater seinen Sohn in Österreich zu wenig gefördert sah.
Mit fünf Gesamt-Weltcupsiegen und elf Weltmeisterschaftsmedaillen kann Girardelli heute auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken.
Einen Nachteil hatte er durch seinen Wechsel dennoch. Bei den Olympischen Spielen 1984 durfte er nicht antreten, da er noch kein luxemburgischer Staatsbürger war.