Home>Wintersport>Eisschnelllauf>

"Highlight" für deutsche Legende: „Franz war noch begnadeter"

Eisschnelllauf>

"Highlight" für deutsche Legende: „Franz war noch begnadeter"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

„Highlight“: Eine Legende wird 80

Ein Geburtstagsgeschenk, das Erhard Keller wohl nie vergessen wird: Seine ersten Schlittschuhe, die er zum fünften Geburtstag bekam. Mit ihnen startete die Karriere einer Eisschnelllauf-Legende. Der Olympiasieger feiert an Heiligabend seinen 80. Geburtstag.
Erhard Keller beendete 1972 seine Karriere als Eisschnellläufer
Erhard Keller beendete 1972 seine Karriere als Eisschnellläufer
© IMAGO/WEREK
Ein Geburtstagsgeschenk, das Erhard Keller wohl nie vergessen wird: Seine ersten Schlittschuhe, die er zum fünften Geburtstag bekam. Mit ihnen startete die Karriere einer Eisschnelllauf-Legende. Der Olympiasieger feiert an Heiligabend seinen 80. Geburtstag.

Der 80. Geburtstag ist besonders. Doch für die deutsche Eisschnelllauf-Legende Erhard Keller kein Grund für einen großen Aufriss. „Ich feiere ganz normal: Stehe morgens auf und schaue, dass ich langsam in den Tag komme. Bei mir ist offene Hütte – viele Inzeller kommen vorbei, auch der Bürgermeister“, sagt Keller im Gespräch mit SPORT1.

{ "placeholderType": "MREC" }

„Das Gute ist, dass abends an Heiligabend alle wieder zu Hause sein müssen. Im Wohnzimmer stehen schon Bierbänke bereit. Der Tag wird sicher ein Highlight, und ich bin froh, dass ich noch fit bin - sowohl geistig als auch körperlich.“

Die deutsche Eisschnelllauf-Legende feiert am 24. Dezember ihren 80. Geburtstag und freut sich auf dieses besondere Jubiläum an einem besonderen Tag - doch das war als kleiner Junge nicht immer so.

„Es war früher nicht so toll: Morgens habe ich das Geburtstagsgeschenk bekommen, und abends dann das Weihnachtsgeschenk unter dem Baum. Wenn ich sagte, was ich mir noch gewünscht hätte, bekam ich oft zu hören: ‚Du hast ja am Vormittag schon etwas bekommen‘“, erinnert sich Keller. „Alles wurde immer halbiert. Kinderpartys gab es auch nicht, weil meine Freunde alle bei ihren Familien waren. Ich saß nur mit Erwachsenen zusammen.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Interview statt Lindsey Vonn

Die Erinnerung an diese Kindheitserlebnisse begleitet Keller bis heute. Vielleicht sind es gerade diese Erfahrungen, die ihn zu einem Menschen gemacht haben, der es schätzt, in Ruhe seinen eigenen Interessen nachzugehen. Wie an jenem Nachmittag in der Galerie seines Hauses in Inzell, wo er eigentlich das Skirennen der Damen anschauen wollte. Doch dazu kam es nicht, und so nahm er sich Zeit für das Interview. „Ich wollte Lindsey Vonn sehen, aber das Rennen wurde wegen des schlechten Wetters unterbrochen“, sagt er.

Die ersten Schlittschuhe erhielt Keller bereits zu seinem fünften Geburtstag. Früh zeigte sich sein außergewöhnliches Talent auf dem Eis, das ihn zu einem der erfolgreichsten Eisschnellläufer seiner Zeit machte.

In seiner Karriere stellte er zahlreiche Weltrekorde auf und gewann zweimal Olympia-Gold. Seinen ersten Weltrekord lief er 1967 über 500 Meter, als er die Distanz in 39,5 Sekunden bewältigte. Doch das war nur der Anfang. Im weiteren Verlauf seiner sportlichen Laufbahn verbesserte Keller die Weltbestzeit auf seiner Spezialstrecke mehrfach, zuletzt auf 38 Sekunden. Bei den Sprintweltmeisterschaften 1971 in Inzell gewann Keller außerdem die Goldmedaille.

Genugtuung statt Stolz

Stolz aber empfindet er heute noch nicht, wenn er an all diese Erfolge zurückdenkt. „Es ist eher eine Art Genugtuung. Schon nach den Rennen früher war da kein Stolz, sondern Genugtuung. Wenn man sich so lange auf etwas vorbereitet, ist es einfach schön, wenn man es dann schafft und sich der Aufwand gelohnt hat.“

{ "placeholderType": "MREC" }

2011 wurde Keller, promovierter Zahnarzt, in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Der „Franz Beckenbauer auf dem Eis“? Da muss Keller lachen und meint: „Franz war schon noch begnadeter.“ Der Umzug nach Inzell im oberbayerischen Landkreis Traunstein war für Keller und seine Familie einst ein Risiko, weil er nicht wusste, ob die Entscheidung für den Sport die richtige sein würde. „Ich ging in Reichenhall zur Schule und habe alles auf eine Karte gesetzt. Mein Vater sagte damals zu, und die Mama musste dann auch Ja sagen. Zum Glück hat alles geklappt.“

Karriere als Moderator

Die ersten Erfahrungen als Sportkommentator im Fernsehen sammelte Keller bereits während seiner aktiven Karriere: Zunächst waren es spontane Gelegenheiten, die ihm den Weg vor die Kamera eröffneten. „Nach den Rennen wurde ich in Inzell interviewt, und der Moderator fragte mich, ob ich Englisch spreche“, erzählt Keller. „Also habe ich den Amerikaner zum Interview gebeten.“ Auch abseits des sportlichen Geschehens war Keller im Fernsehen präsent. Er wurde seinerzeit immer wieder angerufen, auch für ‚Spiel ohne Grenzen‘, berichtet Keller.

„Spiel ohne Grenzen“ war in den 1960er- und 1970er-Jahren eine beliebte Spielshow im Fernsehen. „Einmal saß ich zu Hause an meiner Doktorarbeit, als die Redaktion anrief und fragte, ob ich nach Köln kommen könnte. Ich fragte nur: „Wird Hin- und Rückflug bezahlt?“ Dann machte mir der WDR das Angebot, die Sendung zu übernehmen. Ich habe mich aber nicht vorgedrängt, sondern wurde von ihnen geholt.“

Auch im Aktuellen Sportstudio war Keller als Moderator tätig. An diese Zeit denkt er mit gemischten Gefühlen zurück - von wegen Königsdisziplin als Moderator. „Das Sportstudio war nicht so leicht, denn da musste man die ganze Woche in der Redaktion sitzen. Ich kam erst kurz vorher und musste mich dann schnell einarbeiten.“

Keller: „Schon ein bisschen boykottiert“

Keller fügt hinzu: „Außerdem wollten einige Angestellte vom Sender den Job gerne selbst übernehmen. Die waren nicht begeistert, dass ein Außenseiter kam. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Da wurde ich schon ein bisschen boykottiert.“ Am Dienstag wird Keller also 80 Jahre alt. Eine große Party wird es nicht geben.

Was wünscht er sich für das neue Lebensjahr? „Nur Gesundheit.“ Dann verrät er auch schon ein Geschenk: „Meine Inzeller Freunde schenken mir ein E-Bike, damit ich durch die Gemeinde fahren kann.“ Heute wohnt Keller mit seiner Frau weiterhin in Inzell. Und fast täglich wird er an seine glorreiche Karriere erinnert. „Im Eisstadion hängen viele Bilder von mir in der Eingangshalle. Ich bin jeden dritten Tag dort und treffe immer Leute, die mich natürlich kennen. Das ist einfach schön.“