Die Bäume tragen noch Blätter, von Schnee und Eis ist ohnehin weit und breit nichts zu sehen. Ganz allmählich erst erwacht die Bob-Welt aus ihrem Sommerschlaf. Zwischen den beiden besten Piloten der Welt herrscht allerdings schon jetzt frostige Stimmung - zumindest, wenn es nach Johannes Lochner geht.
Deutscher Bob-Zoff: “Unverschämt“
„Unverschämt“ habe Francesco Friedrich sich verhalten, eine echte „Bombe“ sei da im Sommer geplatzt, klagte der Vizeweltmeister im Gespräch mit dem Münchner Merkur und der tz.
Friedrich nämlich hatte versucht, Lochners Top-Anschieber Georg Fleischhauer abzuwerben. Dies verstoße, so sieht es Lochner, gegen eine „stillschweigende Vereinbarung“ zwischen den langjährigen Konkurrenten.
Der Rekordweltmeister allerdings wirkt amüsiert, als er von diesem Vorwurf erfährt. „Es gibt gar keine Abmachung, so ein Quatsch“, sagt der 34-Jährige: „Was soll denn das sein? Gibt es so etwas im Fußball?“ Die Weltspitze im Bob, meint Friedrich, ist Profisport, derartige Vorgänge daher normal.
Gespräch mit Fleischhauer
Auch einen Streit nehme er nicht wahr, „Hansi hat sich nicht bei mir gemeldet.“ Es habe lediglich „ein vernünftiges Gespräch zwischen Georg Fleischhauer und mir“ gegeben, „ob eine Zusammenarbeit Sinn macht. Es ging um eine mögliche Perspektive. Er konnte sich entscheiden, ob er das möchte. Zu dem Zeitpunkt war auch noch nicht klar, ob Hansi mit seiner Karriere weitermacht.“
Der „Hansi“ sieht es indes so: Er macht vor allem deshalb weiter, weil Friedrich ihn derart gereizt hat. „Man sollte mich nie ärgern“, sagte der Berchtesgadener: „Das war ein Wachrüttler.“
Bis zu den Olympischen Spielen 2026 will Lochner seinem Dauerrivalen aus Sachsen jetzt das Leben schwer machen. „In den letzten zwei Wintern bin ich quasi ohne Training vorne mitgefahren“, sagte er, „aber nochmal Zweiter werden - das schaue ich mir nicht an.“
Sponsoren halten Anschieber
Er habe genügend Sponsoren an Land gezogen, um diesen Plan umzusetzen und auch, um Fleischhauers Verbleib zu sichern. Schon beim Weltcup-Auftakt auf Friedrichs Heimbahn in Altenberg (7./8. Dezember) soll es die erste „Retourkutsche“ geben.
Es wirkt alles ein wenig wie ein Teaser, ein Anschmecker für die neue Saison im Bobsport, der seit Jahren eigentlich nur den Zweikampf zwischen Friedrich und Lochner kennt. Und vielleicht ist es ja genau das.