Franziska Preuß hat in dramatischer Manier den Biathlon-Gesamtweltcup gewonnen - und erntete danach nicht nur dafür große Anerkennung.
Sensationelle Geste von Preuß
Nach dem Zieleinlauf beim Massenstart am Holmenkollen in Norwegen gab es von Preuß zunächst keine großen Jubelgesten, sondern einen mitfühlenden Blick zurück zu der gestürzten Konkurrentin Lou Jeanmonnot. Preuß ging schnell zu Jeanmonnot, die sich bei einem Zweikampf um die Spitzenposition verhakt hatte, suchte den Dialog mit ihr, die beiden umarmten sich bei der Aussprache. Das faire Verhalten von Preuß nach dem bis zum Schluss engen Kampf um die große Kristallkugel hinterließ Eindruck.

„Das ist ein Moment für die Biathlon-Geschichte“
„Das ist die größte Geste von Preuß. Sie jubelt nicht groß. Sie schaut direkt zurück zu Jeanmonnot. In diesem Moment, dem größten Moment ihrer Karriere, so mitfühlend zu sein, das ist großer Sport. Ganz großer Sport“, lobte ARD-Moderator Michael Antwerpes bei der Übertragung: „Das ist ein Moment für die Biathlon-Geschichte, für die Sportgeschichte. Das werden wir noch in vielen, vielen Rückblicken sehen, noch in zehn Jahren.“
Auch Experte Arnd Peiffer zeigte sich gerührt: „Da sieht man, was Franzi Preuß für ein empathischer Mensch ist. Sie dreht sich um, fühlt mit ihrer Konkurrentin. Sie möchte nicht ausgelassen feiern, fragt sich, ob Jeanmonnot sauer ist, ob sie alles richtig gemacht hat“, sagte der Ex-Biathlet.
Preuß bestätigte dies später am ARD-Mikro fast wortgleich: „Ich habe sie gefragt, ob es eine unfaire Situation war und ich habe ihr gesagt, sie soll es ehrlich sagen. Aber sie hat von Anfang an gesagt, es war nicht unfair. Ach, es ist echt schwierig.“
Fourcade lobt Rückzug des Frankreich-Protests
Bevor Preuß sich selbst äußern konnte, hatte sie ein noch größeres Wechselbad der Gefühle hinter sich. Frankreich legte zunächst Protest gegen die Rennwertung ein - zog dann aber zurück, noch bevor die Jury zu einer Entscheidung kommen konnte.
Auch diese Geste bekam ein positives Echo: „Das war ein großes Zeichen von Klasse, die Beschwerde nach Sichtung der Bilder zurückzuziehen“, sagte der ehemalige französische Spitzen-Biathlet Martin Fourcade, der in Oslo vor Ort war.
Preuß und Jeanmonnot machten sich keine Vorwürfe und standen noch Minuten lang im Zielbereich nebeneinander. Danach ging es gemeinsam auf die Ehrenrunde vor der Haupttribüne. Sowohl bei Preuß als auch Jeanmonnot flossen nach Rennen Tränen.