Sturla Holm Laegreid hat den scheidenden Superstar Johannes Thingnes Bö als König des Biathlon abgelöst - und er hat einiges dafür auf sich genommen.
Biathlon-König isolierte sich extrem
Der 28-Jährige sicherte sich am Samstag mit seinem Sieg in der Verfolgung beim Heim-Weltcup am Holmenkollen die große Kristallkugel im Gesamtweltcup. Der Schlüssel dazu war nicht nur Laufstärke und Präzision am Schießstand, sondern auch konsequente Selbstisolation, um 100 Prozent fit zu sein.

"Alles getan, um Menschen und Krankheiten zu meiden"
Im Endspurt der Saison entschied der siebenmalige Weltmeister, sich aus dem norwegischen Teamhotel abzukoppeln, um das Risiko einer Infektion zu vermeiden, die ihn im Duell mit Bö die entscheidenden Punkte hätte kosten können.
„Ich habe alleine gelebt, mein eigenes Essen gekocht und war nicht mehr im Supermarkt, seit ich am Montag nach Hause gekommen bin“, berichtete Laegreid dem Sender NRK: „Ich habe versucht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Menschen und Krankheiten zu meiden. Selbst als ich gestern Autogramme gegeben habe, habe ich eine Gesichtsmaske getragen, für den Fall, dass jemand auf der Tribüne ein bisschen hustet.“
Ein warnendes Beispiel war Konkurrent Bö, der sich beim vorletzten Weltcup in Pokljuka einen Infekt zugezogen hatte und vorzeitig abreisen musste. Gut möglich, dass es der entscheidende Unterschied im Gigantenduell war - auch mit Blick auf Bös Fitnesszustand in Oslo.
Freundin sah Lägreid fast zwei Monate nicht
Für Bö, der schon fünf große Kristallkugeln im Schrank hat, ist das verlorene Duell mit Laegreid verschmerzbar: Er ließ am Samstag auch durchblicken, dass er eine Selbstisolation wie die von Laegreid als übertrieben empfunden hätte: „Ich habe im Lauf meiner Karriere eher ausgewogene als extreme Entscheidungen getroffen - und es gibt nicht viel, was ich bereuen muss.“
Bö versteht allerdings auch, dass Laegreid mit seinem ersten Gesamtweltcup größere Opferbereitschaft zeigte: „Es war sehr klug. Ich hätte das Gleiche getan, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. In dem Hotel, in dem wir jetzt geschlafen haben, herrschte Bewegungsfreiheit. Viele Sportler, viele ‚normale' Leute, die dort leben, ein offenes Buffet und alles."
Dass sich Laegreids Linie am Samstag auszahlte, war auch eine Erleichterung für seine Freundin Sandra Arnesen, die ihrem Lebensgefährten schon länger nicht mehr zu nahe gekommen war: Schon bei der Vorbereitung auf die WM in Lenzerheide hatte sich Laegreid Ende Januar / Anfang Februar räumlich von Arnesen distanziert.
Nach dem alles entscheidenden Sieg am Samstag gab es eine umso dickere Umarmung: „Es war schon eine Weile her. Ich weiß gar nicht mehr, wann das letzte Mal war“, sagte Laegreids Freundin.