Es war das Drama zum Auftakt der vergangenen Biathlon-WM im tschechischen Nove Mesto. Als dritte Läuferin der Mixed-Staffel patzte Franziska Preuß entscheidend. Nachdem sie bereits liegend drei Nachlader gebraucht hatte, schoss sie stehend sogar viermal vorbei und musste in die Strafrunde.
Beendet Preuß ihren WM-Fluch?
Die deutsche Mannschaft beendete das Rennen nach hervorragendem Start nur auf Rang fünf - und Preuß war untröstlich. „Mir tut es einfach nur mega leid für die anderen. Das ist wirklich mega schade“, sagte sie damals in der ARD.

Für die sonst so verlässliche deutsche Biathletin keine Seltenheit bei Weltmeisterschaften.
Franziska Preuß und ihr WM-Fluch
Obwohl sie im vergangenen Jahrzehnt wohl die konstanteste deutsche Biathletin ist, die trotz zahlreicher verpasster Rennen aufgrund von Krankheiten sechs Mal die Top 12 des Gesamtweltcups erreichte, wollte es bei Weltmeisterschaften nie so ganz klappen, wenn man Team-Erfolge außen vor lässt.
So gewann sie auf sich gestellt nie Gold und lediglich eine WM-Einzelmedaille - diese liegt mit Silber beim Massenstart 2015 in Kontiolahti bereits zehn Jahre zurück - der WM, bei der die ein Jahr ältere Laura Dahlmeier einst ihren Durchbruch feierte. Und während die früh vollendete Dahlmeier seit Jahren im Ruhestand ist, lief für Weggefährtin Preuß immer etwas gegen sie.
Fast stellvertretend dafür steht die Saison 2020/2021, als Preuß sogar Dritte im Gesamtweltcup wurde. Doch obwohl sie in jedem WM-Rennen unter die Top 8 kam, holte die Deutsche abgesehen von der Mannschaft nicht eine Medaille.
Zu oft spielten ihr die Nerven oder der eigene Körper einen Streich - und manchmal fehlte auch nur ein wenig mehr Glück. „Franzi war immer schon stark, aber hatte viel Pech. Sie hatte immer irgendwas. Da hat sie mir oft wirklich leidgetan“, sagte die langjährige Konkurrentin Dorothea Wierer bei Eurosport.
Preuß: Im Gelben Trikot zur WM
Doch in diesem Jahr soll alles anders werden - und die Vorzeichen stehen besser denn je. Denn dass Preuß konstant gute Leistungen abrufen kann, beweist sie in dieser Saison fast in jedem Rennen. In Topform und als Führende des Gesamtweltcups gilt die 30-Jährige als heiße Kandidatin auf eine oder mehrere Medaillen bei der WM in Lenzerheide/Schweiz (12. – 23. Februar).
Ihre gute Form macht auch Preuß trotz ihrer mäßigen WM-Bilanz Mut: „Mein Ansatz war schon immer: Wenn man es schafft, im Weltcup auf das Podium zu kommen, ist es auch ein realistisches Ziel, das bei der WM zu schaffen.“
Ähnlich sieht es Wierer: „Das ist jetzt ihre Saison. Das weiß sie auch - und das genießt sie jetzt. Wenn ich sie sehe, wirkt sie immer glücklich. Das macht schon viel aus. Sie hat bis jetzt eine super Saison gezeigt. Wenn‘s läuft, dann läuft‘s - dann muss man sich auch keine Gedanken machen.“
Damit es auch wirklich klappt, muss sich im Vergleich zu vergangenen Weltmeisterschaften vor allem eines ändern - die Performance am Schießstand. Blickt man auf vergangene WM-Resultate von Preuß, fällt nämlich eine im Vergleich zum Weltcup deutlich schwächere Schießleistung auf.
Schießprobleme bei Weltmeisterschaften
2015, 2016, 2019, 2020, 2021 und 2024 nahm Preuß an Weltmeisterschaften teil und schoss in 22 Einzelrennen insgesamt 48-mal daneben. Das bedeutet einen Schnitt von 2,2 Fehlern pro Rennen.
Ein deutlicher Unterschied zu ihren sonstigen Weltcup-Rennen, seit der Saison 2018/2019 machte Preuß im Schnitt knapp 1,9 Fehler pro Rennen. In dieser Saison steht sie sogar bei herausragenden 1,36 Fehlern pro Rennen.
Ebenfalls bemerkenswert: Preuß blieb in der aktuellen Saison schon dreimal komplett fehlerfrei, bei Weltmeisterschaften gelang ihr das bisher erst ein einziges Mal (Verfolgung 2016).
Entscheidend wird vor allem das Stehendschießen werden - dort leistete sie sich bei den Weltmeisterschaften 30 ihrer 48 Fehler, also fast zwei Drittel.
Gesundheitliche Probleme bremsen Preuß aus
Aber nicht nur das Schießen hielt Preuß von einem WM-Titel ab, ihre anhaltenden gesundheitlichen Probleme zwangen sie bereits zweimal zu einer Absage. 2017 verpasste sie die WM aufgrund einer Grippeerkrankung. Kurz darauf unterzog sie sich einer Operation wegen einer Nebenhöhlenentzündung.
Auch die Heim-WM 2023 in Oberhof verpasste Preuß krankheitsbedingt. Sie brach die Saison frühzeitig ab, erklärte damals, sie könne in ihrer Verfassung keine Hilfe für das deutsche Team sein.
Vor gut einem Jahr und kurz nach der WM erfolgte der nächste Rückschlag, die 30-Jährige musste die Saison wegen eines Infekts im Nasennebenhöhlenbereich wieder frühzeitig beenden. Daraufhin unterzog sie sich einer erneuten Operation, die ihr offenbar sehr half.
Operation als Schlüssel zum Erfolg?
„Es war nicht gerade die angenehmste Operation, aber ich bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe. Denn ich merke tatsächlich jetzt schon eine deutliche Verbesserung“, sagte die ehemalige Staffel-Weltmeisterin im Oktober der Abendzeitung: „Im Training merke ich, dass ich belastbarer bin.“
Und tatsächlich zeigte die OP Wirkung. Überragende zehn Podestplätze holte Preuß in der laufenden Saison, trägt aktuell das Gelbe Trikot der Gesamtführenden.
Beste Voraussetzungen also, um ihren WM-Fluch endlich zu beenden.