Am 28. Dezember 2019 endete eine bedeutende Ära im deutschen Biathlon. Laura Dahlmeier, eine der erfolgreichsten Athletinnen ihres Sports, verabschiedete sich bei der Biathlon World Team Challenge von der internationalen Bühne.
Dahlmeiers magischer Abschied
Schauplatz dieses besonderen Moments war die spektakuläre Kulisse der ausverkauften Schalker Arena. Mehr als 46.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sorgten für eine Atmosphäre, die der Ausnahmeathletin einen würdigen Rahmen für ihren letzten Wettkampf bot.
„Als ich das letzte Mal in den Tunnel gefahren bin, da ist es mir schon in den Kopf geschossen: Okay, das wird jetzt dein allerletztes Schießen. Jetzt musst du dich noch mal richtig zusammenreißen“, erklärte Dahlmeier in der ARD.
Dahlmeier-Glanzleistung zum Abschied
Und tatsächlich: Nur ein einziger Fehler unterlief ihr bei 40 Versuchen im Massenstart- und Verfolgungsrennen, was sie mit einem Lachen kommentierte: „Ich glaube, es ist ganz gut gegangen.“ Besonders beim letzten Schießen wollte sie keine Fehler machen: „Supergut, dass es geklappt hat.“
Mit Philipp Nawrath an ihrer Seite reichte es am Ende dennoch „nur“ für den vierten Platz. Während das Duo das zweite deutsche Team Denise Herrmann-Wick und Benedikt Doll hinter sich ließ, ging der Sieg an die Norweger Marte Olsbu Roiseland und Vetle Sjastad Christiansen.
Trotz des verpassten Podests zeigte sich die Dahlmeier, die etwa sieben Monate zuvor ihr Karriereende verkündet hatte und von den Fans in der Arena frenetisch gefeiert wurde, zufrieden: „Es war schon beeindruckend, dass wir so gut vorne mitmischen konnten. Wir sind beide zufrieden.“
Dahlmeier „eine absolute Ausnahmeathletin“
Dahlmeier prägte den Biathlonsport wie kaum eine andere vor ihr. In nur wenigen Jahren feierte sie Erfolge, die andere Athletinnen in einer ganzen Karriere nicht erreichen. Sie gewann sieben Weltmeistertitel, zwei olympische Goldmedaillen und den Gesamtweltcup – ein Portfolio, das sie in den Augen vieler Fans und Experten zur besten Biathletin ihrer Generation macht.
„Sie hat in nur wenigen Jahren außergewöhnliche Kapitel Sportgeschichte geschrieben und den populären Biathlonsport auf eindrucksvolle Weise bereichert“, hatte der damalige DOSB-Präsident Alfons Hörmann anlässlich ihres Rücktritts gesagt.
Auch Bernd Eisenbichler, der ehemalige sportliche Leiter des DSV, hatte lobende Worte gefunden: „Laura ist eine absolute Ausnahmeathletin, von der gerade unsere Nachwuchssportlerinnen und -sportler lernen und profitieren können.“ Dahlmeier – die Sportlerin des Jahres 2017 – hinterließ eine Lücke im deutschen Biathlon, die bis heute nur schwer zu füllen ist.
„Keine Biathlon-Ziele mehr auf meiner Liste“
Die Entscheidung, ihre Karriere mit nur 25 Jahren zu beenden, überraschte viele. Doch für Dahlmeier war dieser Schritt wohlüberlegt. „Heute bin ich an dem Punkt, an dem ich nicht weiß, was ich mir für ein Ziel vornehmen sollte“, hatte sie im Frühjahr 2019 erklärt.
Die körperliche Belastung und die hohen Anforderungen des Leistungssports spielten dabei eine entscheidende Rolle. „Ich merke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für mich gekommen ist. Ich habe keine Biathlon-Ziele mehr auf meiner Liste“, hatte die Garmisch-Partenkirchnerin damals gesagt.
Auf der Suche nach neuen Herausforderungen
Nach ihrem Rücktritt fand Dahlmeier schnell eine neue Leidenschaft: das Bergsteigen. Schon während ihrer aktiven Karriere hatte sie immer wieder betont, wie wichtig ihr die Natur und die Berge als Ausgleich zu den Wettkämpfen waren.
Heute ist Dahlmeier glücklich mit ihrem neuen Leben. Ob als Bergsteigerin, ZDF-Expertin oder Abenteurerin – die frühere Biathlon-Königin zeigt, dass Erfolg nicht immer nur auf Medaillen beruhen muss.
„Es ist alles ein bisschen ruhiger. Ich bin froh, dass ich nicht mehr 110 Prozent geben muss, sondern vielleicht 95 Prozent reichen“, erklärte sie bei ihrem Abschied der ARD.
Im Herbst 2024 sorgte Dahlmeier dennoch mit einem Weltrekord am Ama Dablam für Schlagzeilen. Sie bewältigte die schwierige Route in nur zwölf Stunden. „Mir geht’s nicht um Rekorde“, betonte die inzwischen 31-Jährige in der Sendung Blickpunkt Sport und machte deutlich, dass sie im Bergsteigen eher nach Erfüllung und persönlicher Herausforderung sucht als nach Medaillen und Bestzeiten.
Dahlmeier ehrlich: „Brauche das nicht wieder zurück“
Fünf Jahre nach ihrem Abschied auf Schalke bleibt Laura Dahlmeier eine Ikone des Biathlonsports. Ihre Erfolge sowie ihre Bescheidenheit haben sie nicht nur in Deutschland zu einem Vorbild gemacht. Sie zeigte, dass man trotz großer Erfolge auf dem Boden bleiben und eigene Werte leben kann.
„Ich habe eine super Zeit gehabt, alles erreichen dürfen und bin extrem dankbar dafür. Aber alles zu seiner Zeit. Ich brauche das nicht wieder zurück“, sagte Dahlmeier rückblickend über ihre Karriere. Und mit diesen Worten zog sie einen Schlussstrich unter ein Kapitel, das für sie und viele ihrer Fans unvergesslich bleiben wird.