Kurz vor dem Auftakt der neuen Weltcup-Saison hat der ehemalige Biathlon-Weltmeister Erik Lesser die umstrittene neue Startregel scharf kritisiert. „Ich würde es als Bestrafung empfinden. Ich sehe die Relevanz nicht so richtig. Ich verstehe nicht die Not“, stellte der TV-Experte im Gespräch mit dem Nachrichtenportal t-online klar.
Heftige Kritik an Biathlon-Revolution
Am Samstag starten im finnischen Kontiolahti die ersten Wettbewerbe, doch seit Wochen steht die neue Startregel im Fokus. Künftig dürfen die besten Athletinnen und Athleten bei den Individualrennen ihre Startgruppe nicht mehr frei wählen, sondern gehen in Gruppe drei auf die Strecke.
Auch aktive Biathleten äußerten bereits Kritik an der Regeländerung. „Das finde ich immer schade, wenn ein Weltverband gegen die Athleten etwas durchdrücken will“, erklärte Lesser.
Neue Biathlon-Regel: Probleme beim Aufwärmen?
Der Weltverband IBU erhofft sich durch die Anpassung des Regelwerks mehr Spannung für die TV-Zuschauer. „Es ist ein lobenswerter Ansatz, dass man versucht, die Sportart im Fernsehen präsent zu sehen“, führte Lesser aus. Allerdings sieht der 36-Jährige keinen zusätzlichen Handlungsbedarf: „Das Produkt Biathlon funktioniert ja im Fernsehen in Ordnung.“
Problematisch findet Lesser, dass die neue Regel Auswirkungen auf das Aufwärmen der Biathlons-Stars habe. Die Top-Athleten können sich nun nicht mehr direkt auf der Wettkampfstrecke vorbereiten, da diese von den ersten beiden Startgruppen genutzt wird.
Stattdessen müssen sie auf spezielle Aufwärmrunden ausweichen - die allerdings nicht immer optimal sind, wie Lesser erläutert: „Wir reden von einer Warm-up-Runde von 200 bis 300 Metern im Flachen. Das hat mit Warm-up und Warmlaufen nichts zu tun.“ Er selbst habe das als Athlet schon nicht gemocht, wenn er sich „auf so einer Pseudo-Warm-up-Runde warmlaufen musste“.
Lesser hatte 2022 seine Biathlon-Karriere beendet. Seit der Saison 2022/23 ist er als TV-Experte für die ARD tätig.