Ingrid Landmark Tandrevold ist endgültig die tragische Heldin des Biathlon-Winters - und hat nach der dramatischen Verfolgung im kanadischen Canmore erneut Tränen vergossen.
Tränen-Interview nach Biathlon-Drama
„Vielleicht hilft es, heute ein paar Emotionen rauszulassen. Im Moment ist es ein bisschen viel für mich“, sagte die Norwegerin in einem emotionalen TV-Interview mit dem Sender NRK.
Tandrevold hatte im Verfolger nach vier Schießfehlern nur Platz 19 geschafft und damit Platz 1 in der Gesamtwertung an Siegerin Lisa Vittozzi aus Italien verloren. Vor dem abschließenden Massenstart am heutigen Sonntag (ab 18.10 Uhr im Liveticker) hat Vittozzi mit 61 Punkten eine komfortable Führung, ihr würde bei einem Sieg von Tandrevold ein 11. Platz reichen.
Für die Norwegerin und ihr Team endet das Jahr 1 nach dem Rücktritt der Aushängeschilder Marte Olsbu Roiseland und Tiril Eckhoff damit wohl erneut mit einem Tiefschlag.
Tandrevold: „Enttäuscht, aber auch sehr stolz“
Schon bei der WM in Nove Mesto war Tandrevold mehrfach tragische Heldin: Die viermalige Staffel-Weltmeisterin blieb ohne eine einzige Medaille in den Einzeldisziplinen - ihr Drama kulminierte nach dem verschossenen Single-Mixed-Gold mit Johannes Thingnes Bö und dem anschließenden Tränenausbruch.
Nun überkamen die 27-Jährige erneut die Tränen, sie ordnete das Geschehen aber andererseits auch erstaunlich gefasst ein.
„Mir geht es eigentlich ganz gut, aber ich bin ein wenig enttäuscht von dem Rennen heute“, sagte sie: „Ich weiß wirklich nicht, warum ich weine. Ich glaube, ich bin ein wenig überwältigt. Ich bin jetzt ein wenig enttäuscht, aber auch sehr stolz auf alles, was ich erreicht habe.“
Tandrevold hatte bereits im Sprint von Canmore einen großen Teil ihres Vorsprungs auf Vittozzi verspielt, aber die kleine Kristallkugel in der Disziplinwertung gesichert - weswegen Tandrevold mit gemischten Gefühlen zurückbleibt.
„Ehrlich: Ich bin nicht die besten Biathletin der Welt“
„Man hat das Gefühl, ganz nah dran zu sein, aber gleichzeitig auch sehr weit weg“, sagte sie: „Ich kann ehrlich sagen, dass ich im Moment nicht die beste Biathletin der Welt bin, ich war es auch nicht in diesem Jahr.“
Vor Konkurrentin Vittozzi verneigte sich Tandrevold im selben Atemzug: „Es gibt jemanden, der viel stärker ist als ich, und das ist sehr inspirierend für mich, denn ich möchte wirklich so sein wie sie und am Schießstand dasselbe Selbstvertrauen haben - was ich jetzt noch nicht ganz habe.“
Die deutschen Biathletinnen hatten in der letzten Verfolgung des Winters den Sprung auf das Podest verpasst. Janina Hettich-Walz belegte nach vier Schießfehlern den neunten Platz (+1:18,0 Minuten). Anführerin Franziska Preuß hatte wegen eines anhaltenden Infekts auf das Saisonfinale verzichtet, sich stattdessen einem kleinen chirurgischen Eingriff unterzogen.
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Mit Sport Informations-Dienst (SID)