Die deutschen Biathletinnen haben im Sprint von Soldier Hollow erneut enttäuscht und das Podest klar verpasst - im Anschluss haderten sie mit den widrigen Streckenbedingungen.
„Nicht mehr Biathlon wie früher“
„Meine Motivation war ziemlich klein, als ich die Streckenbedingungen gesehen habe“, sagte Top-Talent Selina Grotian nach dem Rennen am ARD-Mikrofon: „Man muss sich schon aufraffen, es ist nicht mehr so das Biathlon, wie es früher war oder wie es auch noch vor zwei Jahren hier war. Das ist schon ein bisschen schade, wenn man es so sieht. Aber ich denke, ich habe das beste draus gemacht.“
Weltcup-Debütantin Grotian kannte die Strecke von der Junioren-WM 2022, wo sie die Verfolgung gewonnen hatte - ihre erste von insgesamt fünf WM-Goldmedaillen im Jugendbereich. Ähnlich wie bei der WM in Nove Mesto herrschten in Soldier Hollow in den vergangenen Tagen warme Bedingungen mit teils zweistelligen Plus-Graden - es zeigte sich einmal mehr, wie der Klimawandel den Wintersport vor langfristige Herausforderungen stellt.
Beim Erfolg von Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich (1 Strafrunde) belegte Grotian als noch beste Athletin des Deutschen Skiverbandes (DSV) den 13. Rang. Die 19-Jährige lag nach einer Strafrunde über eineinhalb Minuten hinter der französischen Siegerin zurück. Für Grotian kein schlechtes Ergebnis („Ich kann ganz zufrieden sein“), die Gesamtbilanz der DSV-Frauen aber fiel ernüchternd aus.
„Auf der Strecke schwerfällig gefühlt“
Vor allem in der Loipe verloren die deutschen Skijägerinnen, die in den USA wieder ohne die erkrankte Franziska Preuß starten, viel Zeit. Hinter Grotian wurde Einzel-Silbermedaillengewinnerin Janina Hettich-Walz (2 Strafrunden/+1:57,2 Minuten) 20. „Ich habe mich auf der Strecke schwerfällig gefühlt“, sagte die 27-Jährige.
Auch Vanessa Voigt (1/+2:34,8 Minuten) haderte nach Rang 36: „Es war von Anfang an echt schwierig. Sie haben alles probiert, aber man hat schon beim Einlaufen gemerkt, dass auch das Salzen der Strecke nicht so viel bringt. Es war total tief und das ist natürlich schade, schon das Training hat ganz schön an den Kräften genagt.“
Die Thüringerin - unter der Woche von Ex-Biathletin Miriam Neureuther im SPORT1-Interview für ihre Material-Kritik während der WM gescholten - räumte auch ein, dass sie im Weltcup-Endspurt zu kämpfen hat: „Es ist nicht nur, dass ich körperlich erschöpft bin, sondern auch mental. Die Saison nagt an den Kräften.“
Debütantin Julia Kink (2/+2:44,6), die in der vergangenen Woche bei der Junioren-WM in Estland jeweils Gold im Massenstart und mit der Frauen-Staffel gewonnen hatte, war in ihrem ersten Weltcuprennen „sehr zufrieden“ mit dem 42. Platz. Sophia Schneider (3/+3:01,2) erreichte Rang 48, Johanna Puff (3/+3:42,0 Minuten) Platz 65. Auch Puff verdeutlichte, wie sehr sie mit den Bedingungen zu kämpfen hatte: „In jeder Runde ist die Strecke noch tiefer geworden.“
Braisaz-Bouchet macht Boden gut
Im engen Kampf um die große Kristallkugel machte Siegerin Braisaz-Bouchet etwas Boden auf die Gesamtweltcup-Führende Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen gut, die auf Platz 2 ins Ziel kam. Das Podest komplettierte die aufstrebende Französin Lou Jeanmonnot.
Die weit von der Spitze entfernten deutschen Frauen gehen mit einer großen Hypothek in die Verfolgung am Sonntag (17.00 Uhr). Zuvor wartet am Samstag im US-Bundesstaat Utah die Staffel der Biathletinnen (20.25 Uhr) und das Sprintrennen der Männer (23 Uhr) - bei denen die deutsche Staffel mit Benedikt Doll am Freitag in Soldier Hollow das Podest erreicht hatte. Vom 14. bis zum 17. März findet das Saisonfinale im kanadischen Canmore statt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)