Haben die deutschen Biathlon-Verantwortlichen fahrlässig eine Medaillenchance verschenkt? Einen ihrer Besten aus rätselhaften Gründen ausgebootet?
DSV-Nominierung irritiert viele Fans
Es war der Eindruck vieler Fans, als der DSV am Dienstag das Aufgebot für das heutige Einzel der Männer (ab 17.20 Uhr LIVETICKER) bekanntgab: Mit Benedikt Doll, Philipp Horn, Johannes Kühn und Roman Rees - ohne den formstarken Justus Strelow.
„Justus wo?“ - „Warum lasst ihr Justus nie laufen?“ - „Wo ist wieder Justus? Was ist mit ihm?“: Die verwunderten Reaktionen bei Instagram und Co. waren zahlreich. Es gibt allerdings einen triftigen Grund, warum der 27-Jährige aus dem sächsischen Dippoldiswalde außen vor ist.
Strelow wird im Einzel geschont, um stattdessen am Tag darauf im Single Mixed mit Vanessa Voigt auf Medaillenjagd zu gehen. Er will es auch selbst so - weil er sich in der Konstellation bessere Chancen ausrechnet.
Justus Strelow verzichtet fürs Single Mixed auf Einzel
Der DSV bestätigte am Mittwochnachmittag, dass er im Single Mixed auf sein Erfolgsduo aus Antholz setzt: Bei der WM-Generalprobe in Südtirol hatten die beiden mit nur einem Nachlader den ersten deutschen Sieg überhaupt in der jüngsten Weltcup-Disziplin gefeiert.
Weil er sich realistische Hoffnungen macht, in Nove Mesto ebenfalls einen Coup in der Konstellation zu landen, hatte Strelow schon vergangene Woche angedeutet, dass er dafür wohl aufs Einzel verzichten werde - in einer Medienrunde vor Ort bestätigte er es schon vor der offiziellen Verkündung.
„Einzel und Single Mixed passt nicht gut zusammen. Natürlich will man WM-Rennen laufen. Aber am Ende geht es um Medaillen. Ich kann fürs Team meinen besten Beitrag in der Single Mixed leisten“, erklärte Strelow: „Im Einzel wäre theoretisch eine Medaillenchance da. Aber sind wir ganz ehrlich: Ich brauche da die Null. Zusätzlich muss ich Glück haben, dass die starken Läufer Fehler machen. Deshalb ist meine Chance im Single Mixed besser.“
In der Fan-Community sind die Reaktionen gespalten: Während die einen Strelows Logik folgen, verstehen andere weiterhin nicht - O-Ton eines Users auf dem offiziellen Biathlon-Account des DSV - „warum man sich als bester Schütze bei einer WM ‚unter Wert‘ verkauft“.
Biathlon-WM: Neue Chance für Vanessa Voigt
In Tschechien müssen Voigt und Strelow - der schon in der Mixed-Staffel einen Top-Eindruck hinterlassen hatte in umgekehrter Reihenfolge antreten: Strelow mit den Männern der anderen Nationen den Anfang, Voigt und Co. absolvieren den Schlusspart.
Der Erfolg von Antholz sei ein „schöner Motivator. Man kann mit viel Selbstvertrauen und einer Spur mehr Lockerheit rangehen“, sagte Strelow: „Wir wissen, dass wir es können. Ich hoffe, dass wir um die Medaillen und vielleicht sogar um den Sieg mitkämpfen können.“
Janina Hettich-Walz wurde trotz ihres zweiten Ranges im Einzel für den kleinsten Teamwettbewerb nicht berücksichtigt - der DSV vertraut der im selben Rennen fünftplatzierten Voigt, die ihre zweite WM-Medaille nach dem Staffel-Silber von Oberhof nachjagt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)