Es war keine schlechte Biathlon-WM von Franziska Preuß, beileibe nicht. Und doch bleibt am Ende ein bitterer Nachgeschmack.
Wie viel Pech kann man haben?
„Ich habe mir die zwei Wochen ganz anders gewünscht“, sagte die deutsche Nummer 1 vor der Abreise aus Nove Mesto. Die 29-Jährige, in diesem Winter in furioser Form zurückgekehrt aus einer langen, gesundheitlich bedingten Pause, steht aufgrund einer Vielzahl unglücklicher Umstände schon wieder als tragische Heldin da.
Biathlon-WM: Für Preuß kam alles zusammen
In der Mixed-Staffel, bei der Deutschland auf Gold-Kurs lag, versagten der Staffel-Weltmeisterin von 2015 am Schießstand die Nerven. Bei podesttauglichen Rennen in Sprint und Verfolgung waren die deutschen Materialprobleme das Verhängnis für die Lebensgefährtin von Simon Schempp.
Im Einzel, wo die deutschen Skier zu den Bedingungen passten und Janina Hettich-Walz zu Silber trugen, nahm sich Preuß erneut mit Schießfehlern aus dem Spiel. Und kurz vor der Frauen-Staffel spielte ihr dann mal wieder die Gesundheit einen Streich.
Wegen plötzlich auftretender Halsschmerzen musste Preuß kurzfristig aus dem Aufgebot gestrichen werden. Sie konnte sich nur als Zuschauerin mitfreuen, als Hettich-Walz, Vanessa Voigt, Selina Grotian und die Ersatz-Schlussläuferin Sophia Schneider über Bronze jubelten.
Vor dem abschließenden Massenstart war Preuß überraschend schnell wieder fit und gleich wieder beste Deutsche - auf Platz 11 allerdings aufgrund erneuter Materialprobleme und eines Schießfehlers wieder nicht in Medaillennähe.
„Wie der größte Idiot auf der Welt“
Es ist zum Verzweifeln, was sich der Biathlon-Gott für Preuß alles ausgedacht hat und Preuß konnte und wollte am Ende nicht verbergen, dass sie daran letztlich auch verzweifelt ist: „Ich hatte eine gute Ausgangslage, um mit einer Medaille heimzufahren. Jetzt stehe ich ohne da, das ist ernüchternd.“
Bereits nach dem unglücklichen Auftritt in der Mixed-Staffel bekannte sie in aller Offenheit: „Ich habe mich gefühlt wie der größte Idiot auf der Welt.“
Eine fehlende Reaktion auf das Fiasko muss sich Preuß nicht vorwerfen lassen, umso bitterer, dass sie weiterhin auf ihre erste WM-Medaille seit Pokljuka 2021 wartet - und auf die erste Einzelmedaille bei einem Großereignis seit dem Massenstart-Silber in Kontiolahti 2015.
Eine unvollendete Karriere
Obwohl Preuß seit vielen Jahren zu den komplettesten und konstantesten Biathletinnen im Feld gehört - wenn sie fit ist -, machten ihr immer wieder Erkrankungen, Verletzungen, Pech und Dramen einen Strich durch die Rechnung,
Zur Erinnerung: Die Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen und 2023 in Oberhof verpasste Preuß ganz, auch bei Olympia 2022 war sie nicht bei 100 Prozent und in den Einzeldisziplinen nicht konkurrenzfähig, Bronze in der Staffel verschaffte damals etwas Linderung.
Vor dieser WM schien endlich wieder alles zu passen, unverhofft stark und mit mehreren Podestplatzierungen hatte sich Preuß nach dem verlorenen Winter 2022/23 zurückgemeldet und diesmal auch erneute Rückschläge wie eine weitere Corona-Infektion im Dezember weggesteckt. Die Bühne für einen erfolgreichen Saisonhöhepunkt schien diesmal bereitet - doch wieder kam es anders.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)