Benedikt Doll tankte auf einer Joggingrunde im ungewohnten Sonnenschein von Nove Mesto Energie, Franziska Preuß testete ihre Schießabläufe. Am Ruhetag feilten die Hoffnungsträger der deutschen Biathleten allerdings auch mit den Verantwortlichen am Masterplan für die zweite WM-Woche. „Wir müssen alles auf links drehen“, forderte Sportdirektor Felix Bitterling.
Ist das der Grund für das WM-Debakel?
Erst zum dritten Mal in diesem Jahrtausend blieben die deutschen Biathleten in der ersten WM-Woche ohne Medaille, angesichts der besorgniserregenden Materialprobleme besteht gar die Gefahr einer historischen Nullnummer. „Keine Panik“, forderte Männer-Coach Uros Velepec.
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Doch Hoffnung auf Besserung gibt es kaum. Zu krass waren die Nachteile in der Loipe bisher. Die Topathleten nahmen den Deutschen auf der Strecke meist deutlich mehr als eine Minute ab. Die Folge: Am Montagmorgen gab es in großer Runde mit allen Athleten, Trainern und Technikern ein Gespräch. Die ungewöhnliche Mischung aus warmen Temperaturen, Regen und Wind waren für den DSV bisher einfach zu viel.
Aus 200 Wachsen, 70 Handstrukturen und zahlreichen Skischliffen wurde noch kein wettkampffähige Mischung gefunden.
Und das sorgte bereits für reichlich Wut bei den Athleten. „Ich glaube, ich will da noch nichts sagen“, sagte Vanessa Voigt in einem pikanten ARD-Interview zu den Materialproblemen: „Wir müssen das im Team erst mal besprechen, ich will da nichts vorwegnehmen. Wir haben da Redebedarf und schauen dann weiter.“
Hat Deutschland den Anschluss verpasst?
Der ehemalige Olympiasieger Michael Rösch wurde beim Deutschlandfunk deutlich: „Ich kann es so ansprechen, dass es wirklich gerade eine Materialschlacht ist. Und die Deutschen da Schwierigkeiten haben, das richtige Setup zu finden. Man kann es sich so vorstellen wie bei der Tour de France. Wenn jemand mit einem Platten losfährt, der wird kein Sieger.“
Dabei ist das Material spätestens seit dieser Saison der ganz große Faktor geworden. Denn es gab vor dem ersten Wettkampf eine große Änderung.
Es darf kein Fluor mehr verwendet werden. Und das sorgte bisher dafür, dass die Unterschiede bei den Skiern gering gehalten wurden. In diesem Winter haben also vor allem die kleineren Nationen keine Chance mehr bei den Laufzeiten. Selbst eigentlich stärkere Läufer wurden problemlos stehen gelassen.
Das Problem: Einige Topnationen haben massig investiert und dominieren nun allein schon wegen des Materials.
Norwegen dominiert dank Ski-Truck
Das norwegische Team hat sich für eine Summe von 700.000 Euro einen neuen und innovativen Super-Wachstruck angeschafft. Dieser reist zu allen Wettkampforten mit. Kein anderes Land hat so gute Möglichkeiten. Die Männer dominieren auch deshalb schon die gesamte Saison und nun auch bei der WM.
Doch Schweden hat schon länger stark aufgerüstet. Seit November 2022 hat das Team einen rund 80 Quadratmeter großen Truck mit fünf Arbeitsstationen. Die Französinnen, bei dieser Weltmeisterschaft ganz oben, haben ebenfalls beste Technik im Rücken.
Es sieht alles so aus, als hätte Deutschland bei diesem bestimmenden Thema Nachholbedarf. Den auch bei den anstehenden Einzelwettbewerben am Dienstag und Mittwoch entscheidet auch das richtige Wachs über die Medaillenvergabe.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)