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Warum Norwegens Biathleten fast unschlagbar sind

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Warum Norwegens Biathleten fast unschlagbar sind

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Norwegens Biathleten: Fast unschlagbar

Woche für Woche deklassieren die norwegischen Biathlon-Männer ihre Konkurrenz. Doch der unfassbare Erfolg kommt längst nicht von ungefähr.
Die norwegischen Biathlon-Männer dominieren den Weltcup nach Belieben
Die norwegischen Biathlon-Männer dominieren den Weltcup nach Belieben
© IMAGO/GEPA pictures
ntrettin
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Woche für Woche deklassieren die norwegischen Biathlon-Männer ihre Konkurrenz. Doch der unfassbare Erfolg kommt längst nicht von ungefähr.

Eine bessere Darstellung der Dominanz konnte es im Grunde gar nicht geben. Als sich am Sonntag in Antholz die 30 besten Athleten zum Massenstart aufreihten, waren vorne ausschließlich die dunkelblauen Anzüge der Norweger zu sehen. Johannes Thingnes Bö, Tarjei Bö, Johannes Dale-Skjevdal, Sturla Holm Laegreid, Endre Strömsheim und Vetle Sjastad Christiansen - sie besetzen im Gesamtweltcup die Ränge eins bis sechs.

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Nie zuvor beherrschte eine Nation dermaßen das Geschehen, ohne jeden Zweifel sind die Norweger in dieser Saison das Nonplusultra. Ihre bisherige Ausbeute: Neun Einzelerfolge, dazu 19 weitere Podestplätze und Siege bei allen Staffelrennen des Winters. Vor der anstehenden Weltmeisterschaft im tschechischen Nove Mesto steht die Konkurrenz vor einer schier unlösbaren Herausforderung. Aber was macht das Team um den fünfmaligen Olympiasieger Bö besser als der Rest der Welt?

Norweger sind „routinierter, mit Top-Platzierungen umzugehen“

Zunächst einmal fällt da die schon fast unheimliche Sicherheit auf. Ob bei der Trefferquote, der Schießzeit und der läuferischen Leistung - die sechs Norweger verkörpern in jeder Hinsicht absolute Weltklasse. Da gilt das simple Prinzip: Einer kommt immer durch. Mindestens einer. Denn immerhin hat das Team bereits sechs Dreifach-Erfolge eingefahren. Auch das ist ein Novum bei den Skijägern.

„Sie sind routinierter, mit den Topplatzierungen umzugehen, auch sich selber in die Position zu bringen und die dann auch zu nutzen“, sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling am Rande des Weltcups in Antholz. Dass die starken Norweger auf ihre glänzenden Leistungen angewiesen sind, ist ein nicht unerheblicher Antrieb. Im Gegensatz zu den deutschen Athleten, meist bei der Bundespolizei, dem Zoll oder der Bundeswehr angestellt, müssen diese ihren Lebensunterhalt nämlich mit Preisgeldern und Werbung verdienen.

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Heißt in der Schlussfolgerung: Wer keinen Erfolg hat, verdient auch kein Geld. Und weil im hochklassig besetzten Team der Norweger ausschließlich nach dem Leistungsprinzip gehandelt wird, ist der Druck zwangsläufig noch höher. Schließlich sind die sechs Startplätze im Weltcup hart umkämpft. „Man kann sich keine schlechten Rennen leisten, dann bist du raus. Es ist schwieriger, deine Mannschaftskameraden zu schlagen als den Rest“, erklärte Tarjei Bö.

Auch Bö weiß, dass die nächsten Talente im zweitklassigen IBU-Cup unaufhörlich nach oben drängen. Mit Johan-Olav Botn, Mats Överby sowie Martin Nevland stehen dort ebenfalls drei Norweger an der Spitze und noch drei weitere in den Top Ten. Da kommt es hin und wieder zu gnadenlosen Entscheidungen, wie Bös Teamkollege Christiansen jüngst zu spüren bekam.

Christiansen trotz Gesamtplatz sieben aussortiert

Zur Weihnachtspause hatte der etatmäßige Staffel-Schlussläufer zwar den siebten Platz im Gesamtweltcup inne, war damit aber im nationalen Vergleich der schwächste Norweger. Zu seinem Ärger musste Christiansen in Oberhof dann tatsächlich für Botn Platz machen. Der 24-Jährige gilt als riesiges Talent und setzte auch sofort die schnellste Laufzeit, schwächelte allerdings am Schießstand.

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„Das ist vielleicht auch die Schwäche eines so starken Teams, dass man immer in Bestform sein muss“, offenbarte Christiansen. Während sich die Athleten anderer Nationen mangels interner Konkurrenz auch mal Durchhänger erlauben können, sind schwache Tage in Norwegen praktisch verboten. Jeden Tag braucht es den vollen Fokus. Denn der Massenstart in Antholz demonstrierte eindrucksvoll, was selbst die vermeintlich zweite Reihe leisten kann.

Da holte Christiansen, offenbar auch von einer gewissen Portion Frust angetrieben, seinen bereits zweiten Einzelsieg nach der Rückkehr. Obendrein kehrte der eigentlich ohne Startplatz ausgestattete Vebjörn Sörum zurück, stürmte mit Platz drei direkt wieder auf das Podest und kochte auf der Schlussrunde sogar den früheren Gesamtweltcup-Sieger Quentin Fillon Maillet ab. Eine beeindruckende Vorstellung. Und ein Zeichen der unfassbaren Breite im norwegischen Team.

Zu viel Konkurrenz im eigenen Team: Gehen die Erfolge an die Kraftreserven?

Woher die Skandinavier dieses scheinbar unerschöpfliche Potenzial haben? Ganz einfach: Der Sport besitzt in Norwegen einen enormen Stellenwert. Einen viel größeren als beispielsweise in Deutschland. Mehr als 90 Prozent der Jugendlichen sind Mitglied in einem Sportverein. Wer das nötige Talent sowie die passende Einstellung mitbringt, besucht später eine der Sportschulen und erhält eine Ausbildung zum Leistungssportler.

Besonders beliebt sind Biathlon, Skispringen und Langlauf. Wintersport ist schließlich die Nummer eins im Land, der Volkssport in Norwegen, wie Fußball in Deutschland. Alle Athleten trainieren gemeinsam, tauschen ständig Wissen aus, bauen eine Leistungskultur auf und pushen sich gegenseitig. Dazu kommt: Das hohe gesellschaftliche Interesse am Wintersport lockt viele Sponsoren an. Optimale Voraussetzungen, um vielversprechende Talente zu finden und angemessen zu fördern.

Gute Perspektive sind das jedoch nur für das eigene Land, weniger für die Konkurrenz. Trotzdem mahnte Christiansen erst einmal zur Vorsicht: „Wir müssen bei jedem Weltcup abliefern und das kostet viel Kraft - und dann kann es sein, dass du es ausgerechnet bei der WM nicht schaffst.“ Große Erfolge kosten nun einmal auch viel Kraft. Ein spürbarer Einbruch der Überflieger - ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt - wäre aber eine riesige Überraschung.