Dramatische Ereignisse rund um einen der besten Skijäger der Welt: Der fünfmalige Biathlon-Weltmeister Sturla Holm Lägreid ist infolge eines gefährlichen Trainings-Zwischenfalls beim Weltcup in Lenzerheide vom Massenstart ausgeschlossen worden.
Schuss-Drama: Biathlon-Star angezeigt
Wie der Weltverband IBU mitteilte, habe der 26-Jährige - aktuell Dritter im Gesamtweltcup hinter seinen norwegischen Landsmännern Johannes Thingnes und Tarjei Bö - gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen. Das norwegische Team habe den Vorfall selbst beim Weltverband gemeldet, teilte die IBU mit.
Während des Trockentrainings auf dem Gelände des Teamhotels der Norweger hat sich ein Schuss aus Lägreids Gewehr gelöst, wie dieser auch selbst bestätigte. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand, die Kugel schlug in einer Wand ein. Dennoch leitete die Biathlon Integrity Unit gemeinsam mit den Schweizer Behörden eine Untersuchung ein, weitere Maßnahmen könnten folgen.
Ein Sprecher der Kantonspolizei Graubünden teilte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag mit, dass die Schweizer Polizei wegen „unvorsichtigen Umgangs mit Waffen“ Anzeige erstattet. Lägreid droht eine Geldstrafe, er durfte allerdings ausreisen.
Lägreid - der von der Polizei mehrere Stunden vernommen wurde - zeigte sich im norwegischen TV spürbar mitgenommen von der Angelegenheit, brach in Tränen aus, als er seine Sicht der Dinge schilderte.
Biathlon-Star Lägreid bricht im TV in Tränen aus
„Es ist wirklich hart“, sagte Lägreid dem Sender NRK: „Wir betreiben einen Sport, der im schlimmsten Fall Menschenleben fordern kann, darum müssen Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften streng geahndet werden. Ich muss mich da also den Konsequenzen stellen.“
Lägreid stellte klar: „Ich bedauere diesen Vorfall zutiefst und entschuldige mich bei der gesamten Biathlon-Familie, meinen Teamkollegen und dem Hotelbesitzer für das, was passiert ist. Dies ist eine brutale Erinnerung für mich und für alle Biathlon-Athleten, wie wichtig Sicherheitsroutinen wirklich sind.“
Laura Dahlmeier im ZDF: „Das darf nicht vorkommen“
Daniel Böhm, der deutsche Sportdirektor des IBU, lobte die Norweger für den offenen Umgang mit dem Zwischenfall: „Wir freuen uns sehr, wie ernst die Sicherheitsregeln genommen werden.“ Vorfälle wie der um Lägreid seien „zum Glück sehr selten, das letzte Mal ist fast 15 Jahre her, wenn ich mich recht erinnere“, sagte der frühere Staffel-Weltmeister.
Im ZDF führte Böhm den mutmaßlichen Hergang aus: „Da gibt es mehrere Möglichkeiten, wie ein Schuss, ein volles Magazin in das Gewehr kommen kann. Wir sind nach wie vor dran, das mit Sturla aufzuarbeiten. Er hat in einem ersten Statement gesagt, dass es Vorbereitungen kurz vor dem Rennen waren. Wahrscheinlich hatte er das Gewehr schon für das Rennen präpariert.“
Auch frühere Spitzen-Biathletin Laura Dahlmeier zeigte sich am ZDF-Mikro geschockt über das Vorkommnis und ergänzte als Erklärung: „Die Athleten machen Trockentraining, gehen die Abläufe durch - und um es so realistisch zu möglich zu machen, gibt es dabei auch Magazinwechsel. Das Magazin muss offensichtlich noch aufgeladen gewesen sein. Das darf natürlich nicht vorkommen.“
Lägreid war am Samstag in der Verfolgung beim Dreifachsieg der Skandinavier noch Dritter geworden. In den Massenstart rückte an seiner Stelle der Partenkirchener David Zobel nach und erzielte als Siebter das beste deutsche Ergebnis.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)