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Biathlon-Legende Dahlmeier: So sehr leidet sie mit Franziska Preuß

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Biathlon-Legende Dahlmeier: So sehr leidet sie mit Franziska Preuß

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Dahlmeier lässt aufhorchen

Doppel-Olympiasiegerin, siebenfache Weltmeisterin: Das alles ist Laura Dahlmeier, die auf dem Gipfel ihrer Biathlon-Karriere mit nur 25 Jahren zurücktrat. Im exklusiven Interview bei SPORT1 lässt sie mit bemerkenswerten Aussagen über das deutsche Biathlon und die Zukunft ihres Sports aufhorchen.
In der vorerst letzten Episode trifft die ehemalige Top-Biathletin Laura Dahlmeier auf einen alten Viessmann Weggefährten, Georg "Schorsch" Hackl. 
Bei einer gemeinsamen Skitour am Jenner im Berchtesgadener Land tauschen sich die beiden ehemaligen Spitzensportler aus und Schorsch Hackl berichtet ihr von seinen persönlichen Erfahrungen mit innovativen Viessmann Klimalösungen, die er daheim verbaut hat.
Doppel-Olympiasiegerin, siebenfache Weltmeisterin: Das alles ist Laura Dahlmeier, die auf dem Gipfel ihrer Biathlon-Karriere mit nur 25 Jahren zurücktrat. Im exklusiven Interview bei SPORT1 lässt sie mit bemerkenswerten Aussagen über das deutsche Biathlon und die Zukunft ihres Sports aufhorchen.

Laura Dahlmeier gehört zu den besten Biathletinnen aller Zeiten.

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Die 29-Jährige gewann in ihrer aktiven Karriere sieben WM-Titel und zwei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen. Trotz der sportlichen Erfolge entschied sie sich dann völlig überraschend mit 25 ihre aktive sportliche Laufbahn zu beenden.

Seit Dahlmeiers Rücktritt konnten die DSV-Biathleten selten an die goldenen Zeiten anknüpfen. Oft laufen die deutschen Athletinnen und Athleten der absoluten Weltklasse hinterher. Die Dominatoren kommen nicht mehr aus Deutschland, sondern aus Norwegen, Frankreich, Schweden oder anderen europäischen Top-Nationen.

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Im SPORT1-Interview lässt Dahlmeier aufhorchen. Zur aktuelle Lage des deutschen Biathlon vor der Heim-WM in Oberhof (8. bis 19. Februar) findet sie genauso klare Worte wie über Situation um Franziska Preuß und die Zukunft des Biathlon allgemein.

SPORT1: Wie bewerten Sie das bisherige Abschneiden der deutschen Mannschaft im Weltcup-Winter?

Laura Dahlmeier: Das erste Wochenende war richtig gut. Ansonsten gab es sehr gute Teilleistungen einzelner Athleten. Gerade die Jüngeren schaffen es Stück für Stück, an die Weltspitze heranzukommen. Es fehlt natürlich noch an der Konstanz und es zeigt sich, dass du sowohl im Laufen als auch im Schießen wirklich top sein musst, wenn du ganz oben stehen willst. Leider gab es die einen oder anderen Ausfälle durch Krankheiten. Aber allgemein würde ich es so bewerten, dass wir im Vergleich zum letzten Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne gegangen sind. (NEWS: So reagiert Dahlmeier auf Tod von Rosi Mittermaier)

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SPORT1: Woran fehlt es ihnen aktuell noch?

Dahlmeier: Man merkt gerade im Männerbereich, dass der eine oder andere aufgehört hat und sich die jungen Athleten erst noch etablieren müssen. Ich glaube, es fehlt ein bisschen an der Konstanz beziehungsweise bei den Jüngeren an den Fähigkeiten in den einzelnen Disziplinen - gerade im Läuferischen machen es uns andere Nationen vor, die die Lücke vom Juniorenbereich zum Seniorenbereich schließen können. Die deutschen Athleten sind da schon immer noch ein bisschen auf die Fehler von anderen angewiesen.

SPORT1: Sie waren die letzte Deutsche, die 2017 den Gesamtweltcup gewonnen hat. Denise Herrmann-Wick könnte Ihnen am ehesten nachfolgen. Wo sehen Sie sie im Vergleich zu den derzeit führenden Julia Simon und Elvira Öberg?

Dahlmeier: Denise hat für mich letztes Jahr durch ihren Olympiasieg im Einzel gezeigt, dass sie zur absoluten Weltelite gehört. Das war sehr beeindruckend. Man muss mental super stark sein, gerade im Laufen und im Schießen. Zudem muss man gesundheitlich sehr robust sein, um eine ganze Saison durchzustehen. Ich traue ihr zu, dass sie den Gesamtweltcup holen kann. Aktuell ist Julia Simon wirklich auf einem absoluten Topniveau. Man merkt, dass sie sich da oben wohlfühlt. Sie schwebt wie auf einer Wolke. Aus Denises Sicht muss man hoffen, dass es irgendwann nicht mehr aufgeht und sie einen Dämpfer bekommt. Dann kann sie die Lücke vielleicht schließen, wenn sie selbst in Topform ist. Der Druck ist immens hoch, auch dadurch, dass es eine Heim-WM in Oberhof ist. Das macht es nicht einfacher. Top drei ist auf jeden Fall realistisch.

Dahlmeier bewundert die skandinavische Sportkultur

SPORT1: Bei den Herren dominieren die Norweger nach Belieben, vor allem Johannes Thingnes Bö. Was kann man dagegen tun, um diese Dominanz aufzubrechen?

Dahlmeier: Skandinavien und speziell Norwegen sind für mich ein absolutes Vorbild, was Sport betrifft. Sie sind international in vielen Sportarten ganz vorne. Ich glaube, sie haben ein anderes Sportverständnis und eine andere Sportförderung von klein auf. Das beeindruckt mich sehr. Ich finde es schön, wie die Menschen dort mit Sport und dessen Stellenwert umgehen. Es gibt von staatlicher Seite natürlich auch eine andere Unterstützung. Gerade in Bezug auf den Wintersport sind wahrscheinlich auch die Bedingungen dort besser. Norwegen ist gesegneter mit Schnee als Deutschland. Wenn allgemein mehr Menschen Sport machen, dann bleiben oben auch mehr übrig. Deutschland hat ein bisschen Nachwuchsprobleme. Wenn wir schauen, wie viele in Deutschland Biathlon betreiben, ist das ein Bruchteil von dem, wie viele in Norwegen Biathlon betreiben.

SPORT1: Wer könnte bei der Heim-WM außer Herrmann-Wick und Benedikt Doll aus Ihrer Sicht einen Coup landen?

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Dahlmeier: Ich glaube, dass wir gerade in den Teamwettbewerben gute Chancen haben. Ich sehe vor allem die Damen- und die Herrenstaffel weit vorne - bei der Mixed-Staffel wird es wiederum schwieriger. Da gibt es auch kleinere Nationen, die gute Frauen und Männer haben. Vier Gute zu haben, ist schon eine Kunst und das war in den letzten Jahren eine Stärke der deutschen Mannschaft. Ich setze stark auf die Team-Events. Bei schießlastigen Wettkämpfen haben alle die Chance auf eine Medaille, wenn sie fehlerfrei bleiben und einen guten Tag auf der Strecke erwischen. Da braucht man auch ein bisschen Glück und das richtige Händchen und Material. Ich traue jedem zu, zumindest um Platz drei mitzukämpfen.

SPORT1: Das große Sorgenkind in diesem Winter ist einmal mehr Franziska Preuß. Sie musste die Heim-WM aus gesundheitlichen Gründen absagen und beendet die Saison vorzeitig. Wie sehr leiden Sie mit? Besteht Kontakt zwischen Ihnen?

Dahlmeier: Als Sportler ist dein Körper dein Kapital. Das wichtigste ist, dass du gesund bist. Ansonsten kannst du absolut nichts machen. Das ist nicht wie bei einem normalen Job, wo du dann trotzdem noch ein bisschen was machen kannst. Wenn du als Sportler krank bist, bleibst du zuhause im Bett. Du siehst jeden Tag, wie die anderen trainieren und fitter werden und du selbst Stück für Stück schwächer wirst. Das ist eine sehr schwierige Situation. Mir tut die Franzi echt leid. Sie hat jetzt seit fast einem Jahr mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Dann kämpft sie sich wieder heran, ist gerade so wieder leistungsfähig, macht ein paar Rennen und wird wieder krank. So holprig war schon ihre Saisonvorbereitung. Es ist auf körperlicher Seite sehr hart, die Lücke dann wieder zu schließen. Gerade mental „cool“ zu bleiben, ist eine Mammutaufgabe.

Dahlmeier: „...dann muss sich der Biathlon verändern“

SPORT1: Das Thema Schneemangel durch Klimawandel beschäftigt Sie ja auch persönlich sehr. Oberhof soll laut dem DOSB-Präsidenten Thomas Weikert in Sachen Nachhaltigkeit ein Vorbild sein. Stimmt Sie das positiv?

Dahlmeier: Ich weiß nicht, was in Oberhof genau Sache ist, vertraue ihm aber. Es ist natürlich so, dass uns Wintersportlern der Schnee und das Klima besonders am Herzen liegt. Oft wird debattiert, wer an der Erderwärmung schuld ist. Das sind wir alle. Es gibt auch keinen, der mehr oder weniger Schuld hat. Im Wintersport wird es eben deutlicher sichtbarer, weil wir auf den Schnee angewiesen sind. Drei oder vier Grad wärmer machen den Unterschied aus zwischen Schnee und Regen. Wir Sportler merken das als allererstes.

SPORT1: Wie sehr wird sich der Biathlon, wie wir ihn kennen, in den kommenden Jahren dadurch verändern?

Dahlmeier: Durch die Klimaveränderung verändert sich die Welt, Stück für Stück. Das müssen wir akzeptieren. Wir müssen aber auch dagegen ankämpfen und alle Kräfte mobilisieren, damit es nicht noch schlimmer wird. Die Auswirkungen sind in diesem Winter schon drastisch zu spüren. Es gibt im alpinen Bereich extrem viele Rennen, die abgesagt werden - die ausfallen. Zum Glück braucht man für Biathlon nicht ganz so viel Schnee. Wenn sich die nächsten Jahre aber weiter so entwickeln, muss sich der Biathlon verändern. Das ist dann einfach nicht mehr durchführbar und schwer zu rechtfertigen, dass da Massen von Schnee produziert werden bei starken Plustemperaturen.

Dahlmeier über die Fußball-WM: „Man muss das Umfeld abschirmen können“

SPORT1: In diesem Winter konkurrierte der Biathlon zeitweise auch mit der Fußball-WM um die Aufmerksamkeit der Fans. Sie haben die Sonderrolle des Fußballs öfters kritisch gesehen. Wie haben Sie die WM in Katar und die damit verbundenen Diskussionen hier im Land wahrgenommen?

Dahlmeier: Man hat im Vorfeld extrem viel kritische Berichterstattung gesehen, was ich gut finde. Es war von Anfang an ein bisschen negative Stimmung dabei. Die Frage dabei ist immer, wie die Vergabe funktioniert. Die Debatte haben wir bei olympischen Sportarten genauso. Man muss sich grundsätzlich die Frage stellen, welche Location für ein Event Sinn macht. Wenn dann einmal die WM nach Katar gegeben wurde, muss man es akzeptieren und darf auch Vorfreude haben und die Spiele schauen. Die Leute vom ZDF vor Ort meinten, es war super organisiert. Man muss den Sport auch genießen und darf nicht nur kritisieren.

SPORT1: Sie meinten, dass der Kopf im Sport eine große Rolle spielt. Glauben Sie als Athletin, dass die Debatten um beispielsweise die One-Love-Binde oder die Kritik an der Vergabe nach Katar und die damit verbundene geminderte Euphorie etwas mit den Sportlern gemacht hat? Vielleicht sogar der sportlichen Qualität geschadet hat?

Dahlmeier: Schwer nachzuvollziehen, wie stark das an die Spieler herangekommen ist. Aber die sind ja nicht blöd. Die haben genauso Internet und Fernseher und informieren sich. Sie wurden bestimmt auch oft darauf angesprochen. Es ist sicher ein bisschen schwerer, sich dann in den richtigen emotionalen Zustand zu begeben, als bei zum Beispiel einer Heim-WM, wenn sowieso alle euphorisch sind. Aber das ist eben die Kunst im Leistungssport. Man muss das Umfeld abschirmen können, sich auf sich selbst konzentrieren, auf die eigene Leistung. Gerade aus solchen Niederlagen kann man umso gestärkter hervorgehen. Ich sehe darin auch eine Chance, weil das Abschneiden sicher nicht das war, was man sich vorgestellt hat.

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SPORT1: Sie verfolgen immer wieder sportliche Projekte als Bergsteigerin und Bergläuferin. Vor einem halben Jahr sagten Sie, dass Sie noch dabei sind, den eigenen Weg zu finden, es aber auch schön fänden, gemachte Erfahrungen weiterzugeben. Sind Sie auf der Suche weitergekommen?

Dahlmeier: Ich gehe Schritt für Schritt meinen eigenen Weg. Ich studiere aktuell immer noch Sportwissenschaft in München, mache aber parallel die Ausbildung zur Berg- und Skiführerin. Das ist für mich eine super Möglichkeit Wissen weiterzugeben. Meine Leidenschaft für Berge und mein Vorwissen aus dem Biathlon sind eine spannende Kombination. In die Richtung soll es weitergehen.

SPORT1: Sie haben kürzlich ein Buch (“Wenn ich was mach, mach ich‘s gscheid“) geschrieben. Wie kamen Sie zu der Entscheidung?

Dahlmeier: Ich dachte immer, so ein Buch schreibt man, wenn man alt ist. (lacht) Als ich mich mit dem Verlag zusammensetzte, fand ich die Idee einfach spannend. Das geht auch in die Richtung, Wissen weiterzugeben. Ich will teilen, was mich antreibt und was ich so schön finde draußen in der Natur. Ich glaube, es tut gut, sich mit dem eigenen Leben zu beschäftigen, mit dem, was man erlebt hat, um zu spüren, wie die Zukunft aussehen soll.

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