Biathlon>

Ist das die Zukunft des Biathlons? Die Sommer-WM in Ruhpolding mit neuer Dimension

Ist das die Zukunft des Biathlons?

Sommer-Biathlon erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Der Weltverband IBU spricht von einer neuen Dimension bei der WM in Ruhpolding und sieht großes Zukunftspotenzial.
Winter mit Olympischen Spielen sind traditionell ein guter Zeitpunkt, um die Karriere zu beenden. Im Biathlon hören nicht nur Lesser, Hammerschmidt und Horchler auf, sondern ingesamt gleich 31 Sportler.
Sommer-Biathlon erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Der Weltverband IBU spricht von einer neuen Dimension bei der WM in Ruhpolding und sieht großes Zukunftspotenzial.

Am Freitag startet die Sommer-WM im Biathlon. Für den Austragungsort Ruhpolding ist es eine Premiere: Zum ersten Mal messen sich die besten Biathletinnen und Biathleten außerhalb des Winters bei einer WM in der Chiemgau Arena.

Die Veranstaltung könnte ein Meilenstein für den Sport, der sonst zu kalter Jahreszeit regelmäßig für hohe Einschaltquoten sorgt, werden. (NEWS: Alle Infos zum Biathlon)

Nach zwei Corona-Jahren mit Geister-Weltcups ist die Sommer-WM das erste große Biathlon-Event, bei dem wieder unbegrenzt Zuschauer im Stadion zugelassen sind. Dementsprechend groß ist die Vorfreude bei allen Beteiligen - auch beim Deutschen Skiverband.

Felix Bitterling, Sportdirektor-Biathlon des DSV, kündigte bereits im Mai an, dass das deutsche Team um Olympiasiegerin Denise Herrmann „mit voller Mannschaftsstärke“ an den Start gehen wird. Eine Heim-WM sei schließlich „immer etwas ganz Besonderes“.

Biathlon: Sommer-WM in Ruhpolding mit Rekordstarterfeld

In den vergangenen Jahren hatte das im Sommer noch ganz anders ausgesehen: Die erste Garde des DSV hatte - wie andere Nationen ebenfalls - die Titelkämpfe bei höheren Temperaturen gerne vernachlässigt.

Doch nun ist ein gegensätzlicher Trend zu beobachten. Bei der diesjährigen WM in Ruhpolding sind mehr Nationen gemeldet als je zuvor.

Insgesamt sollen in der Chiemgau Arena rund 400 Athletinnen und Athleten aus 30 Ländern zugegen sein. Die Zuschauer dürfen sich auf viele große Namen freuen. Für Schweden sind zum Beispiel die Zweite im letztjährigen Gesamtweltcup, Elvira Öberg, sowie Sebastian Samuelsson, Dritter im Herren-Weltcup, gemeldet.

Abwesend sind nur wenige Größen des Sports. Lediglich die prominenten Athletinnen und Athleten aus Norwegen und die französische Elite verzichten auf den Start. Zudem hat Benedikt Doll kurzfristig abgesagt, um sich um sein kürzlich auf die Welt gekommenes erstes Kind zu kümmern. (NEWS: Doll muss für WM passen)

IBU: Sommer-Biathlon künftig weiter entwickeln

Nicht zuletzt der Biathlon-Weltverband erkennt aufgrund des Rekordstarterfelds „ein großes Potenzial“ in der Sommer-WM, wie Daniel Böhm von der IBU bei chiemgau24.de erklärte.

„Das Thema Sommer-Biathlon hat bereits einen hohen Stellenwert für uns als Verband. Wir wollen es in den kommenden Jahren noch weiter entwickeln“, führte der Sport and Event Director des Weltverbandes weiter aus.

Auch aufgrund der klimatischen Veränderungen sieht die IBU die Sommer-Wettkämpfe als Chance für die gesamte Sportart. „Wir dürfen die Augen vor der Zukunft nicht verschließen“, so der Ex-Biathlet weiter.

„Wir wissen angesichts des Klimawandels nicht, was mit dem Wintersport mittel- und langfristig passiert. Da ist Sommer-Biathlon eine Option, die Sportart auf ein zweites Standbein zu stellen.“

Im Winter ist der Biathlon-Kalender schon lange unter der Federführung der IBU strukturiert. Im Sommer gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal eine Wettkampfserie, welche vom Weltverband koordiniert wird.

Ruhpolding als Biathlon-Hochburg bekannt

Böhm, der als Biathlet 2015 Staffel-Weltmeister wurde, weiß, worauf es bei der Etablierung des Biathlons im Sommer ankommt. „Es steht und fällt natürlich auch mit den Athleten, die an den Events teilnehmen. Dazu müssen wir die Kalenderplanung im Sommer eng mit den Verbänden abstimmen“, erläuterte Böhm.

Die IBU wolle den Athleten deshalb „mehr Flexibilität schaffen“. So können die Top-Biathleten der Vorsaison beispielsweise nur am Gala-Massenstart am Sonntag in Ruhpolding teilnehmen

Zudem müsse der Austragungsort einer Sommer-WM generell eine gute Infrastruktur aufweisen und idealerweise eine „Biathlon-Hochburg“ sein, wie Böhm ergänzte.

Ableitend aus diesen Faktoren hat die IBU mit Ruhpolding eine perfekte Wahl getroffen. Biathlon hat in der oberbayerischen Gemeinde eine lange Tradition. Vor der Corona-Pandemie strömten im Winter bis zu 90.000 Zuschauer in die Chiemgau Arena.

Sommer-WM mit „neuer Dimension“

Jetzt rechnet der Ort mit bis zu 20.000 Fans in vier Tagen. Für Ruhpolding dürfte sich das Großereignis nach den beiden Jahren ohne Zuschauer auch aus wirtschaftlicher Perspektive lohnen.

Indes zeigte sich die IBU, in Person von Böhm, vor dem Start der Wettkämpfe durchweg zufrieden. Der 36-Jährige sprach wenige Tage vor dem WM-Auftakt von einer „beeindruckenden“ Resonanz und einer „neuen Dimension für eine Biathlon-WM im Sommer“.

Die Veranstaltung wird in ihrer Größe demnach vermutlich kein einmaliges Ereignis bleiben - und in Zukunft für den Sport immer wichtiger werden.