Der Fall Franziska Hildebrand war das große Gesprächsthema rund um die deutschen Biathleten beim Weltcup in Antholz - und mit jedem Tag wird das bittere Olympia-Aus der 34-Jährigen aus sportlicher Sicht noch bedauerlicher. (Biathlon-Weltcup in Antholz: Massenstart der Frauen am Sonntag ab 15.15 Uhr im LIVETICKER)
Eine Biathlon-Posse mit Folgen?
Zur Erinnerung: Der Deutsche Skiverband (DSV) wollte seine Nominierung für Peking erst nach den Einzelrennen in Südtirol vornehmen - musste auf Geheiß des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) aber bereits zuvor seine Starter und Starterinnen benennen.
Die Leidtragende ist vor allem Hildebrand. Sie habe „fälschlicherweise angenommen, dass die Rennen in Antholz auch zu einer möglichen Nominierung zählen. Umso größer ist die Enttäuschung nun, dass ich mich trotz ansteigender Form nicht für Peking qualifizieren konnte“, schrieb sie am Donnerstag bei Instagram.
Dass ihre Formkurve tatsächlich steil nach oben zeigte, hatte Hildebrand nach zwei Saisonsiegen im zweitklassigen IBU Cup zuletzt auch beim Weltcup in Ruhpolding als jeweils beste Deutsche mit den Plätzen 17 im Sprint und 20 in der Verfolgung unter Beweis gestellt.
In Antholz steigerte sie sich noch einmal und lief im Einzel über 15 Kilometer am Freitag auf Platz 15 - trotz insgesamt vier Schießfehlern. (BERICHT: Olympia-Traum geplatzt - Hildebrand legt im TV nach)
Biathlon-Weltcup: Weidel in der Loipe abgeschlagen
Zum Vergleich: Anna Weidel, die statt Hildebrand mit nach Peking fliegt, weil sie im ersten Rennen der Saison mit Platz 9 die halbe Olympianorm erfüllt hatte, landete nur auf dem 26. Platz - obwohl sie drei Strafminuten weniger hinnehmen musste. (NEWS: Alles zum Biathlon)
In der reinen Laufzeit belegte Weidel den 71. Platz, war über vier Minuten langsamer als die Laufschnellste, die Französin Justine Braisaz-Bouchet. Hildebrand verlor in der Loipe hingegen nur 43 Sekunden, war als Achtschnellste dabei sogar in der Spitzengruppe zu finden.
Dass Weidel, die Anfang Januar beim Sprint in Oberhof gestürzt war und in Ruhpolding anschließend nicht an den Start ging, läuferisch derzeit nicht konkurrenzfähig ist, bestätigte sich in Antholz auch in der Staffel am Samstag auf fast schon erschreckende Weise. Die deutsche Startläuferin übergab als 16. von 21 Staffeln - und das, obwohl sie mit drei Nachladern am Schießstand ordentlich abgeschnitten hatte.
Olympia: Fragezeichen hinter Franziska Preuß
Auf gerade einmal sechs Kilometern Laufstrecke aber verlor Weidel allein in der Loipe 1:04,1 Minuten auf die Polin Monika Hojnisz-Starega - nur die kasachische Startläuferin Galina Vishnevskaya-Sheporenko war langsamer.
Mut macht das mit Blick auf Olympia, wo am 5. Februar mit der Mixed-Staffel der erste Biathlon-Wettbewerb ansteht, nicht gerade. Zumal hinter der deutschen Top-Athletin Franziska Preuß nach Fußverletzung und Corona-Infektion noch immer ein dickes Fragezeichen steht.
„Wir denken Tag für Tag“, sagte Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter des deutschen Biathlon-Teams, in Antholz. Er sei aber „ein positiver Mensch“. Und notfalls gebe es „auch noch spätere Flüge“ nach Peking. Geplanter Abflug des deutschen Teams ist am 31. Januar.
Auch Herrmann, Voigt und Hinz bei Olympia
Neben Preuß und Weidel sollen dann auch Denise Herrmann, Vanessa Voigt und Vanessa Hinz im Flieger sitzen - im Gegensatz zu Hildebrand. „Ich bin nicht glücklich, wie es gelaufen ist“, räumte die zweimalige Staffel-Weltmeisterin am Freitag in der ARD ein. Auch ARD-Experte Arnd Peiffer nannte das Vorgehen des DOSB „sehr bedauerlich“.
Zwei Wochen bleiben Weidel nun noch bis zum Olympia-Auftakt, um vor allem an ihrer Laufform zu arbeiten und sich als ernsthafte Alternative für die Rennen in China anzubieten. Nicht nur, aber vor allem für den Fall, dass Franziska Preuß doch nicht rechtzeitig fit werden sollte. (DATEN: Der Kalender zum Biathlon-Weltcup)
Die gute Nachricht aus deutscher Sicht: Bis zur Frauen-Staffel ist noch etwas länger Zeit, sie steht erst am 16. Februar auf dem Programm - ob nun mit Weidel oder Preuß.
Nur eines steht fest: Franziska Hildebrand wird mit Sicherheit nicht dabei sein.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)