Dem Biathlon droht möglicherweise ein Dopingskandal.
Droht Biathlon ein Dopingskandal?
"Ich weiß ganz sicher, dass weitere russische Dopingfälle auftauchen werden", sagte James E. Carrabre, der für medizinische Angelegenheiten zuständige Vize-Präsident der Internationalen Biathlon-Union (IBU), im ZDF am Rande des Weltcups im finnischen Kontiolahti.
Trotz des Skandals um russisches Staatsdoping hatte die IBU im Februar entschieden, das Saisonfinale im russischen Tjumen stattfinden zu lassen. In den Diskussionen im Weltverband habe der Kanadier Carrabre seine Bedenken geäußert und sich gegen die Austragung des Weltcups ausgesprochen.
Doch die Mehrheit des IBU-Vorstandes, darunter der für Marketing zuständige Vize-Präsident Thomas Pfüller (Planegg), stimmte für die Wettbewerbe vom 22. bis 25. März in Tjumen.
"Zum einen sollten wir ein Zeichen senden, weil es diese Dopingvergehen von Russland gegeben hat", sagte Carrabre: "Zweitens glauben die Athleten nicht, dass ihre dort abgegebenen Dopingproben sicher behandelt werden. Und drittens machen sich die Athleten Sorgen um ihre Sicherheit."
Mehrere Länder boykottieren Rennen in Tjumen
Auch Athletensprecher Lowell Bailey übte scharfe Kritik am Weltverband. "Es ist wie ein Schlag ins Gesicht für alle, die für sauberen Sport und faire Wettbewerbe eintreten", sagte der US-Amerikaner über die Entscheidung pro Tjumen: "Meiner Meinung nach ist es Zeit für eine neue Führung in der IBU."
Die Teams aus Kanada, Tschechien und den USA hatten bereits mitgeteilt, den Wettkämpfen in Russland fernzubleiben. Auch der Staffel-Olympiasieger Sebastian Samuelsson aus Schweden und der Slowake Klemen Bauer hatten angekündigt, die Rennen in Tjumen zu boykottieren.
Für den Deutschen Skiverband (DSV) steht ein Verzicht auf den letzten Biathlon-Weltcup der Saison hingegen nicht zur Diskussion.
"Athleten aus der ganzen Welt sind zu mir gekommen und haben Briefe an die IBU geschrieben, aber die IBU hat das verschwiegen", führte Bailey weiter aus: "Durch die ganze Welt gibt es eine breite Unterstützung, in diesem Jahr nicht nach Tjumen zu gehen."