Franziska Preuß hatte gerade ihr letztes Schießen im Stehen der Verfolgung beim Biathlon-Weltcup in Annecy absolvieren wollen, als laute „Allez les Bleus“-Rufe einsetzten, um die Deutsche ein wenig aus der Konzentration zu bringen. Doch der Ablenkungsversuch der Fans ging schief - Preuß traf fünfmal und gewann.
Preuß unfair ausgebremst?
Sofort verstummten die lauten Rufe wieder, als Preuß ihr Schießen beendet hatte und ihre französischen Verfolgerinnen Julia Simon und Jeanne Richard das Schießen aufnahmen. Hier brandete nur der übliche kurze Jubel nach jedem Treffer auf.
Französische Biathlon-Stars üben Kritik
Kritik an den Fans übten in der Folge vor allem die französischen Biathletinnen.
„Ich bin nicht stolz auf so etwas, und ich mag es nicht, wenn es passiert. Aber so sind die französischen Patrioten nun einmal. Wir feuern unsere eigenen Leute sehr gerne an. Ich denke, es ist unsportlich“, sagte Lou Jeanmonnot zu den Rufen der eigenen Fans bei NRK.
„Ich bin kein Fan davon. Es liegt nicht an mir, aber ich freue mich sehr für Preuß. Wir müssen an das Fairplay denken“, sagte auch Sprint-Siegerin Justine Braisaz-Bouchet und erwähnte in dem Interview wiederholt das Wort „Fairplay“.
Öberg: „Es ist ein bisschen ärgerlich“
Die Schwedin Elvira Öberg hat es als gegeben hingenommen, auch wenn es ihr nicht gefällt: „So ist es, wenn man in Frankreich läuft. Es ist ein bisschen ärgerlich, aber das passiert, wenn man so ein engagiertes Publikum wie hier hat. Wenn man da (auf der Matte) steht, ist man in seiner eigenen Blase und denkt gar nicht daran.“
„Opfer“ Preuß reagierte recht gelassen: „Ich dachte, dass sie (die Fans) etwas ruhiger sein könnten. (...) Ich habe es als Herausforderung betrachtet und versucht, mich auf mich selbst und die Scheiben zu konzentrieren. Es (die Rufe) hat meine Sinne etwas geschärft und das hat gut funktioniert.“
Zuvor hatte bereits Selina Grotian in der ARD über das französische Publikum gesagt: „Man merkt, dass die Franzosen bei den Französinnen ganz schön Power geben. Es ist ein bisschen schade für uns, dass sie die Franzosen so sehr anfeuern und uns kaum.“