21 Jahre sind vergangen, seit die Wintersport-Ikone Eugenio Monti am 1. Dezember 2003 auf tragische Art und Weise aus dem Leben schied. Die Karriere des italienischen Bob-Piloten war geprägt von Triumphen, Rekorden und großen Gesten.
Das tragische Ende eines Olympia-Helden
Monti war nicht nur ein beeindruckend erfolgreicher Bob-Pilot, sondern auch ein Pionier und ein Mann mit Herz, der mit großen Gesten die Massen berührte. Während der Südtiroler in der Eisrinne scheinbar mühelos auf der Ideallinie ins Ziel raste, wurde er privat von erschütternden Schicksalsschlägen immer wieder aus der Bahn geworfen. Es gibt wohl wenige Menschen, die so viele Facetten des Lebens feiern durften, aber auch durchleiden mussten.
Eines wurde bereits in jungen Jahren klar: Monti gehört zu den Menschen, die nach Tiefschlägen nicht klein beigeben, sondern ihr Schicksal erfolgreich selbst in die Hand nehmen. Eigentlich sollte der begeisterte Wintersportler auf Alpin-Ski zu Medaillen rasen. Monti wurde zweimal italienischer Meister - und alle erwarteten, dass sein Stern bei den Olympischen Spielen 1952 in Oslo aufgehen würde.
Dann verletzte sich der damals Anfang 20-Jährige bei einer Trainingsfahrt aber schwer und erlitt das gleiche Unglück nach vielen harten Monaten der Rehabilitation erneut. Vorbei war der Traum von legendären Medaillen-Fahrten auf Schnee, doch Monti ließ sich nicht beirren.
Er entdeckte den Bobsport für sich - und hatte ein klares Ziel vor Augen: die Olympischen Winterspiele 1956 in Cortina d’Ampezzo, unweit der eigenen Heimat. Der begnadete Pilot raste auf Anhieb zu zwei Silbermedaillen im Zweier- und Viererbob.
Monti rast zu neun WM-Goldmedaillen - und zeigt menschliche Größe
Für Monti war es nur der Anfang einer legendären Laufbahn, die zwölf Jahre später mit insgesamt sechs olympischen Medaillen (je zweimal Gold, Silber und Bronze) und neun Weltmeistertiteln zu Ende gehen sollte. Bis zu seinem Lebensende konnte er sich Rekord-Weltmeister nennen, erst 2021 übertrumpfte ihn der Deutsche Francesco Friedrich mit zehn Titeln.
Monti hat bei all seinen Erfolgen aber auch bewiesen, dass es Dinge gibt, die heller leuchten als jede seiner zahlreichen Medaillen. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck erlitt das britische Duo, bestehend aus Tony Nash und Robin Dixon, einen Bruch der Achsschraube. Doch anstatt Profit aus dem Pech seiner größten Rivalen zu schlagen, half er dem britischen Duo mit dem nötigen Ersatzteil aus.
Die Briten rasten zu Gold, während die italienische Presse Monti, der selbst Bronze gewann, harsch kritisierte. Doch der Südtiroler wehrte sich gegen die Kritik aus dem eigenen Land und zeigte sich als großer Sportsmann: „Nash hat nicht gewonnen, weil ich ihm die Schraube gegeben habe. Er hat gewonnen, weil er schneller war.“
Gewonnen haben am Ende ohnehin beide. Denn der Bronze-Gewinner gewann als erster Sportler überhaupt den Pierre de Coubertin World Fair Play Award für seinen besonderen Sportsgeist. Eine Auszeichnung, die für so viel mehr vergeben wird als für außergewöhnliches Talent auf zwei Kurven.
Monti feiert irres Comeback: Olympisches Doppel-Gold in Grenoble
Besonders beeindruckend war die Geste des Toblachers deswegen, weil er zu diesem Zeitpunkt schon achtmal Weltmeister war, dem Olympischen Gold jedoch immer noch erfolglos hinterherjagte. Monti kehrte dem Bobsport zunächst den Rücken, ehe Cortina den Zuschlag für die WM 1966 erhielt und sich alles wieder auf den Kopf stellte. Der Star-Pilot kehrte zurück, sicherte sich trotz eines Rippenbruchs Gold und setzte seine Karriere fort.
1968 gelang ihm dann der endgültige Schritt zum Ruhm. Mit Gold im Zweier- und im Viererbob bei den Winterspielen 1968 stieg er endgültig zum Herrscher des Eiskanals auf. Der „olympische Fluch“ war gebrochen und die Sportwelt verneigte sich vor dem nun 40-Jährigen, der wegen seiner roten Haare und seines roten Bobs „The Flying Red“ genannt wurde.
Monti blieb trotz des Rummels bescheiden und verwies auf die großartige Unterstützung seiner Anschieber Luciano De Paolis, Mario Armano und Roberto Zandonella. „Ich verdanke alles Eugenio. Für mich war er wie ein Vater, ein großer Mann“, wurde Zandonella einmal von der Gazzetta dello Sport zitiert.
Montis Leben nimmt tragische Wende
Der Erfolg, den er im Sport hatte, blieb ihm im privaten Leben jedoch verwehrt. Seine Frau, eine Amerikanerin, ließ sich von ihm scheiden und kehrte mit seiner Tochter Amanda in die USA zurück.
Besonders große Narben hinterließ bei der Bob-Legende jedoch der tragische Tod seines Sohnes Alex. Dieser verfiel der Drogensucht und starb im Alter von nur 30 Jahren an einer Überdosis. Sind derartige Schicksalsschläge schon kaum zu verarbeiten, litt Monti später auch noch unter Parkinson. So mündete sein Leben in einem letzten, schweren Kampf, der nicht gewinnen konnte.
Tragisches Lebensende durch Suizid
Im Jahr 2003 fasste die von Depressionen gezeichnete Sport-Ikone den folgenschweren Entschluss, seinem Leid ein Ende zu setzen. Am 30. November griff er in der Garage seines Hauses in Cortina zur Waffe und schoss sich selbst in den Kopf. Zwar wurde er noch von einer Pflegerin gefunden und mit schweren Hirnverletzungen in das Krankenhaus von Belluno eingeliefert, jedoch hörte sein Herz am 1. Dezember auf zu schlagen.
Monti hinterlässt ein Vermächtnis, das weit über den Sport hi ausgeht. Als Unternehmer importiere er die erste Pistenraupe nach Italien importierte, investierte in Skilifte und wurde zu einem geschätzten Architekten. Giovanni Valle, Präsident der Seilbahnen von Venetien, bezeichnete Monti nicht ohne Grund als „einen der großen Architekten des Wintertourismus“.
Für sein Lebenswerk wurde die 18. Kurve der Olympiabahn von Turin nach ihm benannt. Zudem wurde die Olympiabahn von Cortina d’Ampezzo in „Pista olimpica Eugenio Monti“ unbenannt. Am Ausgang von Kurve vier der Bobbahn von St. Moritz-Celerina befindet sich heute noch Montis Schraube - ein kleines Denkmal, das den Sportler und Menschen wohl am besten beschreibt.
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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.