Die schöne neue Skiwelt schillert und funkelt. Zumindest in den Träumen von Johan Eliasch. Preisgelder in Millionenhöhe wie im Tennis, eine globale Rennserie wie in der Formel 1 auch für das junge Streaming-Publikum in den Wachstumsmärkten Amerika und Asien - und zwar möglichst das ganze Jahr über, losgelöst von Klimafragen. Aber alles im Zeichen der Nachhaltigkeit, klar.
Bricht die Ski-Welt entzwei?
Die kühne Vision des umstrittenen FIS-Präsidenten stellt die Szene vor eine Zerreißprobe. Das WDR-Format Sport inside berichtet von einem „Machtkampf um den internationalen Skisport“.
Folgt man dem Weltverband, verläuft die Front zwischen dem fortschrittlichen Erneuerer Eliasch und den verkrusteten, allzu europäischen Kräften des Beharrens. Der wichtigste Streitpunkt: Die Vermarktung. Die Drohkulisse der „Rebellen“: Eine unabhängige „Super League“ des Ski.
Präsident mit Kriegserklärung
Eliasch selbst legte nach seiner - aus Verfahrensgründen von einigen Verbänden in Zweifel gezogenen - Wiederwahl im Mai 2022 die Zündschnur an das Pulverfass, das jetzt zu explodieren droht.
Er habe „ein klares Mandat zur Veränderung“, sagte der schwerreiche schwedisch-britische Unternehmer, Chef des Sportartikelherstellers Head. Die FIS müsse für alle ihre Mitglieder da sein und wegkommen vom Verband der „wenigen Auserwählten“, also der Europäer. Dazu will er die Vermarktung zentralisieren. Bei dieser Frage, betonte er, gehe es nicht mehr um das Ob, nur noch um das Wie und Wann.
Das war eine Kriegserklärung an die Verbände, die ihre Weltcups bislang selbst vermarkten. „Die FIS“, meinte Eliasch, „besitzt die Rechte und ist vollumfänglich dazu berechtigt, damit zu handeln, wie wir es möchten.“
Doch seine diesbezügliche Vorlage wird von seinen Kontrahenten als finanziell unbefriedigend abgelehnt. Die Kritik entzündet sich an der Kalenderplanung ebenso wie an vermeintlicher „Gleichmacherei“, weil Top-Events wie Kitzbühel auf eine Stufe mit kleineren Veranstaltungen gestellt würden. Ein weiterer Vorwurf: Eliasch habe kein Herz für die Nordischen und dort noch keinen einzigen Weltcup besucht. Er „plane“ dies, teilte die FIS dazu mit.
Gegen Eliaschs Ideen haben sich mehrere mitteleuropäische und skandinavische Verbände in einer Interessenvertretung formiert, darunter der DSV oder die Ski-Nationen Österreich, Schweiz, Italien, Norwegen und Schweden. Die Gruppe veranstaltet 65 Prozent der Weltcup-Wettbewerbe - nach einem möglichen Bruch mit der FIS künftig unabhängig vom Weltverband?
Lösung in Sicht?
Eine Art Super League, sagte DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach dem SID, „wurde vor einiger Zeit mal als mögliches Konstrukt diskutiert, aber das ist definitiv nicht unser präferiertes Modell“.
Unter einem solchen Zerwürfnis mit der FIS würde die ein oder andere Disziplin „massiv leiden“, das Ziel sei daher „nach wie vor“, mit dem Weltverband zu einer Lösung zu kommen.
Grundsätzlich, sagte Schwarzbach, könne man der Zentralvermarktung „einiges abgewinnen“. Auch die Verbände sähen die Notwendigkeit zur Modernisierung. Doch sie wollen sich beim Geldverteilen von der FIS nicht übervorteilen lassen.
Ein Treffen vor rund drei Wochen in Zürich sollte die Wogen glätten. „Wir haben unsere Bedenken und Sorgen geäußert, Ideen reingebracht“, sagte Schwarzbach über das „konstruktive Gespräch in vernünftiger Atmosphäre“.
Die Zweifel bleiben groß
Eliasch habe die Gegenseite durchaus gehört, gar „Verständnis“ gezeigt. Am Rande des Weltcup-Finales der Alpinen in Saalbach-Hinterglemm (ab Samstag) soll eine zweite Runde folgen.
Doch die Zweifel in der Reihe der „Abtrünnigen“ bleiben groß. Nicht wenige sehen die Vertrauensbasis mit Eliasch als zerstört an. Sollte es keine Lösung geben, drohte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer bereits, „muss man sich über Alternativkonzepte Gedanken machen“ - die Super League eben.
Der frühere ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht „den richtigen Zeitpunkt“ dafür als gekommen an und sagte dem WDR: „Das hätte schon Phantasie.“