Temperaturen von zehn Grad und mehr erschweren die Bedingungen für Wintersport in Mitteleuropa erheblich. Dies haben auch die Biathleten bereits mit grenzwertigen Strecken-Bedingungen in Oberhof feststellen müssen. Nicht all zu weit entfernt liegt das tschechische Nove-Mesto, also der Ort, in dem die Biathlon-WM 2024 stattfinden wird. Der Wintersport-Ort befindet sich knapp 600 Meter über dem Meeresspiegel, was auch nicht unbedingt für eine schneesichere Lage spricht.
Biathlon-WM droht Ungemach
Demnach ist es nicht verwunderlich, dass sich die Biathlon-Szene wegen der Bedingungen bei den WM-Bewerben (7. bis 18. Februar) Sorgen macht. Wettkampfleiter Vlastimil Jakes hat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zugegeben, dass die Voraussetzungen nicht gerade prächtig sind.
„Das Wetter ist im Moment nicht günstig, das ist eine Tatsache“, verdeutlichte er. Seinen Optimismus ließ er sich aber nicht nehmen. „Wir glauben, dass wir bereit sind“, erklärte er hoffnungsvoll.
Nove-Mesto setzt auf Schnee-Depots - Kein Plan B
Viel Hoffnung macht die Wetter-Prognose jedoch nicht. Bis zum WM-Auftakt sind steigende Temperaturen bis zu neun Grad sowie Regen und Wind vorhergesagt, womit so ziemlich alle natürlichen Feinde des Schnees vereinigt wären. Erst im Verlaufe der WM werden sinkende Temperaturen mit Schneefall und Minus-Graden erwartet.
„Wir beobachten die Wettervorhersage ständig und hoffen auf eine Verbesserung in der zweiten WM-Woche“, setzt auch Jakes auf einen rechtzeitigen Wetter-Umschwung. Viel mehr bleibt auch dem Biathlon Weltverband nicht übrig, der außerdem auf die vorhandenen Schnee-Depots setzt. „Wir machen uns keine Sorgen. Die Schneedepots sind gut gefüllt“, versuchte IBU-Kommunikationsdirektor Christian Winkler auf dpa-Anfrage die Gemüter zu beruhigen. „Einen Plan B gibt es nicht und wäre jetzt auch nicht mehr umsetzbar“, stellte er aber auch den Ernst der Lage dar.
Fehlende Chancengleichheit bei Biathlon-WM
Angesichts der Tatsache, dass auf den Strecken rund um die Vysocina Arena ein Meter Kunstschnee liegt, ist eine Renn-Absage immerhin unwahrscheinlich. Es bleibt jedoch die Frage, ob die Strecke auch in einem WM-tauglichen Zustand sein wird. „Wir haben noch 50.000 Kubikmeter Schnee im Depot. Wir machen uns keine Sorgen wegen Schneemangels, aber bei schlechtem Wetter wie Temperaturen über null und Regen wird die Qualität des Schnees nicht so gut sein wie bei Minusgraden“, führte Jakes aus.
Insbesondere die ersten Rennen könnten zu einer Herausforderung für Athleten und Techniker werden. Bei derartigen Bedingungen kann es schließlich zu deutlichen Unterschieden kommen, was die Präparierung der Ski angeht. Für eine Medaille benötigt es also nicht nur schnelle Beine und einen ruhigen Abzugsfinger, sondern auch ein glückliches Händchen des Service-Teams.
Zudem ist zu erwarten, dass gerade die hinteren Nummern mit einem tiefen Geläuf zu kämpfen haben werden, was die Chancengleichheit erschwert. Auch in Hinblick auf die optische Komponente wäre es natürlich wünschenswert, wenn zumindest im Laufe der WM wieder der Winter einzieht.