Was für ein Drama! Deutschlands Biathleten haben bei der Weltmeisterschaft in Nove Mesto (Tschechien) mit der Mixed-Staffel die erhoffte erste Medaille verpasst.
WM-Drama! Preuß hadert nach Patzer
In der Besetzung Justus Strelow, Philipp Nawrath, Franziska Preuß und Vanessa Voigt ging das Team des Deutschen Ski-Verbands (DSV) als Fünfter erneut leer aus nach einer Strafrunde und neun Nachladern - zum Podest fehlte gut eine halbe Minute.
Vor allem, weil Preuß nach dem zweiten Wechsel folgenschwer patzte.
„Mir tut es einfach nur mega leid für die anderen. Das ist wirklich mega schade“, sagte die 29-Jährige hinterher in der ARD. „Irgendwie ist mir das Laktat so reingeschossen. Meine Oberschenkel haben nur noch gezittert, auf der Runde habe ich mich schwergetan.“
Letzte Mixed-Medaille für DSV vor fünf Jahren
Zur Erinnerung: Eine deutsche Medaille hatte es in der Mixed-Staffel zuletzt 2019 mit Silber gegeben.
Der Sieg im mittlerweile traditionellen Auftaktwettbewerb und die erste Goldmedaille ging an Frankreichs Star-Ensemble mit Eric Perrot, Quentin Fillon Maillet, Justine Braisaz-Bouchet sowie Julia Simon (1 Strafrunde+9 Nachlader).
Platz zwei belegte der zuvor vielmal erfolgreiche Topfavorit Norwegen (0+8/+45,2 Sekunden), Bronze sicherte sich Schweden (0+10/+1:01,7 Minuten).
Biathlon-WM: Deutschland lang auf Kurs
Dabei hatte Deutschland ohne den kurzfristig erkrankten Benedikt Doll (Erkältung) das Rennen in der Vysocina Arena die erste Hälfte des Rennens dominiert.
Bei strömendem Regen agierte vor allem Strelow perfekt, beendet seine beiden Schießen ohne einen einzigen Fehler und übergab - gleichauf mit Frankreichs Perrot - an Teamkollege Philipp Nawrath.
„Das war genau der Auftakt, den ich mir vorgestellt habe“, sagte der Routinier hinterher bei der ARD. „Ich war vor dem Rennen extrem aufgeregt.“ (Wintersport: Alle Liveticker)
Doch all das nützte für einen Triumph ebenso wenig wie Nawraths Performance, der noch stabil blieb und auch Norwegens Superstar Johannes Thingnes Bø nicht herankommen ließ.
Strelow perfekt, aber Preuß stürzt und patzt
Entscheidend war ein Sturz und Schießfehler von Preuß. Liegend rettete sie sich noch mit drei Nachladern, stehend patzte die deutsche Nummer eins dann aber gleich viermal.
Folge: Nach der Strafrunde fiel Deutschland auf den fünften Platz zurück. Mit einer großen Hypothek von 37 Sekunden Rückstand ging Voigt als Schlussläuferin auf die Strecke.
Für die blieb eine Aufholjagd unmöglich, Voigt ging dennoch volle Risiko, gab sich liegend keine Blöße (null Nachlader).
Ihre Gefühlslage sei „gemischt. Ich bin mit meinen eigenen Rennen so lala zufrieden“, sagte Voigt bei der ARD.
Voigt übt Kritik am Material
Kritik übt die 26-Jährige indes am zur Verfügung stehenden Equipment und meinte mit Blick auf die milden Temperaturen mit Plus-Graden: „Es war doch ein reines Gestapfe! Vom Material her, würde ich sagen, war ich heute schlecht aufgestellt. Ich habe am Schießstand aber alles probiert und riskiert, ich wusste ja, dass es um eine Medaille ging.“
Auch wenn das „eine Schießen uns einen Strick draus gedreht hat, wir nehmen das Positive mit.“
Bei der WM im Vorjahr in Oberhof hatte es für Deutschland nur zu Rang sechs gereicht. Damals hatte Doll mit einer Strafrunde alle Medaillenchancen vergeben.
„Wenn wir eine Medaille holen, wäre das ein idealer Start“, hatte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling nun betont: „Wenn nicht, wäre es nicht der Untergang der Welt und kann trotzdem eine erfolgreiche WM werden. Klar haben wir Ersteres vor.“
Donnerstag Ruhetag, dann Sprint der Frauen
Als Extramotivation vor dem Auftakt sollte dafür ein Videoclip dienen, in dem zahlreiche Sportstars, darunter Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann, Grußbotschaften in Richtung der Biathleten schickten.
Nach dem Ruhetag am Donnerstag geht es beim Saisonhöhepunkt der Biathleten am Freitag in Tschechien weiter. Auf die Frauen wartet der Sprint über 7,5 Kilometer (17.20 Uhr/ARD und Eurosport).
Das Wetter hatte vor dem WM-Start für Chaos gesorgt. Am Montag war sogar das Training abgesagt worden, weil nach einem Sturm auch Bäume umgestürzt waren.
Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Oberhof hatte die mittlerweile zurückgetretene Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick vor heimischem Publikum Gold gewonnen.