Vital Heynen war misstrauisch. Mitten im Wald, in der Idylle von Brandenburg, haben sich der Bundestrainer und die deutschen Volleyballerinnen mehr als sieben lange Wochen intensiv auf die Weltmeisterschaft vorbereitet.
„Das macht mir ein bisschen Angst“
Spannungen? Fehlanzeige. „Vielleicht ist alles etwas zu gut gelaufen. Das macht mir ein bisschen Angst“, sagte der Belgier scherzhaft.
Natürlich sei er im Trainingslager in Kienbaum „mal nicht zufrieden“ gewesen, räumte Heynen ein: „Aber alles in allem gab es ganz wenige Konflikte.“
So kurz vor dem Saisonhighlight scheint die Teamchemie bei der Nationalmannschaft zu stimmen. Und das wollen Spielerinnen und Trainer bei dem Turnier in Polen und den Niederlanden (23. September bis 15. Oktober) auch aufs Feld bringen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Volleyball-WM)
WM-Mission der deutschen Volleyballerinnen
Heynen, der nach jahrelanger und erfolgreicher Arbeit im Männer-Volleyball seit Januar das deutsche Frauenteam trainiert, hat eine Mission: „Ich will, dass die Mannschaft wieder das Gefühl hat, ich gehe gerne zur Nationalmannschaft und ich glaube daran.“ Denn das war in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall.
Bei einer Weltmeisterschaft gelang den Volleyball-Frauen noch nie der Sprung auf das Podium, die letzte EM-Medaille stammt aus dem Jahr 2013, und die einstige Top-Spielerin Louisa Lippmann sah zuletzt bessere Chancen auf eine Olympia-Teilnahme im Beachvolleyball - sie wechselte mit 27 Jahren in den Sand. (NEWS: Paukenschlag! Mega-Talent gestrichen)
Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nämlich verpasste nach 2004 jedes Mal die Qualifikation für die Spiele, und so schwebt schon jetzt das große Ziel Paris 2024 über allem. Nach der WM, so Heynen, solle die Mannschaft das Gefühl haben: „Das war nur Schritt eins.“
Deutschland eine „Wundertüte“?
Natürlich sei das Ergebnis von Bedeutung, „aber das Wichtigste ist, dass die Mannschaft sagt: Ja, wir sind unterwegs zu Olympia.“ Kapitänin Jennifer Janiska betonte, dass das Team „die Vorrunde ganz klar überstehen“ wolle.
Im niederländischen Arnheim treffen die Außenangreiferin und ihre Teamkolleginnen auf Olympiasieger USA und Weltmeister Serbien. Zum Auftakt geht es am Sonntag (ab 19 Uhr im LIVETICKER) in der Gruppe C gegen Bulgarien, außerdem warten Kasachstan und Kanada.
Als Vorteil sieht Janiska dabei vor allem die Breite des Kaders. Es werde schwer für die Gegner, „sich auf uns vorzubereiten. Wir sind eine Wundertüte“. (DATEN: Tabellen der Volleyball-WM)
Heynen bei den Männern erfolgreich
Und auch Heynen ist dieser Meinung: „Wir haben keine klare Stammsechs“, stattdessen „14 Joker“. Und welche Spielweise er von diesen sehen will, weiß der 53-Jährige auch ganz genau: „Dreckigen Volleyball“, sagte er und lachte.
Mit den deutschen Männern holte Heynen 2014 WM-Bronze, Polen führte er 2018 sogar zum Titel, mit den DVV-Frauen steht er noch an einem ganz anderen Punkt. Es sei eine junge Mannschaft, nur fünf Spielerinnen seien bei der vergangenen WM dabei gewesen: „Wir sind bei Schritt eins.“