Von der Debütantin zur festen Größe im Eiltempo: Camilla Weitzel ist der Shootingstar der deutschen Volleyballerinnen bei der EM (Volleyball-EM: Deutschland - Weißrussland, ab 19.55 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM).
Weitzel auf den Spuren einer Legende
Schon beim perfekten Start ins Turnier gegen die Schweiz sorgte die erst 19-Jährige vom Dresdner SC für Aufsehen. Mit sieben Punkten hatte die Mittelblockerin bei ihrem EM-Debüt einen wichtigen Anteil am Erfolg der Schmetterlinge.
Bei der Sensation gegen Mitfavorit Russland setzte sie sogar mit einem wuchtigen Schlag den Schlusspunkt und bekam ein Sonderlob von Bundestrainer Felix Koslowski.
"Die letzte Aktion, in der Denise Hanke total mutig durch die Mitte spielt, mit Camilla Weitzel, die hat erst sechs Länderspiele oder so - und die haut ihn natürlich rein! Das war die Schleife ums Paket", schwärmte der Coach bei SPORT1.
Weitzel: "Ordentlich Nervosität"
Ein Lob, dass Weitzel tolz machen darf und ihr sicherlich ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert hat - wie schon nach ihrem ersten EM-Spiel.
"Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Ich habe mich total gefreut, dass mir das Vertrauen geschenkt wurde", sagte Weitzel voller Stolz im Anschluss. Gab aber auch zu: "Es war schon ordentlich Nervosität da."
Eine Eigenschaft, die Bundestrainer Koslowski sehr zu schätzen weiß: "Ich glaube, das muss so sein. Es ist ihre erste Europameisterschaft und sie hat bisher erst sehr wenige Spiele für das A-Team gemacht."
Steiler Aufstieg über Landau und Dresden
In allen Vorrundenspielen der EM stand die 1,95 Meter große Mittelblockerin in der Startformation. Zum Volleyball kam die Landauerin durch ihre Schwester. Über die Schulmannschaft ging es zum ASV Landau. Bereits 2013 wechselte sie nach Dresden in die Sportschule.
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Auch da ging es steil bergauf. 2017 stand sie das erste Mal im Kader der Erstligamannschaft. Ihre ersten Bundesliga-Spiele machte sie vergangene Saison. Ein Talent, das natürlich auch den Trainern der A-Nationalmannschaft nicht verborgen blieb.
Zweifel verfliegen schnell
Erst sieben Länderspiele hatte sie bis zur EM absolviert und trotzdem baut das Trainerteam fest auf sie. Auch wenn sie zwischenzeitlich mal gezweifelt hat, ob sie wirklich Volleyball-Profi werden möchte: "Zwischendurch gab es eine Phase, wo ich dachte, die anderen Jugendlichen meines Alters können so viele Dinge tun, die wir nicht tun können. Aber durch die Dinge, die wir erreichen und erleben können, wie Europameisterschaften zu spielen, wurde meine Motivation groß."
So ist der Traum von der A-Nationalmannschaft größer als die Angst, etwas zu verpassen. Weitzel ist eher still, doch alle im Team schwärmen von ihr. Louisa Lippmann und Co. geben ihr immer das Gefühl, ein vollwertiges Mitglied zu sein.
"Camilla hat so einen tollen Sommer gespielt, das wird bei der EM auch kommen", prophezeite Koslowski schon vorher.
Legende Christiane Fürst als Vorbild
Großes Vorbild der Wahl-Dresdnerin ist Christiane Fürst, die ebenfalls ihre Spuren in Dresden hinterlassen hat und einst zu den besten Mittelblockerinnen der Welt gehörte.
Eine Karriere wie ihr Vorbild würde Weitzel auch gerne einschlagen. Gelegenheit dazu bekommt sie bei der EM nun auf einer noch größeren Bühne. Das Achtelfinale machte Deutschland schon mit dem Sieg gegen Russland klar, durch den Erfolg gegen die Slowaki im vierten EM-Spiel ist der Gruppensieg in greifbarer Nähe - samt einer Top-Ausgangsposition für die K.o.-Runde.
"Christiane Fürst ist in Dresden natürlich bekannt", erklärte Weitzel. "Da kommt auch von Trainerseite: 'Guck sie mal an, so kann es gehen.' Ich fand es auch schön, dass ich sie mal getroffen habe. Sie ist das Idealbild für eine Blockerin, da hinzukommen, wäre der große Traum."
Die Fußspuren sind natürlich groß, doch das Potenzial sehen viele – nicht nur im Trainerteam - bei der 19-Jährigen. Die Körpergröße hat sie von ihrem Papa, doch am liebsten will sie eine ganz Große werden: So wie ihr Vorbild Christiane Fürst.