Jennifer Geerties gehört mit gerade einmal 21 Jahren zu den jüngeren Spielern im Aufgebot für die Volleyball-EM in Belgien und den Niederlanden. Trotz ihres noch zarten Alters kann die Außenangreiferin des Schweiner SC bereits auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblicken.
Geerties: "Volleyball ist mein Leben"
Als hoffnungsvolles Talent gewann sie 2013 mit den Schmetterlingen die Europaliga und wurde zudem Vize-Europameisterin. Inzwischen gehört sie zum Stamm des DVV-Teams. All dies, obwohl sie sich im Juli 2012 einer Bandscheiben-Operation unterziehen musste.
Wie sie mit der schweren Verletzung in jungen Jahren umgegangegen ist, was Bundestrainer Luciano Pedulla von seinem Vorgänger unterscheidet und welche Erwartungen sie an die am Samstag mit dem ersten Gruppenspiel gegen Serbien (ab 17.55 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVETICKER) beginnende EM hat, berichtet sie im SPORT1-Interview.
SPORT1: Die EM in den Niederlanden und Belgien steht vor der Tür. Welche Ziele hat das deutsche Team?
Geerties: Wir haben beschlossen, von Spiel zu Spiel zu denken. Dies schien uns die beste Möglichkeit zu sein, bei der EM erfolgreich zu spielen. Aber: Natürlich wollen wir eine Medaille gewinnen, sonst wären wir nicht hier. Erstes Zwischenziel muss das Erreichen der Zwischenrunde in Antwerpen sein. Dort würden mit Belgien, der Türkei und Aserbaidschan schon richtige Kaliber warten.
SPORT1: Im ersten Gruppenspiel müssen Sie gegen Serbien ran. Eine schwere Aufgabe?
Geerties: Das ist schon ein Hindernis zum Auftakt. Serbien ist vor kurzem Zweiter beim World Cup geworden und hat sich dadurch bereits das Olympia-Ticket gesichert. Beim Grand Prix haben wir 3:1 gewonnen und wissen daher, dass wir sie schlagen können. Respekt ist da, aber keine Angst.
SPORT1: Sie haben in Ihrer Karriere schon viel erlebt. Im Februar 2012 erlitten Sie eine Bandscheibenvorfall. Können Sie schildern, wie schwer die Verletzung Sie beeinträchtigt hat?
Jennifer Geerties: Als ich von der Diagnose gehört habe, habe ich sofort aufgehört, zu trainieren. Auch nach Stabilitätsübungen und Physiotherapie wurde es nicht besser. Ich wusste damals nicht genau, was ein Bandscheibenvorfall ist und musste erst einmal googeln. Ich habe die Situation unterschätzt und gedacht, dass es nur ein Rückenproblem ist.
SPORT1: Hatten Sie damals sogar Angst um ihre Karriere?
Geerties: Ich habe nie daran gedacht, aufzuhören. Zu der Zeit war ich gerade auf dem Internat in Berlin. Das wollte ich nicht so einfach alles aufgeben.
SPORT1: Sie entschieden sich für eine Operation...
Geerties: Die Ärzte wollten mich zuerst nicht operieren, da ich noch so jung war, und stattdessen konservativ behandeln. Ich hatte aber schon ein halbes Jahr Reha und Physio ohne Besserung hinter mir, sodass mein Entschluss schnell feststand. Die drei Tage Bedenkzeit musste ich nicht nehmen. Eine Woche später lag ich auf dem OP-Tisch.
SPORT1: Wissen Sie nach der überstandenen Verletzung große Ereignisse wie die anstehende EM nun noch mehr zu schätzen?
Geerties: Auf jeden Fall. Ich bin froh, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Volleyball ist mein Leben, dafür lohnt es sich zu kämpfen. Die Einladung des DVV zu Großereignissen sind immer die Bestätigung dafür, in der Saison vieles richtig gemacht zu haben.
SPORT1: Bei der letzten EM waren Sie das Küken. Was ist dieses Mal ihr persönliches Ziel?
Geerties: Ich bin fit und bereit, das Team zu 100 Prozent zu unterstützen. In den Testspielen hat meine Spielzeit variiert, auch weil wir viel ausprobiert haben. Man wird sehen, wie das bei der EM sein wird. Ich bin gereift, habe die Menschen im und um das Team herum besser kennengelernt und weiß, worauf ich mich verlassen kann.
SPORT1: Was sind die Unterschiede zwischen dem neuen Trainer Luciano Pedulla und seinem Vorgänger Giovanni Guidetti?
Geerties: Luciano Pedulla ist ein ruhigerer Typ. Er läuft nicht am Spielfeld auf und ab oder wirft sein Taktikbrett durch die Gegend. In Auszeiten und im Training kann er aber durchaus mal laut werden. Seine Trainingsübungen ergeben genau so Sinn, wie bei Giovanni Guidetti. Unter Pedulla achten wir jetzt mehr auf die Annahme und Techniktraining.
SPORT1: Was gibt Ihnen als junge Spielerin Pedulla vor so einem Turnier mit?
Geerties: Zu viele Einzelgespräche gab es zwischen uns bisher nicht. Außer mir sind viele weitere junge Spielerinnen im Team. Wir versuchen, durch gute Teamarbeit einen erfolgreichen Weg zu finden. Das ist unsere oberste Maxime.