Die amerikanische Eishockeyliga NHL hat eine neue Attraktion: Rookie Matt Rempe, dessen Großeltern einst aus Deutschland nach Kanada ausgewandert sind, absolvierte bisher acht Profispiele für die New York Rangers und katapultierte sich direkt in die Herzen der Fans.
NHL-Bad-Boy mit deutschen Wurzeln
Dies liegt allerdings nicht überwiegend an den gezeigten Leistungen, sondern an den angezettelten Schlägereien auf dem Eis. Der 21-Jährige begeistert viele Eishockey-Anhänger mit der archaischen Angewohnheit - während er andere eher in Sorge um sein Wohlergehen versetzt.
Prügeln und blaue Flecken? „Es ist großartig“
Am Tag nach der 2:4-Niederlage gegen die Columbus Blue Jackets Ende Februar stellte sich Rempe den Journalisten. Sein linkes Auge sah aus wie eine Wand mit Farbmustern in einem Baumarkt. Viel Schwarz, etwas Blau, ein Hauch von Grün an den Rändern. Blutergüsse im Gesicht sind ein alltäglicher Anblick auf einem NHL-Spielfeld, doch der 21-Jährigen legt es regelrecht darauf an.
Während der Niederlage wurde Rempe von Columbus-Stürmer Mathieu Olivier verprügelt. Der Kanadier wurde in der Liga schnell zur Zielscheibe, denn in den Partien zuvor zettelte Rempe einige Prügeleien selbst an.
Am 18. Februar lief der Angreifer erstmals für die Rangers auf. 80.000 Zuschauer im MetLife-Stadium in New Jersey sahen dabei zu, wie Rempe schon auf die Strafbank musste, bevor er überhaupt eine Sekunde gespielt hatte. Bevor die Partie losging, nahm sich der 21-Jährige seinen Gegenspieler Matt Martin vor, um ihn wie wild mit seinen Fäusten zu bearbeiten. Rempe erlangte durch diese Aktion direkt einen fragwürdigen Kultstatus bei den Rangers-Fans.
Der Eishockey-Profi mag es gern, sich zu prügeln. So meinte er in der Medienrunde bezüglich seiner Verletzung, nachdem er selbst gegen Columbus verprügelt worden war: „Es ist nichts. Nur ein bisschen… Ich weiß nicht, nichts. Es ist großartig. Das gehört einfach zum Schlagen dazu. Man bekommt Beulen und blaue Flecken.“
Rempe nach sechs Spielen mehr Straf- als Spielminuten
Rempe löste durch seine Art schon nach den ersten NHL-Partien eine Begeisterung unter den Fans aus, wie sie nur wenige Spieler in der Liga erlebt haben. In seinen ersten fünf NHL-Spielen hatte er drei Schlägereien.
Es wäre vielleicht noch eine vierte dazugekommen, wenn er nicht wegen eines unerlaubten Checks gegen den Kopf gegen die rivalisierenden New Jersey Devils des Feldes verwiesen worden wäre. Nach sechs NHL-Spielen hatte Rempe mehr Strafminuten (32) als Spielminuten (28) auf dem Konto.
Aber einmal sorgte er auch für ein sportliches Highlight, denn der 21-Jährige erzielte den Siegtreffer im landesweit übertragenen Spiel gegen die Philadelphia Flyers. Vor dem Treffer gab es aber natürlich eine Schlägerei gegen Flyers-Spieler Nicolas Deslauriers. „Das muss eines der verrücktesten NHL-Debütanten sein, die es je gegeben hat“, sagte Mitspieler Jonny Brodzinski und ergänzte, „ich weiß nicht, ob es jemals etwas Vergleichbares gegeben hat.“
Rempe „hat definitiv für Aufsehen gesorgt“
In den Medien ist sogar von der „Rempemania“ zu lesen. Die Rangers-Fans sind aus mehreren Gründen von ihrem neuen Spieler begeistert. Es ist seine ungewöhnliche Größe von 2,01 Meter und sein enthusiastisches körperliches Spiel, einschließlich der Kämpfe. Darüber hinaus ist er aber auch eine liebenswerte Persönlichkeit mit einer angeborenen Albernheit.
Ein Beispiel dafür ist, dass Rempe in einer örtlichen Cheesecake Factory Fotos machte und sich mit den Fans unterhielt. Sein Gesamtpaket kommt schlichtweg gut an.
„Ich denke, man hat es überall im Internet gesehen. Er hat definitiv für Aufsehen gesorgt“, sagte Rangers-Flügelspieler Jimmy Vesey: „Es ist schon eine Weile her. Solche Kämpfe sieht man wirklich nicht mehr.“
Rempe versucht, bodenständig zu bleiben
Es ist nicht nur die Häufigkeit der Kämpfe, die für Aufsehen sorgt. Es ist die Art und Weise, wie er kämpft, meint John Scott, der bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2016 acht Spielzeiten lang zu den führenden Schwergewichten der NHL gehörte.
„Heutzutage ist es eine Seltenheit, weil Kämpfe so eine Besonderheit sind“, erklärte Scott und fügte hinzu: „Ich weiß, dass es sie noch gibt, aber die Art von Kämpfen, wie sie Rempe hat, sieht man nicht mehr.“
Laut des Ex-NHL-Stars merkt man Rempe an, dass es ihm egal sei, getroffen zu werden. „Er will den Leuten einfach nur Schmerzen zufügen und sie verletzen, wie damals in den Siebziger Jahren, als man sich einfach festhielt und losschlug.“ Aus diesem Grund ist Scott der Meinung, dass der Rookie schon jetzt eine Besonderheit der Liga ist.
Rempe versucht, mit seinem neu erzielten Ruhm bestmöglich umzugehen: „Mein Traum ist es, in der NHL zu spielen. Ich habe ein Tor, einen Assist und wir gewinnen Hockeyspiele. Ich hatte ein paar gute Kämpfe. Ich versuche, bodenständig zu bleiben. Ich bin am Anfang meiner Karriere. Ich habe einen langen, langen Weg vor mir.“
Rempe abseits des Eises „der netteste Kerl aller Zeiten“
Er sagte, er vermeide alle Medien, um sich auf seine Entwicklung als NHL-Spieler zu konzentrieren. Rempe meinte, er verlasse sich auf seine üblichen Ablenkungen, um nicht in seinen eigenen Hype verwickelt zu werden.
„Ich liebe es, Bücher zu lesen. Ich bin ein großer Fantasy-Buch-Typ, also lese ich gerne meine Bücher“, sagte er. „Ich gehe nach Hause, lese meine Bücher, spreche mit meiner Familie, spiele gern Gitarre, mache solche Sachen.“
Mitspieler Brodzinski berichtete über seinen Teamkollegen: „Wenn du ihn triffst und kennenlernst, ist er der netteste Kerl aller Zeiten. So ein Familienmensch und einfach ein guter Allround-Mensch. Und dann steigt er auf das Eis und etwas klickt, und es verändert sich einfach.“
„So wird er eine kurze Karriere haben“
Stellt sich bloß die Frage, wie lange diese Spielweise gut geht? Der kanadische Eishockey-Journalist Mark Spector schrieb diesbezüglich auf X: „Dieser Junge sollte das nicht jeden Tag machen. Denn wenn er es tut, wird er eine kurze Karriere haben.“
In der Vergangenheit bezahlten NHL-Profis teils noch teurer für eure häufig angezettelten Schlägereien: In den vergangenen Jahren starben unter anderem Derek Boogaard (28), Rick Rypien (27) oder Steve Montador (35) im jungen Alter.
Sie alle hatten starke psychische und körperliche Probleme, die mit Kopfverletzungen zu tun haben schienen - posthum wurde bei allen die gefürchtete Gehirnschädigung CTE diagnostiziert.