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NHL: Moritz Seider bewertet Schlägerei mit Crosby und spricht über Olympia

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NHL: Moritz Seider bewertet Schlägerei mit Crosby und spricht über Olympia

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Schlägerei mit Crosby: Das sagt Seider

NHL-Profi Moritz Seider spricht im SPORT1-Interview über die zurückliegenden Olympischen Spiele, seine Zeit in den USA - und was er über seine Schlägerei mit Eishockey-Superstar Sidney Crosby denkt.
Der erst 20-Jährige Moritz Seider begeistert mit seinem aggressiven Spiel gegen Kanada. Warum die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nach Olympia-Silber vor drei Jahren wieder für eine Überraschung sorgen kann.
Stefan Junold
Stefan Junold
NHL-Profi Moritz Seider spricht im SPORT1-Interview über die zurückliegenden Olympischen Spiele, seine Zeit in den USA - und was er über seine Schlägerei mit Eishockey-Superstar Sidney Crosby denkt.

Moritz Seider spielt erst seit Oktober in der NHL - hat aber in kürzester Zeit bestens Fuß gefasst.

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Mit den Detroit Red Wings kämpft der 20-Jährige noch um die Playoffs und damit auch um den Stanley Cup, die wichtigste Trophäe im Eishockey. (NHL: Ergebnisse und Spielplan)

Seider war bereits 2019 von den Red Wings gedraftet worden, spielte aber zunächst im Farmteam, ehe er nach Schweden verliehen wurde. Seit vergangenem Jahr ist der 20-Jährige richtig in der Franchise angekommen und inzwischen fester Teil des Stammteams.

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Die US-Presse lobt den früheren Verteidiger der Adler Mannheim überschwänglich, hält ihn für den „zweifellos besten Rookie der NHL“. Kein Wunder, dass Seider große Chancen auf die Auszeichnung für den Rookie des Jahres hat. (NHL: Tabellen)

Moritz Seider im Exklusiv-Interview bei SPORT1

Im Interview mit SPORT1 spricht der Shootingstar über die verpassten Olympischen Spiele, seine bisherige Zeit in den USA - und was er über seine Schlägerei mit Superstar Sidney Crosby denkt.

SPORT1: Herr Seider, wie haben Sie die Olympischen Winterspiele und insbesondere das Eishockey-Turnier verfolgt?

Moritz Seider: Die Jungs sind mit hohen Erwartungen ins Turnier gegangen und wurden bitter enttäuscht. Aber nichtsdestotrotz waren es interessante Spiele. Man lernt immer wieder über andere Sportarten dazu, für die man sich dann begeistert, deshalb war es insgesamt eine coole Sache.

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SPORT1: Haben Sie nach dem frühen Aus der deutschen Mannschaft in den Playoffs Reaktionen erreicht - und wären Sie bei Olympia gerne dabei gewesen?

Seider: Bei Olympia auflaufen zu dürfen, das wäre ein Kindheitstraum gewesen. Aber es lag leider nicht in unserer Hand. Wir haben alles dafür getan, aber die Entscheidung wurde uns abgenommen. Die deutschen Jungs waren schon echt fertig und traurig. In dem Moment will man sich am liebsten vergraben und nichts mit der Öffentlichkeit zu tun haben. Einige mussten sich auch Kommentare gefallen lassen, die niemand hören oder lesen möchte.

SPORT1: Wie bewerten Sie ihre bisherige Zeit in Detroit?

Seider: Es macht jeden Tag unheimlich viel Spaß, in die Kabine zu kommen. Ich genieße jeden Tag, jede Einheit mit den Jungs. Wir sind richtig gut zusammengewachsen. Persönlich läuft es auch super. Ich habe sehr schnell Fuß fassen können. Ich denke, das sieht man auch auf dem Eis.

Seider: Gegen die besten NHL-Spieler bestehen

SPORT1: Ging es schneller als erwartet sogar?

Seider: Die Erwartungshaltung war schon ein wenig eine andere. Ich bin mit dem Ziel hierhergekommen, mir einen Platz zu erspielen, und dann schauen wir weiter. Das habe ich relativ schnell erreicht und mir neue Ziele gesetzt. Jetzt heißt es, konstant Leistungen abzurufen und in jedem Spiel auch gegen die besten Spieler zu bestehen.

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SPORT1: Vor allem ihre Ruhe und ihr körperliches Spiel für ihr Alter wird gelobt. Sie haben mit die meisten Checks in ihrer Mannschaft. Nehmen Sie das Lob wahr und finden Sie es gerechtfertigt?

Seider: Da sind Mama und Papa immer die ersten, die irgendwelche Zeitungsartikel im Internet finden. Ab und an lassen sie sich die von mir noch übersetzen, weil ihr Englisch dann doch nicht so gut ist (lacht). Ein großer Verdienst für meinen Erfolg ist auch der Mannschaft zuzuschreiben, die es mir einfach macht, so entspannt und ruhig auf dem Eis stehen zu können. Ich weiß auch, dass vier andere mir den Rücken stärken, wenn etwas mal nicht so gut funktioniert. Das zeichnet unseren Charakter aus.

SPORT1: Ihr Trainer Jeff Blashill hat über Sie zuletzt gesagt: „Mit seinem Auftreten hat er großen Einfluss auf unser Spiel“. In der Presse wird unter anderem geschrieben, Sie seien einer der besten Defensivspieler der Liga, „zweifellos der beste Rookie der NHL“ und würden phasenweise dominieren. Wie fühlt sich das an?

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Seider: So etwas gibt einem viel Selbstvertrauen. Aber man muss das auch immer wieder bestätigen. Wichtig ist für mich, die Leute von meiner Leistung zu überzeugen, die vielleicht noch ein wenig am Grübeln sind. Ich fühle mich echt gut, ich spiele gutes Eishockey. Ich bekomme volles Vertrauen geschenkt, was ich immer hoffe, zurückzahlen zu können. (BERICHT: Niederlagen für Draisaitl und Seider)

Rookie des Jahres in der NHL als Ziel? Das sagt Seider

SPORT1: Sie gehören zu den Favoriten auf die Auszeichnung als Rookie des Jahres. Wie schätzen Sie ihre Chancen ein?

Seider: Egal wer da am Ende ganz oben steht, er hat es verdient. Die Rookie Class ist sehr breit aufgestellt, und es sind einige starke Spieler vertreten. Aber ich muss ehrlich sagen, dass das bei uns in der Kabine kein Thema ist – auch für Lucas (Raymond, schwedischer Top-Rookie bei den Red Wings; Anm. d. Red.) und mich nicht. Wir wollen alles versuchen, um möglichst noch auf diesen letzten Playoff-Spot zu kommen. Das wäre für uns ein wesentlich größerer Traum, der in Erfüllung gehen würde.

SPORT1: Sie haben sich zuletzt eine kleine Schlägerei geliefert - mit niemand Geringerem als Superstar Sidney Crosby. Zeigt das ihr Selbstverständnis, dass Sie vor niemandem zurückschrecken und es mit jedem in der NHL aufnehmen?

Seider: Absolut. Man will sich auch selbst einen Namen machen und seine Stärken zeigen. Nichtsdestotrotz hat man einen riesigen Respekt davor. Trotzdem muss man sich nicht verstecken und alles mit sich machen lassen. Deswegen muss man auch mal ab und an seinen Mann stehen. Da ist es dann egal, wer gegenübersteht.

SPORT1: Gab es anschließend Kommentare ihrer Teamkollegen zu dieser Szene?

Seider: Nicht direkt, aber irgendwann hat einer der Jungs erzählt, dass es wohl nicht zum ersten Mal vorgekommen ist, dass Sidney Crosby mit einem Spieler der Red Wings aneinandergeraten ist. Entsprechend war die Stimmung danach recht gut. (lacht)

Seider hat Hunger auf mehr

SPORT1: Was ist noch drin in diesem Jahr für die Red Wings in Sachen Playoffs?

Seider: Wir sind alle durchweg optimistisch. Wir trauen uns das wirklich zu, das haben vor der Saison nicht viele von uns erwartet. Aber dennoch hat man immer Hunger auf mehr. Es wäre für uns als Mannschaft unfassbar geil, wenn wir es noch in die Playoffs schaffen könnten und uns einen Namen machen.

SPORT1: Wie denken Sie über Leon Draisaitl, der über die Jahre unfassbare Statistiken auflegt? Schauen Sie zu ihm auf und finden Sie, dass er mehr Aufmerksamkeit verdient hätte?

Seider: Absolut. Ich denke, dass jeder Spieler, der in Amerika Fuß gefasst hat und seine Leistungen bringt, wesentlich mehr im Rampenlicht stehen sollte. Das ist nicht selbstverständlich. Aber wir sind nun mal keine riesige Eishockey-Nation. Wir sind auf einem unheimlich guten Weg, aber wir haben einfach nicht die Bandbreite wie beispielsweise Kanada, die USA, Russland oder Schweden. Leons Leistungen sprechen für sich selbst. Wenn man seinen Namen eingibt, wird man quasi überschüttet mit Rekordmeldungen und tollen Werten, die er schon erreicht hat. Ich komme super mit ihm aus, wir schreiben uns regelmäßig und ich verfolge seinen Weg. Wenn Edmonton im Fernsehen läuft, schaue ich es gerne an.

Seider will Führungsspieler bei Red Wings und in Nationalmannschaft werden

SPORT1: Haben Sie zu den anderen deutschen Spielern in der NHL auch Kontakt?

Seider: Nicht täglich, aber man informiert sich regelmäßig, wie es bei den anderen läuft.

SPORT1: Wo sehen Sie sich in etwa drei Jahren, sowohl in der NHL als auch in der Nationalmannschaft?

Seider: Ich möchte als Führungsspieler vorangehen. Wenn man sich über die nächsten Jahren eine gute Basis schafft – und davon bin ich überzeugt, dass uns das als Team in beiden Fällen gelingt –, dann habe ich eine gute Zukunft vor mir. Ich kann es kaum erwarten, dass ich mit Detroit um Pokale spielen kann und dass wir mit den jungen Spielern in der Nationalmannschaft eine schlagkräftige Truppe haben werden.