Am späten Sonntagabend startete Aaron Rodgers gegen die Miami Dolphins zum 241. Mal in einem NFL-Spiel. Es könnte zugleich auch sein letzter Einsatz gewesen sein. Das lässt auch den Routinier nicht kalt. „Ja, natürlich“, gab Rodgers vor dem finalen Spiel der Saison im Gespräch mit ESPN auf die Frage an, ob die Begegnung für ihn besonders sei.
Das Rätsel Rodgers
Für die New York Jets ging es im letzten Spiel der Saison um nicht mehr viel. Es war nur noch unklar, welchen Pick die Franchise für den kommenden Draft erhalten wird. Rodgers wollte das Spiel gegen den Rivalen dennoch positiv gestalten. „Wir versuchen jedes Spiel rauszugehen und zu gewinnen“, erklärte er auf der Pressekonferenz nach der Partie.
Nach einem verschlafenen ersten Viertel mit einer Interception im ersten Spielzug kamen Rodgers und die Jets im zweiten Viertel in Tritt. Dann wurde es historisch. Die Jets standen fünf Yards vor der Endzone der Dolphins. Rodgers passte zu seinem Tight End Tyler Conklin - Touchdown. Es war der 500. Touchdown-Pass des Quarterbacks.
In der Historie der NFL ist Rodgers erst der fünfte Spieler, der diese Marke knacken konnte. Nur Tom Brady (649), Drew Brees (571), Peyton Manning (538) und Brett Favre (508) liegen in der ewigen Bestenliste noch vor Rodgers.
Im weiteren Spielverlauf gelangen der Legende weitere drei Touchdown-Pässe. Damit führte A-Rod die Jets zum 32:20-Sieg gegen die Dolphins und begrub so die letzten Playoff-Hoffnungen von Miami. Das Spiel zeigte zudem: Rodgers kann noch immer Top-Leistungen abrufen.
Rätsel: Rodgers lässt Zukunft offen
Trotz der historischen Bestleistung und dem sportlich durchaus erfolgreichen Abschluss der NFL-Saison standen das Ergebnis und die Ereignisse der Begegnung nach dem Spiel nur noch im Hintergrund. Eigentlich trieb alle Football-Fans nur die Frage um: War es nach 20 Jahren in der NFL das letzte Spiel der Legende?
Nach der für Rodgers und die Jets äußerst schweren Saison hatte der Quarterback schon im Vorfeld erklärt, es könnte sein letztes NFL-Spiel werden. Doch nach dem Spiel ließ der 41-Jährige seine Zukunft noch offen. So richtig in die Karten schauen lassen wollte er sich nicht.
„Ich bin heute einfach nur sehr dankbar. Ich werde das heute genießen, mir dann aber recht bald meine Gedanken machen”, erklärte er nach dem Spiel bei Fox NFL und gab dann zumindest ein wenig Auskunft: „Ich werde auf jeden Fall niemanden aufhalten. Ich werde morgen mit den Verantwortlichen der Jets sprechen und mir anhören, was sie meinen. Danach werde ich dann eine Entscheidung treffen, bevor es in der Offseason zu spät wird.“
Nach einem endgültigen Karriereende klingt das erst einmal nicht. Dass es für Rodgers aber nach dieser enttäuschenden Saison bei den Jets weitergeht, gilt als unwahrscheinlich. Sollte es sein letztes Spiel gewesen sein, wäre es zumindest ein versöhnlicher Abschluss.
Zukunft bei den Jets? „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht“
Egal wie es im Sommer für ihn weitergeht, der Signal Caller freut sich endlich über eine Ruhezeit: „Ich brauche eine physische und mentale Pause.“
Spielt er nächstes Jahr nochmal bei den Jets? „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“, erklärte er am Sonntagabend. Einem Wechsel zu einem anderen Team soll Rodgers offen gegenüber stehen.
Eine Rückkehr zu den Jets zur kommenden Saison ist zwar möglich, der 41-Jährige zeigte sich aber selbst skeptisch: „Ich glaube, hier wird es Veränderungen geben. Wenn ich ein Teil davon bin, dann werde ich jeden wissen lassen, dass ich nichts als Dankbarkeit für meine Zeit hier empfinde“, erklärte er vor dem Spiel im Gespräch mit ESPN.
Auch diese Saison, vor deren Beginn die Jets noch zu den Super-Bowl-Anwärtern gezählt wurden, weiß Rodgers realistisch einzuschätzen: „Ich bin enttäuscht über die Leistung von mir und uns als Team.“
Seine Saison lief bei den New York Jets mit nur vier Siegen aus 17 Spielen schlecht - die Playoffs wurden deutlich verpasst. Nach seinem Achillessehnenriss im ersten Spiel der vergangenen Saison stellte sich sein Wechsel in den Big Apple sportlich gesehen eindeutig als Fehlschlag heraus.
Rodgers knackt zahlreiche Rekorde
Dennoch bleibt Rodgers mit seinen zahlreichen Erfolgen einer der besten Quarterbacks der Geschichte. Mit vier MVP-Titeln (2011, 2014, 2020, 2021) hat nur Legende Peyton Manning öfter den Award für den besten Spieler der Liga gewonnen (2003, 2004, 2008, 2009, 2013). Zudem gilt Rodgers als einer der effizientesten Passer in der Geschichte.
Den Höhepunkt seiner Karriere hatte der Amerikaner 2010. Rodgers gewann mit den Green Bay Packers den Super Bowl XLV - und wurde gleichzeitig zum Super-Bowl-MVP gekürt.
Und auch in seinem wohl letzten Spiel für die Jets knackte Rodgers noch eine Bestmarke. Mit seinen 274 Yards gegen die Dolphins überholte er Quarterback-Legende Matt Ryan in der Liste der Quarterbacks mit den meisten Yards. Rodgers schob sich mit nun 62.952 Yards in dieser Kategorie auf den 7. Platz. „Ich bin sehr stolz, was ich erreicht habe und woran ich beteiligt war“, resümierte der Routinier.
Rodgers machte nach dem Spiel zudem deutlich, dass er weiterhin an seine Fähigkeiten glaubt: „Ich habe eine gigantische Liebe für das Spiel. Ich weiß, was ich noch kann.“ Ob die Liebe zum Spiel auch für noch eine Saison groß genug ist, wird sich in den kommenden Monaten entscheiden.