Lange hielt Brian Daboll seine schützende Hand über seinen Quarterback. Doch ausgerechnet nach dem Munich Game der NFL scheint auch beim Coach der New York Giants der Geduldsfaden gerissen zu sein.
Besiegelt München sein Schicksal?
Zu viele Fehler leistete sich Daniel Jones auf dem Rasen der Münchner Allianz Arena bei der 17:20-Niederlage nach Overtime gegen die Carolina Panthers. Seine Bilanz in Zahlen: 22 von 37 Pässen für 190 Yards, kein Touchdown-Pass und zwei Interceptions.
„Wir haben in den nächsten Tagen, in der nächsten Woche, eine Menge Arbeit vor uns. Wir werden bewerten, wo wir stehen und was wir tun müssen“, sagte Daboll nach der Niederlage in München über die Quarterback-Position.
Kehrtwende bei Daboll und Jones?
Es sind Worte, die eine Kehrtwende in der Beziehung des Coaches zu seinem Quarterback einleiten dürften.
Bislang hatte Daboll bei jeder Gelegenheit den 27-Jährigen in Schutz genommen. Immer wieder beantwortete er entsprechende Fragen kurz und knapp: Jones bleibt unser Starting Quarterback.
Dabei hätte es schon in der Vergangenheit genügend Gründe gegeben, Jones zu hinterfragen.
Zumal er mit seinem Mega-Deal im März des vergangenen Jahres, der ihm 160 Millionen Dollar für vier Jahre einbringt, in die Riege der absoluten Superstars der Liga vorgestoßen ist und ganz nebenbei das Gehaltsgefüge der Giants erschüttert hat.
Giants opferten Star für Jones‘ Monstervertrag
Denn um diesen Deal zu stemmen, wurde Running Back Saquon Barkley zum Divisionsrivalen Philadelphia Eagles abgegeben. Während der nun für sein neues Team glänzt und für Highlight-Momente sorgt, wie dem Rückwärtssprung über einen Gegner hinweg, kommen die Giants mit ihrem Quarterback nicht von der Stelle.
„Das ist das Jahr von Daniel“, hatte deren General Manager Joe Schoen im Sommer noch getönt. Diese Aussage fliegt ihm nun endgültig um die Ohren.
Jones‘ Leistungen jedenfalls waren nur in den seltensten Fällen vergleichbar mit denen der anderen Top-Verdiener, wie Patrick Mahomes oder Josh Allen. Zwischen dem 1. Januar 2023 und Anfang November 2024 warf er im heimischen Metlife Stadium nicht einen einzigen Touchdown.
Man muss ihm zwar zugutehalten, dass er zwischenzeitlich lange mit einem Kreuzbandriss ausgefallen war. Doch auch wenn er auf dem Feld stand, passten seine Leistungen kaum zu seinem Wahnsinnsgehalt. In dieser Saison kommt er nach zehn Spielen auf gerade mal acht Touchdowns, ihm unterliefen im gleichen Zeitraum aber schon sieben Interceptions.
Dabei sind es nicht nur die nackten Zahlen, die die Fans der Giants in regelmäßigen Abständen auf die Palme bringen.
Jones mit zahlreichen haarsträubenden Fehlern
Gerade das Spiel in München hat noch einmal gezeigt, wie haarsträubend teilweise seine Fehler sind. Gleich im ersten Drive warf er einen viel zu riskanten Pass auf Malik Nabers, den der Rookie Receicer niemals hätte erreichen können.
Im zweiten Viertel verlor er den Football, weil er gleich zwei völlig freistehende Passempfänger übersah. Nachdem wenig später sein Pass von Panthers-Safety Xavier Woods abgefälscht wurde, gingen die Giants mit null Punkten in die Halbzeitpause – wohlgemerkt gegen die schlechteste Verteidigung der gesamten NFL.
In der zweiten Hälfte konnten die Giants zwar – auch durch einen erlaufenen Touchdown von Jones – den Ausgleich herstellen und die Verlängerung erzwingen.
Doch in der Overtime behielten die Panthers das bessere Ende für sich.
Viel Zeit zum Nachdenken für Giants-Coach
Die Giants haben nun zwei Siege und acht Niederlagen auf dem Konto. Der Einzug in die Playoffs ist wieder einmal schon früh außer Reichweite geraten.
Am kommenden Wochenende haben die Giants spielfrei. Für Head Coach Daboll also eine Woche mehr Zeit, die QB-Situation zu „evaluieren“, wie er sagt.
Bislang hielt er an Jones wohl auch deshalb trotz anhaltender Kritik fest, weil die Alternativen mit Drew Lock oder Tommy DeVito auch nicht mehr Qualität versprechen.
Nach dem verheerenden Auftritt in München könnte Daboll aber zu der Erkenntnis kommen, dass die Backups auch nicht schlechter sein können als der 160-Millionen-Mann.