Dass der eigene Name beim NFL-Draft erklingt, ist wohl der Traum der meisten Footballspieler. Mehr als 250 Talente werden jährlich von den 32 Teams in die beste Football-Liga der Welt berufen, Spieler aus Deutschland sind dabei nicht allzu häufig dabei. Bei der anstehenden Talenteziehung, die von Donnerstag bis Samstag in Detroit stattfindet, könnte es aber wieder so weit sein – und das gleich zweimal.
Die deutschen Trümpfe im NFL-Draft
Mit Brandon Coleman und Julius Welschof hoffen gleich zwei Deutsche darauf, von einer Franchise ausgewählt zu werden. Eine Hoffnung, die vor allem bei Coleman mehr als nur berechtigt ist.
Dass der 1,94 Meter große und rund 142 Kilo schwere Deutsch-Amerikaner – seine Mama ist Deutsche, sein Vater Amerikaner – einmal bei der Talenteauswahl der NFL als Prospect dabei sein würde, darauf wäre er selbst wohl lange Zeit nicht gekommen.
NFL-Hoffung Coleman Kapitän der TCU Horned Frogs
Als er mit 15 Jahren Berlin verließ, wollte er sich in den USA eigentlich für ein Basketball-Stipendium bewerben. Doch dazu kam es nicht. „Als mir klar wurde, dass sich der Prozess mehr zum Football entwickeln würde, habe ich meinen ursprünglich geplanten Weg, es in die NBA zu schaffen, nicht weiterverfolgt“, wird er auf der Homepage seines College Teams, den TCU Horned Frogs zitiert.
Eine Entscheidung, die Coleman nicht bereut haben dürfte. Ganz im Gegenteil. An der Texas Christian University in Fort Worth - im Einzugsgebiet von Dallas - schwang sich der O-Liner bei den Horned Frogs bereits in seiner zweiten Saison zum Starter auf. 2022 stand er mit dem Team sogar im Finale der College-Football-Playoffs. In der zurückliegenden Saison fungierte er zudem als Kapitän.
Nach Sebastian Vollmer, der mit den New England Patriots zweimal den Super Bowl gewann, könnte Coleman der nächste deutsche Offensive-Line-Spieler in der NFL werden. Beeindruckende Überzeugungsarbeit leistete er dafür beim Scouting Combine Anfang März. Den 40-Yard-Dash absolvierte er in 4,9 Sekunden – die fünftbeste Zeit aller Offensive Linemen in diesem Jahr. Zu überzeugen wusste er unter anderem auch in Hoch- und Weitsprung.
Lob vom NFL-Draftguru
Laut NFL Deutschland erzielte er mit einer Note von 9,98 den viertbesten Relative Athletic Score (RAS) aller Guards in der Historie. Bei diesem Score werden die Leistungen jedes Athleten beim Combine kombiniert, um eine Gesamt-Note zu erzielen.
Unbemerkt blieben seine starken Leistungen dabei natürlich nicht. Anerkennung erfuhr er unter anderem vom früheren NFL-Scout und jetzigen Draftguru Daniel Jeremiah, der ihm beim NFL Network mit lobenden Worten bedachte und ihn als möglichen Dritt- bis Fünftrundenpick einschätzte.
Vor allem seine für seine Größe überdurchschnittliche Athletik, seine Erfahrung und die Tatsache, dass er als Guard und Tackle spielen kann, sprechen für ihn und machen ihn für Teams interessant.
Auch Welschof mit Hoffnungen beim Draft
Doch Coleman ist nicht der einzige Deutsche, der sich beim Draft Hoffnungen macht. So dürfte auch die Kreisstadt Miesbach, gelegen am Tegernsee südlich von München, gebannt in die Staaten blicken. Denn mit Julius Welschof hofft auch ein Miesbacher auf sein persönliches Happy End – und das nach einem turbulenten Jahr.
Der Defensive Lineman, der erst kurz vor der Volljährigkeit bei einem Auslandsaufenthalt in den USA zum Football kam, stand eigentlich an der University of Michigan für die Wolverines auf dem Feld. Doch schon vor der inzwischen abgelaufenen College-Spielzeit wurde er im Zuge der Installation eines neuen Trainerteams vor eine schwere Entscheidung gestellt.
„Da habe ich frühzeitig gemerkt, dass sie nicht so sehr mit mir planen“, wird er vom Merkur zitiert. Auf der Bank der Wolverines - das College ist übrigens nur 60 Kilometer westlich von Detroit gelegen - wollte er allerdings nicht Platz nehmen. „Ich wollte mehr spielen und mich zeigen.“
Verletzungspech nach College-Wechsel
So entschied sich Welschof für einen Wechsel zu den Charlotte 49ers. Kein einfacher Schritt, blieben Freundin und Kumpels doch in Michigan. Und dann wurde der D-Liner auch noch vom Pech verfolgt. So verletzte er sich bereits im zweiten Spiel an der Schulter. Zwar absolvierte er in der Folge noch zwei Spiele, ein hartes Tackling in der vierten Partie veranlasste ihn aufgrund seiner Schmerzen aber dazu, auf eine Untersuchung zu bestehen. Das Resultat: ein angebrochenes Schulterblatt.
Viel zeigen konnte er sich in der abgelaufenen Saison und im Hinblick auf den Draft also nicht, dennoch bleibt er optimistisch. „Ich mache gerade meinen MBA, also mein BWL-Studium, fertig und bereite mich auf den Draft vor. Ich hoffe natürlich, dass dann alles so klappt, wie ich mir das vorstelle.“
Vielleicht erweist sich ja die Tatsache, dass die Talenteziehung in seiner alten Heimat Detroit stattfindet, als gutes Omen.