Jerrel Wayne „Jerry“ Jones ist seit mittlerweile 34 Jahren im Football-Geschäft - aber an einen schöneren Tag als diesen konnte er sich nicht erinnern.
Tritt er das Erbe einer Ikone an?
„Ich weiß nicht, ob ich jemals einen besseren Tag bei den Cowboys hatte als heute“, ließ der 81 Jahre alte Öl-Unternehmer am Donnerstag wissen. Jones‘ Team, die Dallas Cowboys, hatten da einen beeindruckenden 45:10-Heimsieg gegen die Washington Commanders gefeiert und die Fans der Franchise in bestmögliche Thanksgiving-Stimmung versetzt.
Lässt man das Match gegen die Commanders Revue passieren, scheint die Euphorie durchaus berechtigt. Vor allem das Schlussviertel, das die Cowboys mit 25:0 (!) für sich entschieden, war nicht nur eine Machtdemonstration, sondern ein klares Statement: In Dallas will man die nun schon 28 Jahre andauernde Titeldurststrecke endlich beenden.
Zwar gebe es noch andere Teams, die ebenfalls starke Leistungen zeigen, gab Jones zu. „Aber diese Mannschaft ist absolut siegfähig“, sagte er. Die Zahlen unterstreichen diese Einschätzung.
Dak Prescott in absoluter Topform
Mit einer Bilanz von acht Siegen und drei Niederlagen liegen die Cowboys in der NFC East auf Rang zwei - keine Schande, da Division-Primus Philadelphia Eagles mit neun Siegen und lediglich einer Pleite aktuell das beste Team der kompletten NFL ist.
In ihrer aktuellen Form kann sich aber auch Dallas Chancen ausrechnen, in die Fußstapfen des legendären Cowboys-Teams der Neunziger zu treten, als das Hall-of-Fame-Trio Troy Aikman (Quarterback), Emmitt Smith (Runningback) und Michael Irvin (Wide Receiver) die Franchise zu drei Super-Bowl-Triumphen führte,
Auch jetzt haben die Cowboys veritable Siegertypen in ihren Reihen: Dak Prescott führt die Offense wie zu seinen besten Tagen und hat aktuell eine Passgenauigkeit von 70 Prozent aufzuweisen. Zwar warten noch sechs Spiele auf den 30-Jährigen, bislang konnte er in seiner Karriere jedoch noch nie eine Regular Season mit 69 Prozent oder mehr abschließen. Der aktuelle Bestwert kommt aus der Saison 2021, als er 68,8 Prozent seiner Pässe an den Mann brachte.
Dazu stehen für Prescott nach elf Spielen schon 2.935 Yards zu Buche. In der vergangenen Saison kam er in zwölf Spielen lediglich auf 2.860 Yards. Der Lohn ist die punktbeste Offense der Liga. 347 Zähler haben Prescott und Co. bereits auf die Anzeigentafel gebracht.
Defensive trotzt Diggs-Ausfall
Aber auch defensiv spielen die Cowboys wie ein echter Titelanwärter. Und das ist umso bemerkenswerter, da das Team von Headcoach Mike McCarthy schon nach zwei Spielen einen bitteren Verlust hinnehmen musste. Trevon Diggs, seines Zeichens immerhin zweimaliger Pro Bowler, riss sich im Training das Kreuzband. Auf einen Schlag verlor Dallas den besten Cornerback, der in seiner Karriere bereits 18 gegnerische Pässe abfangen konnte.
So hart der Verlust jedoch ist, haben die Cowboys eine starke Secondary, die den Verlust als Einheit auffangen kann. Vor allem der Trade von Stephon Gilmore macht sich nun bezahlt. Der Fünftrundenpick, der dafür zu den Indianapolis Colts wanderte, scheint dafür ein geringer Preis zu sein.
Zwar ist der Mann aus South Carolina mit 33 Jahren keine Lösung für die Zukunft, aber im Hier und Jetzt ist der Veteran genau das, was Dallas braucht. Nach Diggs‘ Verletzung ist er nun der Cornerback Nummer eins für Defensivkoordinator Dan Quinn.
DaRon Bland stellt NFL-Rekord auf
Für die große Show in der Dallas-D sorgt aktuell aber DaRon Bland. Der 24-Jährige scheint in seinem zweiten NFL-Jahr voll einzuschlagen. Gegen die Commanders setzte er mit einem Pick-6 den Schlusspunkt unter ein famoses Schlussviertel, in welchem Brandon Aubrey per Extrapunkt für den Endstand sorgte. An der eigenen 37-Yard-Linie schnappte sich Bland einen Pass von Washington-QB Sam Howell und trug das Leder über 63 Yards in die gegnerische Endzone.
Das Besondere daran: Dieses Kunststück gelang dem Fünftrundenpick des Drafts 2022 bereits zum fünften Mal in dieser Saison. Damit hält der Kalifornier nun den alleinigen NFL-Rekord für die meisten Pick-6 in einer Spielzeit.
Doch nicht nur die Passverteidigung ist beeindruckend. Auch an der D-Line ist Dallas bestens aufgestellt. Zwar liefen die Gegner bereits für 1.200 Yards gegen Dallas. Allerdings stehen auch bereits 291 Laufspielzüge gegen die Cowboys auf dem Statistikzettel. Mit 4,1 Yards pro Lauf stehen sie damit nur knapp hinter den Eagles (4,0), dem aktuell besten NFL-Team.
Dass sich gegnerische Teams gegen Dallas immer wieder im Lauf probieren, zeigt die Stärke in der Passverteidigung. Gerade einmal 1.839 Yards gab America‘s Team durch die Luft ab - gleichbedeutend mit Rang fünf in der NFL. Mit 5,7 Yards pro Wurf steht die Passverteidigung ligaweit auf Rang sechs.
Alles in allem kamen die Gegner der Cowboys bislang auf 185 Punkte. Mit einer Punktedifferenz von +162 grüßt Dallas nach dem Washington-Spiel sogar von der Spitze der Liga.
Schwere Brocken warten Richtung Playoffs
Die Träume vom Angriff auf den Super Bowl - oder zumindest einen tiefen Playoff-Run - sind also durchaus berechtigt. Ob es beim Träumen bleibt, wird sich wohl schon in den letzten sechs Spielen der Regular Season zeigen. Als nächstes geht es gegen die Seattle Seahawks, um dann in der darauf folgenden Woche den Divisionsrivalen aus Philadelphia zu empfangen.
Danach warten noch die Bufallo Bills, Miami Dolphins und Detroit Lions auf den fünfmaligen Super-Bowl-Gewinner, ehe es zum Abschluss nochmal gegen Washington geht. Mit Ausnahme der Commanders haben alle Teams aktuell eine positive Bilanz aufzuweisen.
Sollte Dallas auch in diesen Partien wieder glänzen, wird Jerry Jones also noch einige schöne Tage von seinem Team geschenkt bekommen. Dass die Jungs in Blau, Silber und Weiß absolut siegfähig sind, daran ließ der oberste Cowboy nach der Washington-Gala schon mal keinen Zweifel aufkommen.