Die Denver Broncos hatten sich für die Kansas City Chiefs noch eine besondere Spitze einfallen lassen. Nach dem 24:9-Sieg im Empower Field at Mile High tönte über die Stadionlautsprecher der Taylor-Swift-Song „Shake it off“.
Swift-Hype? Selbst Kelce zu viel
Schütteln musste sich auf jeden Fall Travis Kelce, der in Denver für seine Verhältnisse einen gebrauchten Tag erwischte. Lediglich 58 Yards konnte er auf dem Scoreboard verbuchen. In der Spalte Touchdowns stand für ihn - wie für das gesamte Team - eine Null.
Damit setzt sich für Kelce ein Trend fort. Seit seiner Beziehung zu Swift läuft es für den Tight End nicht in Spielen, in denen der Superstar der Musikszene nicht zugegen ist. Im September kam er - in zugegebenermaßen lediglich zwei Spielen - auf 47,5 Yards pro Spiel. Im Oktober stehen hingegen 97,6 Yards pro Spiel in den Statistikblättern. In diesem Zeitraum besuchte die Musikerin vier Spiele der Kansas City Chiefs.
Selbst Kelce wird die Aufmerksamkeit zu viel
Bereits am Mittwoch vor dem Spiel in Denver wurde dies im New Heights-Podcast der Kelce-Brüder thematisiert. Bruder Jason erinnerte daran, dass sogar Coach Andy Reid diesen Leistungsunterschied bemerkt habe. Dieser hatte in der vergangenen Woche nach dem 31:17-Sieg gegen die Los Angeles Chargers gesagt, dass sie „in der Nähe bleiben kann, so viel sie will“. Kelce hatte in diesem Spiel überragende 179 Yards und einen Touchdown abgeliefert.
Doch nicht nur der Chiefs-Superstar scheint von der Anwesenheit Swifts beflügelt zu werden, auch die NFL selbst will am Hype um diese Romanze der Superklasse teilhaben. Ist die Sängerin im Stadion, lässt die Liga keine Gelegenheit aus, Swift öffentlichkeitswirksam mit der Kamera einzufangen.
Sogar Kelce selbst ist diese Aufmerksamkeit etwas zu viel, wie er bereits Anfang Oktober im Gespräch mit seinem Bruder offenbarte. Zwar bringe es etwas mehr Aufmerksamkeit, wie er zugab. „Aber gleichzeitig glaube ich, sie übertreiben es sicherlich etwas.“
Gronkowski wird in der Angelegenheit deutlich
Noch deutlicher wurde zuletzt Rob Gronkowski. Der viermalige Super-Bowl-Sieger, der ebenfalls als Tight End Legendenstatus erreichte, forderte am Samstag im Up and Adams-Podcast unmissverständlich: „Wir wollen mehr Football!“ Natürlich sei es ok, Swift zu zeigen. „Aber nicht nach jedem einzelnen Spielzug.“
Laut Gronkowski sollten auch bei der Show die Spieler im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. „Zeigt die Spieler. Zeigt, wie sie jubeln.“
NFL mit gefährlicher Gratwanderung
Die Liga scheint aktuell eine gefährliche Gratwanderung zu absolvieren. Schon seit Jahren will die NFL noch mehr Frauen für Football begeistern. Dafür wird Flag Football gefördert und die Trainerstäbe sollen weiblicher werden. Zwar sehen sich die Verantwortlichen bei diesem Vorhaben auf dem richtigen Weg - laut eigener Aussage sind 47 Prozent der Fans weiblich - dennoch eröffnet der aktuelle Swift-Hype eine völlig neue Zielgruppe. Junge Mädchen, die sich bislang nicht für Football interessierten, kommen nun durch den Superstar mit dem Sport in Berührung.
„Es war ein perfekter Sturm der Popkultur und des Sports, der auf wirklich positive Weise aufeinanderprallte, wobei zwei unglaublich leidenschaftliche Fangemeinden zusammenkamen und auf eine Art und Weise interagierten, wie sie es noch nie zuvor getan hatten“, beschrieb Ian Trombetta, NFL-Vizepräsident für Social-, Influencer und Content-Marketing, die Situation auf AP-Nachfrage.
Allerdings betonte die Liga auch, dass sie auf die Beziehung zwischen Kelce und Swift keinen Einfluss habe. „Das ist nicht von der NFL orchestriert“, stellte Liga-Sprecher Brian McCarthy bereits Anfang Oktober klar.
Doch auch, wenn die NFL das Phänomen Swift-Kelce nur als Zuschauer begleitet, wird sie den Hype um diese Liaison auch weiterhin öffentlichkeitswirksam zur Schau stellen. Allerdings sollte sie dabei einen gesunden Mittelweg zwischen Swift-Hype und dem Sportlichen finden. Denn sonst könnte aus den einzelnen Kritikern eventuell eine generelle Frustration bei den Fans werden.
Für Kelce selbst bleibt hingegen nur zu hoffen, dass er bald auch wieder ohne Swift im Stadion performen kann. Denn sonst muss er sich in dieser Saison wohl öfter die Songs seiner Liebsten nach Niederlagen anhören.