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NFL: Die Quarterback-Sensation, die durch eine private Hölle ging

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NFL: Die Quarterback-Sensation, die durch eine private Hölle ging

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NFL-Sensation ging durch die Hölle

Rookie-Quarterback C.J. Stroud von den Houston Texans mischt die NFL auf eine Weise auf, wie es selbst Patrick Mahomes nicht geschafft hatte. Ein folgenschweres persönliches Drama um seinen Vater hat ihn gestählt.
Die New England Patriots zogen die Fanmassen beim NFL-Game in Frankfurt an - nur sportlich läuft es weiterhin nicht.
Rookie-Quarterback C.J. Stroud von den Houston Texans mischt die NFL auf eine Weise auf, wie es selbst Patrick Mahomes nicht geschafft hatte. Ein folgenschweres persönliches Drama um seinen Vater hat ihn gestählt.

Weniger als ein Jahr ist es her, als die Houston Texans das Gespött der NFL waren. Mit einem aus strategischer Sicht unklugen Sieg im letzten Saisonspiel ließen sie das Anrecht auf den ersten Pick im Draft liegen - und damit das Erstzugriffsrecht auf den besten Quarterback des Jahrgangs.

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Inzwischen bieten die Texans keinerlei Anlass mehr für Schadenfreude, im Gegenteil: Nach etwas mehr als der Hälfte der Saison lässt sich festhalten, dass der Draft nicht besser hätte laufen können für das Team aus der texanischen Metropole: Der ihr an Position 2 zugefallene Spielmacher C.J. Stroud hat sich als absoluter Glücksgriff erwiesen.

Historisch! Stroud stellt neue Bestmarke in der NFL auf

Der 22-Jährige hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Franchise nach neun Partien schon jetzt mehr Siege (5) eingefahren hat als am Ende der vergangenen drei Spielzeiten: Stroud ist schon jetzt unter den besten Passgebern der NFL - was er zuletzt gegen die Cincinnati Bengals mit Nachdruck unterstrich.

Mit 356 Pass Yards und je einem Touchdown per Pass und per Lauf zerlegte Stroud die starke Defensive der Bengals in alle Einzelteile. So legten die Texans 30 Punkte auf - so viele hatte Cincinnati in den vergangenen 18 Begegnungen nicht kassiert. Den ebenfalls starken Buccaneers schenkte er in der Vorwoche sogar 470 Yards und fünf Touchdowns ein!

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Da verwundert es nicht, dass sich Stroud auf historischem Niveau bewegt. Mit 291,8 Yards pro Spiel steht er an der Spitze der Liga vor Superstars wie Patrick Mahomes oder Joe Burrow. Damit ist er der erste Rookie seit 1939 (!), dem dieses Kunststück gelungen ist.

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Stroud: Krise wegen der Verhaftung seines Vaters

Dass Stroud es jemals in die NFL schaffen würde, war in seiner Jugend nicht immer absehbar. Im Alter von 13 Jahren wurde sein Vater wegen Autodiebstahl, Kidnapping, Raub, Flucht vor einem Beamten mit rücksichtslosem Fahren und sexueller Nötigung verhaftet und bekam eine Haftstrafe von 38 Jahren.

Dieses Urteil warf den jungen C.J., das jüngste der vier Kinder, komplett aus der Bahn. Er war sauer auf seinen Papa, weil er sich von ihm im Stich gelassen fühlte. Dementsprechend sprach er jahrelang nicht mit ihm. „Ich habe ihn wirklich gehasst“, erklärte Stroud im Podcast „The Pivot“.

Auch für seine Familie war es keine einfache Zeit. Die Mutter gab ihr Bestes als Alleinverdienerin, dennoch standen die Strouds einmal kurz vor der Obdachlosigkeit. „Wir sind pleite“, sagte er einst in der High School.

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Die schwierige Lage schlug sich auch auf seine sportliche Leistung nieder.

„Hölle und zurück!“ Stroud kämpft

Stroud konnte nur in alten Schuhen trainieren, sodass er immer wieder Blasen an den Füßen hatte. Auch spielte er teilweise nur mit nur einer Kontaktlinse und erhielt Essenspakete von der Schule.

„Er war still. Er hat nicht so gut gespielt wie sonst. Er hatte immer noch einen guten Arm, aber er wurde sehr leise“, schildert sein ehemaliger Coach Willie Munford Sports Illustrated. Für das Football-Talent selbst war es eine Reise „Hölle und zurück“.

Erst als seine Mutter einen Job als Managerin einer Lagerhalle erhielt, ging es für den gebürtigen Kalifornier wieder bergauf. Er verbesserte sein Spiel und eroberte im vierten Highschool-Jahr einen Startplatz.

„Ich sitze hier und bin erstaunt, wie belastbar er ist. C. J. ist der erstaunlichste Mensch, den ich je getroffen habe“, lobt Mutter Kimberley ihren Sohn, der sich viel von NFL-Legende Drew Brees abgeschaut hat.

Stroud überzeugt am College

Dieser musste sich am Ende der Schulzeit entscheiden, ob er lieber ein Football- oder Basketball-Stipendium annimmt. Schließlich zeigte er auch beim Sport mit dem größeren Ball, dass er Potenzial für eine große Karriere hatte.

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Letztendlich entschied er sich für den Football. „Er konnte Pässe werfen, die anderen nicht drauf hatten“, schwärmt Munford. Und dennoch wurde Stroud „nur“ als drittbester Quarterback seines Jahrgangs bewertet, bevor er sich 2020 den Ohio State Buckeyes anschloss.

Nach einem Jahr als Backup von Justin Fields übernahm den Posten in der Startformation und lieferte mächtig ab. In seinen zwei Jahren warf er in gleich drei Partien sechs Touchdowns - und stellte damit einen neuen Rekord in der Conference auf.

„Er hat sich das alles selbst erarbeitet“, schwärmte sein damaliger Trainer Ryan Day.

Trotz schlechtem Test: Texans haben keinen Zweifel an Stroud

Anfang des Jahres entschied Stroud sich, sich zum Draft anzumelden, obwohl er noch zwei Jahre am College hätte spielen können. Doch bei den NFL-Scouts stand er bereits weit oben auf der Liste und war mit Bryce Young, einst Rivale und mittlerweile guter Freund von Stroud, der heißeste Kandidat auf den 1. Pick im Draft.

Doch wenige Tage vor der Talentauswahl wurde bekannt, dass er bei dem so wichtigen S2-Test, bei dem Reaktionsschnelligkeit und Antizipation geprüft werden, erstaunlich schlecht abgeschnitten hatte. Er kam lediglich auf 18 Pünktchen - alles unter 80 Zählern ist in den Augen der Scouts nicht genug, um in der Liga zu bestehen.

Was die Carolina Panthers in ihrer Entscheidung für Young bestätigt haben könnte, hat die Texans hingegen überhaupt nicht abgeschreckt. „Man spürt seine Präsenz, wenn man mit ihm im Raum ist. Da ist ein Selbstvertrauen. Er ist ein Wettkämpfer und das gibt uns einen Vorteil“, begründete Texans-GM Nick Caserio in der NFL-Network-Show Good Morning Football seine Wahl.

Stroud eilt von Highlight zu Highlight

Genau diese Fähigkeit hat das verheißungsvolle Talent in seinen ersten neun Auftritten in der besten Liga der Welt unter Beweis gestellt. Dabei scheut er nicht das Risiko und wirft wie am College gerne lange Pässe.

Mit 9,4 Air Yards pro Passversuch liegt er ligaweit auf Rang drei, nur Will Levis und Ryan Tannehill von den Tennessee Titans werfen noch tiefer, was aber hauptsächlich am Spielsystem liegt.

Der neue Head Coach der Texans DeMarco Ryans bastelte mit seinem Offensive Coordinator Bobby Slowik hingegen eine Offense speziell für die Stärken von Stroud.

Sie holten in der Free Agency Noah Brown und in der 3. Draft-Runde Tank Dell - beide ausgewiesene Deep Threats. Hinzu kommt Nico Collins, der in seinem dritten Jahr im Texans-Trikot sein komplettes Potenzial zeigt und schon jetzt fast so viele Yards hat wie in den ersten zwei Spielzeiten zusammen.

Mittlerweile bilden die Spieler, denen vor der Saison nicht viel zugetraut wurde, ein gefährliches Speedster-Trio und machen es ihrem Quarterback umso leichter.

Rekordmann Stroud kämpft für seinen Vater

Somit konnte Stround bereits zahlreiche Rookie-Rekorde brechen. Erst mit seinem 177. Pass in der NFL warf er seine erste Interception und knackte somit die bisherige Rookie-Bestmarke von Dak Prescott, der auf 162 Passversuche kam.

Bei dem 39:37-Triumph gegen die Tampa Bay Buccaneers stellte er mit 470 Passing Yards den Rookie-Rekord für eine Partie auf.

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Damit ist er nicht nur der haushohe Favorit auf den Titel „Rookie of the Year“, sondern wird sogar für den MVP-Award gehandelt. Bei den Buchmachern ist er mittlerweile auf Platz sechs vorgerückt. Sollte er das schaffen, wäre er neben dem legendären Jim Brown der einzige Rookie, der zum besten Spieler der Liga gewählt wird.

Damit würde er auch seinen Vater stolz machen, zu dem Stroud das Verhältnis mittlerweile gekittet hat. Mehr noch: Er kämpft zusammen mit anderen Promis wie Kim Kardashian für eine Reform der amerikanischen Strafjustiz, um drakonische Strafen wie die gegen seinen Vater abzuschaffen - es geht um das umstrittene „Three Strike“-Gesetz, bei der die Haftstrafe bei Wiederholungstätern verdoppelt werden kann, wie bei Strouds Vater geschehen.

„Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe“, sagt Stroud mittlerweile über seinen Papa: „Er hat Fehler gemacht, ich auch. Es geht nicht ums Schlechte.“