Die NFL hat ihren nächsten Skandal - verursacht ausgerechnet von einer langjährigen Sideline Reporterin. Charissa Thompson, Moderatorin von „Fox NFL Kickoff“ und Mitglied des Amazon-Studioteams bei „Thursday Night Football“, hat im Podcast Pardon My Take zugegeben, in ihrer Zeit als Sideline Reporterin Zitate erfunden zu haben, wenn sie in der Halbzeitpause nicht mit dem zuständigen Head Coach des Teams sprechen konnte.
NFL-Reporterin schockt mit Geständnis
„Ich habe es schon einmal gesagt, und wurde nicht dafür gefeuert, aber ich werde es noch einmal sagen. Manchmal habe ich meinen Report in der Halbzeitpause erfunden, wenn der Coach nicht zum Interview gekommen ist oder es zu spät dafür war. Aber ich wollte den Bericht nicht vermasseln, also habe ich mir gesagt: ‚Ich erfinde das einfach‘“, sagte Thompson.
Sie begründete dies so: „Es wird kein Trainer wütend werden, wenn ich sage: ‚Hey, wir müssen aufhören, uns selbst zu verletzen, wir müssen beim dritten Versuch besser sein, wir müssen aufhören, Turnover zu verursachen ... und wir müssen in einer besseren Art und Weise das Spielfeld verlassen.‘ Sie werden mich dafür nicht korrigieren.“
Thompson-Geständnis entsetzt TV-Kolleginnen
Ein Geständnis, welches bei unzähligen Sideline Reporterinnnen, aber auch anderen im Business tätigen Menschen, für großes Entsetzen sorgte. (Charissa Thompson vor dem Super Bowl im SPORT1-Interview)
Tracy Wolfson, langjährige Reporterin für CBS Sports, meldete sich bei X zu Wort und zeigte sich entsetzt: „Das ist absolut nicht in Ordnung, nicht die Norm und auf so vielen Ebenen beunruhigend. Ich nehme meinen Job sehr ernst, ich stehe für alles ein, was ich sage, ich baue Vertrauen zu Trainern auf und erfinde niemals etwas. Ich weiß, dass meine Reporterkollegen das Gleiche tun.“
Laura Okmin, wie Thompson auch bei Fox Sports tätig, zeigte sich ebenfalls empört.
„DAS Privileg einer Rolle an der Seitenlinie ist es, die einzige Person auf der ganzen Welt zu sein, die die Möglichkeit hat, die Trainer zu fragen, was in diesem Moment passiert. Ich kann nicht beschreiben, wie viel Zeit es braucht, um dieses Vertrauen aufzubauen. Ich bin verzweifelt über die Nachrichten, in denen ich gefragt werde, ob das in Ordnung ist. Nein. Niemals“, schrieb sie.
Fake-Zitate? „Weder normal noch ethisch“
ESPN-Reporterin Molly McGrath erklärte: „An alle jungen Reporter: Das ist weder normal noch ethisch. Trainer und Spieler vertrauen uns sensible Informationen an, und wenn sie wissen, dass ihr unehrlich seid und eure Rolle nicht ernst nehmt, habt ihr jegliches Vertrauen und jede Glaubwürdigkeit verloren.“
Chris Kirschner, Reporter bei The Athletic, merkte an: „Ein großer Teil der Öffentlichkeit traut den Medien sowieso nicht. Ich kann nicht glauben, dass sie das stolz zugeben würde. Das schadet den Menschen, die den Job wirklich ernst nehmen, erheblich. Das ist völlig unethisch und verdient es, nie wieder in diesem Bereich zu arbeiten.“
Wie Thompson im Podcast erklärte, war es nicht das erste Mal, dass sie zugab, Zitate und Aussagen auch schon einmal erfunden zu haben. 2022 reflektierte sie in ihrem eigenen Podcast Calm Down, den sie mit Kollegin Erin Andrews betreibt, eine Situation als Reporterin bei einem Spiel der Detroit Lions.
Erfundene Aussagen nach Interview mit Lions-Coach
Als die inzwischen höchst erfolgreichen Lions 2008 mit 0:16 durch die Saison gingen, stand für die heute 41-Jährige ein Interview mit dem damaligen Head Coach Rod Marinelli auf dem Programm.
„Ich fragte: ‚Oh, Coach, welche Änderungen werden Sie in der Halbzeit vornehmen?‘ Er sagte: ‚Das ist ein tolles Parfüm, das du da trägst.‘ Ich dachte: ‚Oh, verdammt, das wird nicht funktionieren.‘ Ich mache keine Witze, ich habe dann einen Bericht erfunden“, sagte Thompson.
In diesem Zuge hatte auch Kollegin Erin Andrews zugegeben, einst einen Sideline Report erfunden zu haben, um einen Trainer zu schützen, der ihr unzählige falsche Informationen erzählt hatte.
Übrigens: Ein Sprecher von Amazon Prime wurde nach dem Geständnis von Thompson von einem US-Reporter mit den Worten zitiert: „Sie hat eine Geschichte von vor 15 Jahren erzählt.“ Wenig später wurde der Tweet allerdings wieder gelöscht.
Charissa Thompson hatte ihre TV-Karriere im Jahr 2007 begonnen. Sie arbeitete unter anderem beim Big Ten Network und bei ESPN.