Niedergeschlagen und den Tränen nah saß Mac Jones auf der Pressekonferenz. Mit leiser Stimme versuchte er die 6:10-Niederlage seiner New England Patriots gegen die Indianapolis Colts zu erklären.
Der gebrochene NFL-Star
„Ich muss einen besseren Job machen“, sagte der wortkarge Quarterback selbstkritisch. Magere zwei Touchdowns hat er mit seinen Teamkollegen in den vergangenen zwei Partien erzielt - zu wenig, um in der NFL zu bestehen.
In den Duellen gab der 25-Jährige selbst kein gutes Bild ab. Einem Touchdown-Pass stehen zwei Interceptions gegenüber. Besonders der Pass knapp vier Minuten vor Schluss, den Julian Blackmon in der Endzone abfing, tat sehr weh. „Es war ein schrecklicher Wurf“, gestand Jones.
Als die Patriots dann nochmal die Chance auf den Sieg bekamen, konnte er an der Seitenlinie nur zusehen, wie sein Backup Bailey Zappe den Ball in die Hände von Colts-Verteidiger Rodney Thomas warf und somit die Niederlage besiegelte.
Doch genau diese Entscheidung, Jones für den entscheidenden Drive auf die Bank zusetzen, wirft nun die Frage auf: Wird Jones nach der Bye-Week der Starting Quarterback bleiben?
Belichick vermeidet Bekenntnis zu Jones
„Wir machen uns darüber erst nächste Woche Gedanken. Das Spiel ist erst seit einer halben Stunde vorbei“, verweigerte ein sichtlich mürrischer Bill Belichick ein klares Bekenntnis zu seinem einstigen Erstrundenpick.
Auch auf die Frage, ob er Jones noch vertraue, wich er mit den Worten „Ich vertraue all unseren Spielern“ aus.
Da aber bekanntlich Taten mehr als 1000 Worte sagen, scheint die Entscheidung für den routinierten Trainer bereits gefallen. Wenn er seine etatmäßige Nummer eins in einer solch entscheidenden Phase durch dessen Backup ersetzt, der vor der Saison nicht einmal den Sprung in den 53-Mann-Kader geschafft hat, dann dürfte allen Beteiligten klar sein, dass die Zeit von Jones abgelaufen ist.
„Ich habe die Entscheidung getroffen. Es ist, was es ist“, begründete Belichick knapp den Wechsel zu Zappe.
Patriots setzen in Frankfurt lieber aufs Run Game
Schon gegen die Saints und Cowboys hatte der 24-Jährige das Zepter übernommen. In beiden Duellen war aber bereits eine Entscheidung gefallen, weswegen sich dieser Wechsel anders anfühlt. Dennoch konnte Zappe nicht wirklich überzeugen.
Bereits in der zweiten Halbzeit hatte sich angedeutet, dass Belichick genug von Jones gesehen hat. 22 Läufen, davon zwei Scrambles von Jones, standen lediglich neun Passversuche gegenüber.
Zum Vergleich: In der ersten Hälfte passten die Patriots elfmal und liefen bei 14 Gelegenheiten, wobei Jones einmal vor den Pass Rushern davon lief.
Nur Jones Schuld? Patriots-Offense eine Baustelle
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es nicht nur an Jones lag. Laut Next Gen Stats hatte er nur 2,54 Sekunden Zeit zum Werfen - nur Derek Carr hatte noch weniger Zeit. Fünfmal wurde Jones gar gesackt.
Doch auch im Passspiel hapert es. Neuzugang JuJu Smith-Schuster ist bisher die reinste Enttäuschung, wie auch DeVante Parker, der wegen einer Gehirnerschütterung in Frankfurt fehlte. Einzig Rookie Demario Douglas überzeugte.
Selbst das Playcalling sorgt für Diskussionen. So hatte Jones „keine Ahnung“, warum beim letzten Spielzug der ersten Halbzeit keine Hail Mary, sondern ein Screen Play angesagt wurde, um die fehlenden 53 Yards zu überbrücken. Warum sich die Trainer zudem bei 4&3 an der 17-Yard-Linie der Colts lieber für ein Field-Goal-Versuch statt des Ausspielens trotz funktionierendem Run Game entschieden, wirft ebenfalls Fragen auf.
Insgesamt hat das Team so viele Probleme, dass Patriots-Reporter Steve Burton im SPORT1-Interview meint: „Sie müssten Genies sein, um das alles auf einmal auf die Reihe zu kriegen.“
Jones vor Ablösung?
Entsprechend groß ist der Druck auf der Franchise, die mittlerweile im Keller der Liga angekommen ist. Daher ist nun auch Belichick angezählt und könnte entlassen werden - vor einigen Jahren noch unvorstellbar.
Doch auch die Luft für Jones, der seit seinem starken Rookie-Jahr 2021 auf dem absteigenden Ast ist, wird immer dünner. Selbst bei den Fans scheint er unten durch zu sein. Denn sie stimmten beim letzten Drive lautstarke „Zappe“-Rufe an - etwas, das sie bei Jones nicht taten.
„Wir arbeiten viel zusammen. Ich habe also noch Vertrauen in ihn“, spricht Tight End Hunter Henry seinem Mannschaftskameraden Mut zu.
Das kann dieser auch sehr gut gebrauchen, wirkte er nach der Niederlage doch etwas gebrochen. „Ich nutze die Bye Week immer, um mich selbst zu evaluieren und zu schauen, was ich besser machen kann. Und da gibt es offensichtlich viele Dinge“, erläuterte er.
Diese Analyse könnte für den 15. Pick des 2021er Drafts nun bereits zu spät sein.