Home>US-Sport>NFL>

Wird diese umstrittene NFL-Taktik verboten?

NFL>

Wird diese umstrittene NFL-Taktik verboten?

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Umstrittene NFL-Taktik verboten?

Die Philadelphia Eagles machen in der NFL mit einem besonderen Spielzug auf sich aufmerksam. Die anderen Teams sind machtlos, Liga und Spielergewerkschaft in Alarmbereitschaft.
Kansas City Chiefs' Travis Kelce berichtet über seine Beziehung mit Superstar Taylor Swift. Der Tight End habe viel über den "weltweiten" Einfluss der 33-Jährigen gelernt.
Die Philadelphia Eagles machen in der NFL mit einem besonderen Spielzug auf sich aufmerksam. Die anderen Teams sind machtlos, Liga und Spielergewerkschaft in Alarmbereitschaft.

Dass die Philadelphia Eagles für ganz besondere Spielzüge stehen, wissen NFL-Fans spätestens seit dem Super Bowl im Februar 2018. Seinerzeit sorgte die Franchise mit dem „Philly Special“ für Aufsehen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Statt zum Quarterback wurde der Ball von Center Jason Kelce zu Running Back Corey Clement gesnappt. Dieser wiederum warf das Ei in Windeseile zu Tight End Trey Burton, der den inzwischen in die Endzone gelaufenen Spielmacher Nick Foles anvisierte und ihm einen Touchdown-Pass servierte.

Foles war in der Folge der erste Signal Caller, der in einem NFL-Endspiel einen Touchdown-Pass geworfen und gefangen hatte.

„Tush Push“ oder „Brotherly Shove“

Inzwischen sorgen die Eagles wieder mit einem Spielzug für Aufsehen. Ein Spielzug, welchen sie in Perfektion beherrschen, der die Gegner aber zur Verzweiflung treibt und für Diskussionen en masse sorgt. Die Rede ist vom sogenannten „Brotherly Shove“ - oder auch „Tush Push“. Ein Quarterback-Sneak der ganz besonderen Art.

{ "placeholderType": "MREC" }

Doch was macht diesen Spielzug so besonders? Eingesetzt wird der spezielle QB-Sneak dann, wenn dem Team nur noch wenige Zentimeter oder ein, zwei Yards fehlen, um ein neues First Down oder die Endzone für einen Touchdown zu erreichen.

Exemplarisch für diesen Spielzug steht eine Szene aus Woche drei. Im Monday Night Game der Eagles bei den Tampa Bay Buccaneers steht Philly beim dritten Versuch ein Yard vor der Endzone.

Die bullige O-Line rund um Center Jason Kelce ist aufgereiht, dahinter steht Quarterback Jalen Hurts. Hinter dem Spielmacher befinden sich wiederum noch einige andere Spieler: Tight End Dallas Goedert, Running Back D‘Andre Swift und Wide Receiver A.J. Brown.

{ "placeholderType": "MREC" }

Hurts erhält den Ball, drückt nach vorne – das Trio hinter ihm pusht dem Spielmacher in den Rücken. Der Quarterback fällt nach vorne in Richtung Endzone, wird aber wenige Zentimeter vorher gestoppt. Statt bei dem nun folgenden vierten Versuch ein Field Goal zu kicken, probieren es die Eagles noch einmal. Mit Erfolg. Touchdown.

Eagles setzen besonderen Spielzug ein

Head Coach Nick Sirianni macht sich bei diesem besonderen Spielzug die hervorragenden Eigenschaften seiner Offense zunutze. Die O-Line ist exzellent, Hurts einer der athletischsten Spielmacher der NFL.

41 Mal wurde der Tush Push in der zurückliegenden Saison vom Team angewendet, 37 Versuche verliefen erfolgreich. Eine absurd hohe Erfolgsquote.

„Ich verstehe, dass sich einige Leute darüber beschweren, aber stoppt es! Stoppt den Spielzug! Es funktioniert nicht so automatisch, wie die Leute denken. [...] Es geht um die Jungs da vorne. Es geht um Jalen. Ich glaube, wir wären auch ohne den Push ziemlich erfolgreich, aber wir drücken nur manchmal nach, um ihnen den Extra-Schub zu geben“, reagierte Cheftrainer Nick Sirianni kürzlich auf die immer lauter werdende Kritik.

Ähnlich sieht das auch Ex-NFL-Star J.J. Watt. „Wenn sie nicht von hinten schieben dürften, wären die Eagles bei Quarterback-Sneaks immer noch genauso erfolgreich. Ja, es hilft, aber der Push ist nicht der Grund für den Erfolg. Sondern die O-Line und Jalen“, formulierte er bei X.

Andere Teams bleiben bei Versuchen erfolglos

Die Kritik an dem Spezial-Spielzug muss dabei differenziert betrachtet werden. Zum einen herrscht bei anderen Teams mitunter großer Frust. Die Eagles sind mit dem Play ungemein erfolgreich – andere Teams nicht.

{ "placeholderType": "MREC" }

Denn wie das in der NFL so ist: Was funktioniert, wird kopiert. Selbstverständlich wollten daher diverse Mannschaften den „Brotherly Shove“ kopieren - der Erfolg dabei ist allerdings mäßig.

So versuchten laut AP News mit den Chicago Bears, Jacksonville Jaguars und Indianapolis Colts alleine in Woche eins drei Teams, via „Tush Push“ zum Erfolg zu kommen. Gelungen ist es keiner Mannschaft.

Dazu passen auch die Aussagen von Eagles-Star Kelce: „Das Einzige, was uns hilft, ist, dass andere Teams nicht so gut darin sind“, konstatierte er.

Schmerzhafter Spielzug

Trotz der enormen Erfolgsrate, um einen Lieblingsspielzug der Philly-Profis handelt es sich beim Brotherly Shove aber bei weitem nicht. Und der Grund liegt laut Kelce auf der Hand: „Es tut weh.“

„Es ist ein anstrengendes Play. Manchmal schmerzt der Rücken. Ich bin auch schon auf meinem Ellbogen gelandet. Man muss in den Spielzug an sich nicht besonders viel reinlegen, es steht eher die Masse an Leuten im Vordergrund, die übereinander liegen. Es ist aber ein kräftezehrendes Play.“

Dem kann Left Tackle Jordan Mailata nur beipflichten: „Achten Sie darauf, wie lange wir brauchen, um nach dem Play wieder aufzustehen. Weil in der Regel liegen wir ja im Haufen ganz unten. Wenn wir dort liegen, dann bedeutet das normalerweise, dass wir unser Ziel erreicht haben. Aber dann liegen auch alle über dir. Selbst wenn man noch dabei ist, den Spielzug auszuführen, wird man getreten, bekommt Kopfstöße. Es ist ein brutales Play.“

NFL will Play weiter untersuchen

So ist es wenig verwunderlich, dass der für Regeländerungen zuständige Wettbewerbsausschuss der NFL das Play genau verfolgt. Bereits nach der vergangenen Saison hatte sich so mancher ein Verbot gewünscht: Fans, Ex-Offizielle, etc. Dies geschah allerdings nicht. Zwar analysierte die Liga den „Tush Push“, verboten wurde dieser bislang aber nicht.

Glaubt man Cowboys-Defensiv-Star Micah Parsons, dann ist das auch vollkommen in Ordnung. „Die Eagles haben die beste Offensive Line im Football. Also ja, es ist ein Cheat Code“, erklärte er dem Bleacher Report.

Der Linebacker, der beim umstrittenen Play direkt auf der gegenüberliegenden Seite steht, erklärte: „Sie sind dabei nicht zu stoppen. Sie haben einen Quarterback, der bei Kniebeugen 600 Pfund (270 Kilo) stemmen kann und der weiß, wie er seine Beine bewegen muss. Wir müssen einfach damit umgehen. Wir müssen uns darauf einstellen, uns darauf vorbereiten, sie zu stoppen.“

Zwei Verletzte bei den Giants

Laut ESPN-Insider Adam Schefter haben Liga und Spielergewerkschaft NFLPA dennoch vor, das Play weiter genau im Auge zu behalten. So sollen vor allem die Verletzungsdaten im Zusammenhang mit dem Spielzug untersucht werden.

Zwar gibt es bislang noch keine Anzeichen dafür, dass ein übermäßiges Verletzungsrisiko damit einhergeht, ausgeschlossen ist dies jedoch nicht. So verletzten sich am vergangenen Spieltag zwei Spieler der New York Giants bei einem missglückten Sneak-Versuch der Eagles.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Philly den „Tush Puh“ seit geraumer Zeit und mit der entsprechenden Erfahrung praktizieren. Die Giants – und das hat Head Coach Brian Daboll bereits zugegeben - haben den Spielzug nicht einmal geübt, ehe sie ihn einsetzten und zwei Verletzte zu beklagen hatten.

Das Problem: Im Training üben nicht einmal die Eagles selbst den Spielzug ein - einfach weil das Verletzungsrisiko bei einem Berg aus Riesen oberhalb der 100 Kilo zu groß ist. Studiert wird das Play nur auf dem Papier.

Schieben ja, Ziehen nein

Ob die NFL nach dem Ende der laufenden Saison ein Verbot verhängt, ist aktuell noch völlig unklar. Zumindest war es Offensivspielern über Jahrzehnte hinweg verboten, einen Rusher – egal ob Quarterback oder Running Back – in irgendeiner Weise durch Schieben oder Ziehen direkt zu unterstützen.

2005 wurde dann klar geregelt, dass das Ziehen des Ballträgers durch Mannschaftskameraden verboten ist, das Schieben wiederum war zu schwierig zu regulieren.

Der „Tush Push“ respektive „Brotherly Shove“ dürfte also auch in näherer Zukunft ausschließlich eine Spezialität aus der Stadt der brüderlichen Liebe bleiben.