2018 wählten die Baltimore Ravens Lamar Jackson mit dem letzten Pick der ersten Runde des NFL-Drafts aus. Eigentlich war Joe Flacco seit seiner Rookie-Saison 2008 der Starter in Baltimore. Nach dem Super Bowl-Sieg von 2012 nahmen die Leistungen von Flacco jedoch allmählich ab, weshalb Jackson den Konkurrenzkampf im Team neu beleben sollte.
Dieses Comeback fasziniert Amerika
Jackson schlägt direkt ein
Zu Beginn der Saison 2018 blieb Flacco dennoch der Starter in Baltimore, bis eine Hüftverletzung ihn zu einer Pause zwang. Die glorreichen Zeiten von 2012 waren in Baltimore längst vergangen. Dreimal in Folge verpasste man die Playoffs, und auch 2018 konnten die Ravens unter Flacco nur vier ihrer ersten neun Spiele gewinnen. Doch Lamar Jackson hauchte dem Team innerhalb kürzester Zeit neues Leben ein, verlor nur noch ein Spiel und führte Baltimore zurück in die Playoffs.
Ein Star wurde geboren, der seinen Job als Anführer des Teams nicht mehr abgeben sollte und auch nach der Rückkehr des einstigen Helden Flacco die Nummer eins blieb.
Die uneingeschränkte Nummer 1 ist Jackson auch in dieser Saison. Vor allem dank ihm gewannen nur die Philadelphia Eagles und die Kansas City Chiefs ein Spiel mehr als die Ravens, die bisher auf fünf Siege kommen.
Jackson war dabei in sieben Partien bereits an 13 Touchdowns beteiligt. Und das obwohl der Nummer eins Running Back der Ravens, J.K. Dobbins, bereits seit der ersten Woche verletzungsbedingt ausfällt.
Dass er in dieser Saison überhaupt noch bei den Ravens spielt, war lange gar nicht klar. Eine Verlängerung um ein weiteres Jahr lehnte der NFL-Star in der Offseason zunächst ab und forderte daraufhin öffentlich einen Trade. Umstimmen konnte ihn dann aber das finanzielle Angebot, das die ihm die Ravens auf den Tisch legten.
Unglaubliche 260 Millionen Dollar - 185 Millionen davon garantiert - boten die Ravens ihrem Star-Spieler, um dessen Vertrag um weitere fünf Jahre zu verlängern. Damit wurde der viel gescholtene Quarterback zu einem der bestbezahlten Spieler der Liga. Nur Justin Herbert unterschrieb bei den Los Angeles Chargers einen noch besser bezahlten Kontrakt.
Rückkehr zu alter Stärke
Eine Verlängerung, die sich in der bisherigen Saison bereits bezahlt gemacht hat. Lamar Jackson überzeugt wieder wie in alten Tagen und lässt die Kritiker verstummen. So schrieb der deutsche NFL-Analyst Adrian Franke via X (ehemals Twitter): „Lamar Jackson ist stand jetzt der MVP dieser Saison.“
Doch auch weitere Größen des Sports, wie Basketball-Star LeBron James, zeigten sich begeistert von Jacksons Rückkehr zu alter Stärke.
Ein weiterer Grund für den Aufschwung ist die Verstärkung aufseiten der Passempfänger. Mit Odell Beckham Jr. verpflichteten die Ravens einen weiteren Wide Receiver für Jackson. Dazu legt man im diesjährigen NFL-Draft auf dieser Position noch einmal nach. Zay Flowers wurde als 22. Spieler von den Ravens ausgewählt und führt das Team aktuell mit 442 Receiving Yards an.
Dennoch ist es Jackson, mit dem der derzeitige Lauf der Ravens hauptsächlich verbunden wird. Denn der Quarterback schafft es, in dieser Saison seine große Stärke wieder auszuspielen: das Laufspiel.
Nur vier Quarterbacks konnten in ihrer Karriere mehr Yards erlaufen als Lamar Jackson in seiner bisherigen Laufbahn.
2019 wurde er schon in seiner zweiten Saison als wertvollster Spieler des Jahres ausgezeichnet. 43 Touchdowns standen am Ende der regulären Saison in der Vita des ehemaligen Louisville Cardinals, der als „Dual-threat-Quarterback“ gilt - als ein Spielmacher, der sowohl mit Pässen als auch mit eigenen Läufen etliche Yards überbrücken kann.
„Man fürchtet Lamars Genauigkeit nicht“
Doch trotz des raschen Aufstiegs des inzwischen 26 Jahre alten Quarterbacks gab es aber immer wieder Kritik am Spielstil des Quarterbacks.
„Man fürchtet Lamars Genauigkeit nicht wirklich“, behauptete der sechsmalige Pro Bowl-Quarterback Ben Roethlisberger noch dieses Jahr in seinem Podcast Channel Seven. „Er hat einen unglaublichen Arm und er lässt Dinge geschehen, wenn er läuft, aber du fürchtest dich nicht davor, dass er dich aus der Pocket heraus zerpflückt.“ Statt seines Passspiels seien viel mehr seine Fähigkeiten als Läufer gefürchtet, ergänzte die Legende der Pittsburgh Steelers.
Mit dieser Meinung stand Roethlisberger nicht allein. Immer wieder gab es Häme für Jackson. Einige Fans behaupteten gar spöttisch, er sei aufgrund seiner vielen Laufversuche eher ein Running Back als ein Quarterback.
Schuld an dieser Kritik ist unter anderem Jacksons desaströse Playoff-Bilanz. In drei Anläufen gewann Baltimore mit Jackson als Quarterback nur ein Playoff-Spiel. Negativ aufgefallen ist dabei auch die Passleistung des Signal Callers. In vier Spielen warf der Quarterback nur drei Pässe in die Endzone und wiederum fünf in die Hände eines Verteidigers.
Jackson wird von Verletzungen gestoppt
In den Jahren darauf nahm der Erfolg in Baltimore insgesamt ab. Jackson, der immer wieder mit Verletzungen zu kämpften hatte, warf 2021 und 2022 rund 20 Touchdowns weniger als in seiner MVP-Saison.
Nachdem die Ravens 2021 den Einzug in die Playoffs verpasst hatten, schied man 2022 erneut in der ersten Runde aus, dieses Mal allerdings ohne Einfluss des noch verletzten Jackson.
Vor der diesjährigen Saison standen die Verantwortlichen der Baltimore Ravens dann vor der wichtigen Frage, wie es mit Jackson weitergehen soll.
Sie haben sich für die Verlängerung des Vertrags von Jackson entschieden und dürften sich mittlerweile längst darin bestätigt fühlen.