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NFL: “Motivation ist mir persönlich egal“ - Jakob Johnson im großen SPORT1-Interview

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NFL: “Motivation ist mir persönlich egal“ - Jakob Johnson im großen SPORT1-Interview

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„Es gibt den Gewinner und 31 Verlierer“

Jakob Johnson von den Las Vegas Raiders ist einer von drei Deutschen, die in der kommenden Saison in der NFL auflaufen. Bei SPORT1 spricht er über sein Team, Las Vegas und die Zukunft seiner Position.
Der deutsche Football-Profi Jakob Johnson erklärt, wie sich ein NFL-Team auf ein Spiel vorbereitet - und gibt Einblicke, wie seine normale Arbeitswoche während der Saison aussieht.
Jakob Johnson von den Las Vegas Raiders ist einer von drei Deutschen, die in der kommenden Saison in der NFL auflaufen. Bei SPORT1 spricht er über sein Team, Las Vegas und die Zukunft seiner Position.

Die neue NFL-Saison steht in den Startlöchern und mit den Brüdern Amon-Ra und Equanimeous St. Brown sowie Jakob Johnson nehmen auch drei Deutsche an der Jagd auf den Super Bowl LVIII teil. Für Johnson, der über das International Pathway Program den Sprung in die NFL schaffte und mittlerweile in seine fünfte Saison geht, würde sogar ein Finale im eigenen Stadion in Las Vegas warten!

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Diese Extra-Motivation braucht der 28-Jährige aber gar nicht, wie er im SPORT1-Interview vor dem Saisonstart verrät: „Jeder Einzelne in dieser Liga kämpft jedes Jahr darum, die Meisterschaft zu gewinnen. Es gibt im Football leider keinen zweiten oder dritten Platz. Es gibt nur den Gewinner und 31 Verlierer - und ich will gewinnen!“

Im Trikot der Las Vegas Raiders vertritt er eine Franchise mit besonderer Tradition. Die Bedeutung der Raiders geht in den USA weit über Football hinaus. Das berühmte Logo mit den gekreuzten Schwertern und der Augenklappe hat es längst in die Alltagskultur geschafft.

Im Gespräch mit SPORT1 spricht Johnson über die besondere Geschichte seines Teams sowie den Football-Standort Las Vegas. Dazu verrät er, wie die Vorbereitung auf ein Spiel aussieht und wie er die Zukunft seiner Position sieht.

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SPORT1: Sie haben eine ereignisreiche Offseason hinter sich, an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung bei den Raiders und zu Ihrer Verlobung! Was war denn das größere Highlight?

Jakob Johnson: Persönlich war das schon die Verlobung, weil es noch mal ein größerer Schritt ist. Da habe ich auch viel Arbeit und Planung reingesteckt. Aber einen Vertrag zu haben, ist natürlich auch immer gut, darüber habe ich mich auch sehr gefreut, aber es ist eben eher Business. Der Sport ist das eine - und die Verlobung war dann schon ein spezieller Moment.

So läuft eine übliche Spielvorbereitung

SPORT1: Davon abgesehen: Was macht ein NFL-Profi eigentlich zwischen dem Saisonende im Januar und dem Start der neuen Saison jetzt im September?

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Johnson: Am besten kann man das auf meinem YouTube-Channel verfolgen, da muss ich mal ganz unverschämt Werbung machen. (lacht) Wenn die Saison vorbei ist, komme ich meistens für ein paar Tage nach Deutschland und nehme mit, was ich kann, gerade auch die Zeit mit der Familie. Spätestens ab Mitte Februar bin ich dann voll eingespannt im Training, mittlerweile trainiere ich da in Florida an einer Location. Ab Mitte April kommen die OTAs (Organized Team Activities, Anm. d. Red.), das sind wieder Trainingseinheiten als Mannschaft - und dann sind es nochmal vier bis fünf Wochen, bis das Trainingslager anfängt. Da habe ich mir nochmal eine Woche genommen, war im Urlaub, um ein bisschen runterzukommen - und die letzten Tage vor dem Trainingslager wird dann immer intensiver trainiert, damit man zu dem Zeitpunkt auf dem Peak ist.

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SPORT1: Und wie sieht das Trainingslager selbst aus?

Johnson: Das Ganze sind zwei Wochen als Mannschaft mit Training vor Ort, wo du dich den ganzen Tag mit den Jungs auf der anderen Seite misst. Dann folgen drei Wochen Preseason, da sind dann auch ein paar Einheiten gegen andere Mannschaften dabei, sogenannte Joint Practices. Am Ende der Preseason steht der Cut Day an, der entscheidende Tag und immer eine sehr schwierige Zeit mit vielen Transaktionen: Ein paar Jungs verlassen die Mannschaft, andere Jungs kommen dazu - und dann kommt der Montag von Woche 1, wo du voll in deiner Routine drin bist und dich auf den ersten Gegner vorbereitest.

SPORT1: Da sind wir jetzt angekommen. Wie läuft eine normale Game Week für Sie ab?

Johnson: Die Woche beginnt und endet mit Sonntag. Da ist normalerweise das Spiel, danach geht es entweder nach Hause oder der Flug nach Hause wartet. Montags wird das vorherige Spiel verdaut, es gibt ein Workout als Mannschaft und danach Meetings, wo das Spiel analysiert wird. Am Dienstag ist „Players‘ day off“, man muss also nicht in die Facility kommen. Ich persönlich mache da meistens Regeneration, aber da hat jeder Spieler seine eigene Routine. Gleichzeitig ist auch schon viel Vorbereitung auf den nächsten Gegner dabei, Filmanalyse, Taktikanalyse - und man versucht auch mal seine Hobbys unterzubringen, was zu unternehmen.

SPORT1: Bevor es dann schon in Richtung nächstes Spiel geht …

Johnson: Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind unsere Hauptarbeitstage, das heißt, wir sind von 6 Uhr morgens bis 5 oder 6 Uhr abends im Gebäude, haben Meetings, Lifts, Trainings - alles als Vorbereitung auf den nächsten Gegner. Jeder Tag hat dann einen etwas anderen Fokus: An einem Tag ist es vielleicht das Laufspiel, an einem anderen Tag das Passspiel, dann geht man die verschiedenen Situationen durch, die in einem Spiel vorkommen. Auch die Special Teams, das muss alles geübt werden, die verschiedenen Phasen: Punt, Punt Returns, Kickoff, Kickoff Returns, Field Goal, Field Goal Block - das sind alles Dinge, die nicht einfach so passieren, sondern für die es einen genauen Plan gibt, wie wir in der Woche gewinnen. Das alles zusammen ergibt den Game Plan, der nach dem letzten Training am Freitag dann steht. Am Samstag gibt es noch mal einen Walkthrough des jeweiligen Game Plans und dann ist samstags auch oft Reisetag, es geht in den Flieger, abends sind wir dann alle im Hotel - und am Sonntag ist Spieltag.

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Jimmy Garoppolo? „Top Frisur, Movistar-Lächeln“

SPORT1: Da soll künftig der neue Quarterback Jimmy Garoppolo die Raiders anführen. Wie haben Sie ihn bisher erlebt?

Johnson: Extrem entspannter Typ, sehr warm, sehr herzlich. Top Frisur, Moviestar-Lächeln - mehr braucht man zu Jimmy wohl nicht sagen.

SPORT1: Trotz seiner Erfolge gerade bei den San Francisco 49ers wurde er von vielen Experten und Fans auch immer kritisch gesehen - haben Sie dafür eine Erklärung?

Johnson: „If you ain‘t got no haters, you ain‘t poppin‘!“ Wenn jeder dich nur mag, dann machst du nichts von Bedeutung. Ein Quarterback wird immer für die Leistungen der gesamten Mannschaft in der Kritik stehen, aber so wie ich Jimmy erlebt habe, ist er ein super Typ.

Fullback? „Hebt das Laufspiel von Arithmetik zu Algebra“

SPORT1: Was dürfen die Raiders-Fans insgesamt von ihrem Team erwarten?

Johnson: Mit Erwartungen ist es immer so eine Sache, bevor das erste Spiel gespielt ist. Was sie erwarten können, ist, dass wir harten Football spielen und die Mannschaft alles reinsteckt in die Vorbereitung, in die Spiele, und jeder, der bei diesem Team arbeitet, zum Erfolg beitragen wird. Was wir am Ende dafür bekommen, steht leider in den Sternen. Ich für meinen Teil versuche jeden Tag, so das meiste rauszuholen, dass ich zum Teamerfolg beitrage - und ich denke, wir haben genug Jungs, die in die richtige Richtung ziehen. Wenn wir alle am selben Strang ziehen, dann wird Raider-Nation glücklich sein mit den Resultaten.

SPORT1: Sie selbst spielen als Fullback auf einer Position, die schon seit Jahren als vom Aussterben bedroht gilt. Der ehemalige NFL-Fullback Vonta Leach hat mal gesagt: „Niemand wächst auf und will Fullback werden.“ Das ist jetzt Ihre Chance, mal ein Plädoyer für die Position zu halten.

Johnson: Der Fullback ist für eine Mannschaft im Laufspiel und im Passspiel ein Tool, das der Verteidigung Probleme bereitet. Es hebt das Laufspiel von Arithmetik zu Algebra - so wie in der Schule, wenn es von Bruchrechnungen auf einmal zu Gleichungen geht, so kann der Fullback einfach noch eine Variable zum Laufspiel hinzufügen. Das Zitat von Vonta Leach ist nicht das schlechteste: Niemand, der mit Football anfängt, hat die Position Fullback direkt auf dem Schirm. Es ist ja auch eine Position, die es beim Flag Football zum Beispiel gar nicht gibt. Aber es ist trotzdem eine Position, die mir auf jeden Fall extrem viel Spaß macht und vielen Running Backs viel Spaß macht, dahinter laufen zu können. Es ist nichts, was, glaube ich, aus dem Football ganz verschwinden wird. Man wird immer noch Fullbacks bei einigen Mannschaften im Aufgebot haben. Wie die Position eingesetzt wird, kann sich über die Jahre natürlich verändern - aber ich glaube nicht, dass man Football komplett ohne Fullbacks erleben wird.

SPORT1: Sie erwähnen die unterschiedlichen Arten, wie ein Fullback eingesetzt werden kann. Können Sie schon sagen, wie Ihre Rolle in der neuen Saison aussehen wird? Sehen wir Sie vielleicht auch häufiger wieder selbst mit dem Ball in der Hand?

Johnson: Nein, da kann ich nichts dazu sagen. (lacht laut) Da müsst ihr schon bis Sonntag warten!

„Gibt nur einen Gewinner und 31 Verlierer“

SPORT1: Dann sind wir mal gespannt. Das große Ziel für alle Teams heißt natürlich auch in der neuen Saison wieder Super Bowl. Ist es eine zusätzliche Motivation, dass der im Februar im Raiders-Stadion in Las Vegas steigt?

Johnson: Motivation ist mir persönlich egal. Motivation ist ein Gefühl, das du an manchen Tagen spürst, an anderen Tagen nicht. Aber das hat mit dem Erreichen von deinen Zielen nicht wirklich viel zu tun. Wenn du dir Ziele setzt, dann versuchst du, diese zu erreichen - ob die Motivation groß oder klein ist. Den Super Bowl in der eigenen Stadt spielen zu können, ist bestimmt cool, aber es ist nicht mehr oder weniger cool, als allgemein einen Super Bowl spielen zu können.

SPORT1: Selbst wer gar nichts mit Football am Hut hat, kennt wahrscheinlich das Raiders-Logo von College-Jacken, Mützen oder anderen Accessoires. Was bedeutet es, für so eine besondere Franchise mit einer derartigen Geschichte zu spielen?

Johnson: Es ist eine Riesenehre! Wir hatten im Frühjahr ein Event, wo viele ehemalige Raiders gekommen sind und den Dialog mit uns gesucht haben. Es gab einen Empfang, wo viele der Jungs darüber gesprochen haben, was es ihnen bedeutet hat, ein Raider zu sein. Jeder, der Football mag, sollte sich auf jeden Fall mit der besonderen Geschichte dieser Franchise befassen, weil es echt schon sehr cool ist, was Mr. Davis und seine Familie da auf die Beine gestellt haben. Auch, was für eine kulturelle Bedeutung die Marke der Raiders in der Geschichte der USA hatte: Wie die Jungs von NWA alle die Raiders-Hats anhatten in den 90er-Jahren, die ganzen verschiedenen Hall of Famer, die hier gespielt haben - es ist sehr cool, hier spielen zu dürfen.

SPORT1: In Las Vegas sind die Raiders allerdings noch relativ neu, generell tut sich in der Stadt in Sachen Sport gerade sehr viel. Ist Las Vegas schon zu einer richtigen Sportstadt geworden?

Johnson: Sport ist König! Sport ist der einzige Grund, warum Leute noch fernsehen. Sport gibt hier in den USA dem Besuch einer Universität eine Bedeutung. In Las Vegas gibt es sicherlich genug andere Dinge neben dem Sport, es gibt tausende Shows, Konzerte, Musik. Aber man merkt, dass die Energie in der Stadt nochmal ein bisschen anders ist, wenn Sportevents sind. Es gibt hier schon einige sehr erfolgreiche Franchises: Shoutout an die Las Vegas Aces, WNBA-Champion. Shoutout an die Vegas Golden Knights, NHL-Champions. Man sieht, wie viel es der Stadt bedeutet und wie es die Leute hier zusammenschweißt. Im November kommt die Formel 1, dafür wird gerade der gesamte Strip und der Highway modernisiert. Las Vegas wird eine Sportstadt! Las Vegas hat immer das beste Entertainment - und diese Expansion in den Sport ist einfach der nächste Schritt der Entertainment-Industrie hier.