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NFL-Traditionsteam fällt tief: "Dieser Ort ist ein Mülltonnenfeuer"

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NFL-Traditionsteam fällt tief: "Dieser Ort ist ein Mülltonnenfeuer"

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NFL-Institution versinkt im Chaos

In der NFL sind erst zwei Spieltage absolviert. Die Chicago Bears sind jedoch schon wieder voll im Krisenmodus. Schuld hat daran auch ein Top-Pick, der eigentlich zum Franchisespieler werden sollte.
Der deutsche Football-Profi Jakob Johnson erklärt, wie sich ein NFL-Team auf ein Spiel vorbereitet - und gibt Einblicke, wie seine normale Arbeitswoche während der Saison aussieht.
Manuel Habermeier
In der NFL sind erst zwei Spieltage absolviert. Die Chicago Bears sind jedoch schon wieder voll im Krisenmodus. Schuld hat daran auch ein Top-Pick, der eigentlich zum Franchisespieler werden sollte.

Nach dem NFL Draft 2021 herrschte Aufbruchstimmung bei den Fans der Chicago Bears.

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Das neunmalige NFL-Meister mit seiner über 100 Jahre langen Geschichte hatte sich in Runde 1 den heiß begehrten Justin Fields geschnappt - und damit endlich das jahrelange Problem auf der Quarterback-Position gelöst.

Nein, das Front Office, hatte nicht nur ein Problem beseitigt, sondern einen Franchise-Spieler für die kommenden Jahre in die „Windy City“ gelotst, in der einst Ikonen wie Bronko Nagurski und „Sweetness“ Walter Payton wirkten. Oder Sid Luckman, der viermalige Meister-Quarterback der 40er Jahre. Einen, der das Traditionsteam in eine neue Erfolgsära führen würde.

So schien es damals zumindest.

Chicago Bears kommen in der NFL nicht aus der Dauerkrise

Zwei Jahre später ist von dieser Euphorie nichts mehr zu spüren. Die Bears sind mit zwei Niederlagen in die neue Saison gestartet, die Pleitenserie hält damit saisonübergreifend bereits zwölf Spiele an. Der Traum von den Playoffs droht schon früh in dieser Spielzeit zu zerplatzen.

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Zudem scheint mit Alan Williams bereits der erste Verantwortliche das sinkende Schiff verlassen zu haben. Der Defensive Coordinator wolle sich mehr um seine Gesundheit und Familie kümmern, begründete er den Rücktritt.

„Ich bin dankbar für die Gelegenheit, für die Chicago Bears tätig gewesen zu sein - eine NFL-Franchise mit großer Geschichte.“

Vielmehr als Geschichte haben die Bears aktuell auch nicht zu bieten. Und Fields hat viel eingebüßt von der Aura des Hoffnungsträgers.

Justin Fields sorgt für Chaos neben dem Feld

Seit 2006 haben die Bears keine zwei Playoff-Teilnahmen in Folge mehr geschafft. Überhaupt hat das Team aus Illinois, das mit dem Super-Bowl-Sieg 1985 den einzigen großen Triumph der Neuzeit hatte feiern können, seit 2006 nur noch dreimal die Post-Season erreicht.

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Und ausgerechnet Fields kippt in dieser Situation noch weiteres Öl ins Feuer. Am vergangenen Mittwoch beschrieb er seinen Auftritt bei der 17:27-Pleite bei den Tampa Bay Buccaneers als „roboterhaft“, er habe sich „nicht wie ich selbst“ gefühlt. Auf Nachfrage ließ er dann noch eine mittelschwere Bombe platzen. Anstatt den Fehler bei sich selbst zu suchen - wie es für einen Führungsspieler zum guten Ton gehört -, sagte er: „Das könnte am Coaching liegen.“

Einige Stunden später an diesem Tag trat er zwar nochmal vor die Presse, um klarzustellen, dass er nicht den Trainern die Schuld geben wollte: „Ich kann besser spielen. Ganz klar!“ Doch der Schaden war da bereits angerichtet.

Auch sportlich überzeugt Fields nicht

Zumal er mit seiner sportlichen Leistung in der Vergangenheit keine Argumente für sich sammeln konnte. In 27 Spielen als Starting Quarterback kommt er für die Bears auf erschreckend schwache fünf Siege. Seinen 26 Touchdown-Pässen stehen fast ebenso viele Interceptions gegenüber - 24! Dabei kommt Fields auf eine Wurfquote von 59,8 Prozent.

Eigentlich sollte er als Nachfolger von Mitchell Trubisky endlich Topklasse auf die Spielmacherposition bringen. Ja, Fields kann laufen. Diese Stärke war von Beginn an bekannt. In seinen bislang 27 Starteinsätzen hat er bereits 1.591 Yards zurückgelegt. Trubisky kam in derselben Zeit gerade einmal auf 680 Yards.

Ansonsten spricht aber nicht viel für den Mann von der Ohio State University. Seinen 4.469 Passing Yards stehen Trubiskys 5.644 Yards gegenüber. Dazu hat sein Vorgänger lediglich 26 Turnovers geworfen, während Fields schon auf 31 kommt. Auch in der Completion Rate und dem Pass Rating kann Fields nicht mit seinem Vorgänger mithalten.

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Ironischerweise wird ausgerechnet Fields Laufspiel - seine größte Stärke - immer wieder für Kritik herangezogen. Dass der 24-Jährige so oft aus der Pocket ausbricht, liegt laut der Experten vor allem an seiner Schwäche, die gegnerische Verteidigung zu lesen. In seinem Rookie-Jahr war dies noch zu entschuldigen, mittlerweile ist es jedoch ein Zeichen dafür, dass er sich nicht weiterentwickelt hat.

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Die Zweifel, ob Fields wirklich das Format eines Franchise-Quarterbacks erreicht, werden vor diesem Hintergrund lauter.

Fields nicht der alleinige Schuldige?

Und dennoch kann man das Bears-Chaos nicht allein an Fields festmachen. Ein Körnchen Wahrheit könnte in seiner Coaching-Kritik stecken. Immerhin ist er nach Trubisky bereits der zweite Erstrundenpick, der in Chicago nicht durchstartet. „In den letzten fünf Jahren waren es zwei Top-Quarterbacks der ersten Runde, die viel Potenzial mitbrachten, gutes Coaching brauchten und nichts davon bekamen“, wurde Mike Greenberg in der Football-Talkshow Get Up auf ESPN deutlich. „Justin Fields war also vielleicht dazu bestimmt, ein großartiger NFL-Quarterback zu werden, aber ihm wurde absolut keine Chance gegeben.“

Später in der Sendung wiederholte der bekannte Moderator und Reporter seine Kritik an den Bears und ließ nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen, wen er dafür in der Verantwortung sieht. „Sie (das Bears-Front-Office, Anm. d. Red.) ruinieren diesen Jungen aufgrund völliger organisatorischer Inkompetenz. Dieser Ort ist ein Mülltonnenfeuer.“

Wird Kevin Warren zum Hoffnungsträger?

Ob nun Fields, die Trainer oder das Front Office die Verantwortung tragen, der größte Hoffnungsträger dürfte aktuell Kevin Warren sein. Der 59-Jährige ist seit Januar dieses Jahres als CEO der Bears im Amt. Vor seiner Zeit als Big Ten Commissioner war Warren 14 Jahre lang als Chief Operating Officer für das operative Geschäft bei den Minnesota Vikings verantwortlich.

Bei den Bears hat er nun die schwierige Aufgabe, General Manager Ryan Poles und das Team auf Kurs zu bringen. Durch seine kurze Amtszeit von den Rückschlägen der letzten Jahre unbelastet bringt er vielleicht den nötigen frischen Wind nach Chicago.

Ein wichtiger erster Schritt wäre auf jeden Fall, Fields und das Trainerteam auf einen Nenner zu bringen. Damit Fields vom jüngsten Sorgenkind auf der Quarterback-Position der Bears vielleicht doch noch zu dem Heilsbringer wird, den sich die Fans vor zwei Jahren so sehnlich herbeigewünscht haben.