Wer wissen wollte, wie die Cincinnati Bengals am Wochenende gespielt hatten, der musste nur in das Gesicht von Joe Burrow schauen.
Ein 275 Millionen teures Sorgenkind
Der Star-Quarterback humpelte nach der 24:27-Niederlage gegen die Baltimore Ravens mit glasigen Augen und gesenktem Kopf vom Platz, um ihn herum seine Mitspieler, die nicht minder hilflos wirkten.
Der Unterschied allein: Burrow ist seit rund einer Woche der bestbezahlte Spieler der NFL, der 26-Jährige ist der Hoffnungsträger der Bengals, auf ihm lastet fast aller Druck, der Druck einer ganzen Stadt.
Burrows Wade zwickt
Und so wirkte sein humpelnder Gang über den Rasen fast symbolisch, aufgeladen mit den Eindrücken der zweiten Bengals-Niederlage in Folge, die für die Franchise aus Ohio einen klaren Fehlstart in die junge NFL-Saison bedeutet.
„Ich bin mir nicht sicher, wie es sich in den nächsten Tagen anfühlen wird. Es tut im Moment ziemlich weh, aber niemand kann sagen, wie es sich entwickeln wird. Ich denke, wir werden von Tag zu Tag schauen“, erklärte Burrow auf der Pressekonferenz nach der Partie.
Gemeint war seine Wade, die wieder einmal Probleme bereitet - wie schon den ganzen Sommer über, als Burrow nicht nur die Vorbereitung, sondern auch die komplette Preseason verpasst hatte. Und so war sein Humpeln eben nicht nur symbolisch für den Auftritt der Bengals, sondern auch Kern der neu aufkeimenden Sorgen um den Zustand des Spielmachers.
„Wenn der Quarterback das Trainingscamp verpasst, ist es schwer, gut in die Saison zu starten. Das ist keine ideale Situation“, sagte denn auch Burrow, im Wissen um seine eigene Bedeutung, die mit insgesamt 275 Millionen Dollar in den kommenden fünf Jahren dotiert wird, seit seiner Vertragsverlängerung in Cincinnati Anfang September.
Nicht zuletzt deshalb sind alle Augen auf den Mega-Star gerichtet, der sich jetzt trotz Wadenproblemen beweisen und die Bengals zum ersten Saisonsieg führen muss.
War Cincinnati bei der 3:24-Auftaktpleite gegen die Cleveland Browns kein einziger Touchdown gelungen, warf Burrow am Sonntag, neben einer Interception, immerhin zwei Pässe in die Endzone - eine kleine, aber nicht unbedeutende Steigerung.
„Wir haben vieles verbessert. Wir haben zwar nicht das Spiel gewonnen, aber wir haben ein Momentum geschaffen, auf das wir aufbauen können“, meinte Burrow mit Blick auf das dritte Spiel am 26. September gegen die Los Angeles Rams.
Bengals-Coach mahnt zur Ruhe
Auch Headcoach Zac Taylor mahnte zur Geduld - ein Umstand, der ebenso als Durchhalteparole gelesen werden kann.
„Bleiben sie geduldig mit uns. Ich weiß, dass die Leute solche Dinge nicht gerne sagen und nicht gerne hören. Die Fans wollen siegen. Wir sind voller Begeisterung in die Saison gegangen. Wir planen, dass das eine lange Saison wird“, erklärte der 40-Jährige, der die Bengals 2022 in den Super Bowl geführt hatte, aber eine knappe Niederlage gegen die Los Angeles Rams hinnehmen musste.
Vergangene Saison scheiterte das Team in der Conference Championship an den späteren Siegern, den Kansas City Chiefs.
Ob Cincinnati in dieser Spielzeit eine Chance auf den ersten Super-Bowl-Titel der eigenen Franchise-Geschichte hat, ist maßgeblich von jenem Mann abhängig, der am Sonntag noch über den Rasen des Paycor Stadiums humpelte.