Deshaun Watson ließ es zumindest nicht an Selbstkritik mangeln.
Ein 230 Millionen teurer Irrtum?
Nach der 22:26-Pleite bei den Pittsburgh Steelers in Woche zwei wurde der Quarterback der Cleveland Browns von den Reportern gefragt, wie er seine Leistung im Heinz Field an diesem Tag beschreiben würde. Die Antwort des 28-Jährigen: „Scheiße!“
Angesichts der Tatsache, dass die Steelers eine Interception und einen Fumble zu zwei Touchdowns nutzten, ist die Bewertung nachvollziehbar.
Er nehme „die volle Schuld auf mich, die ganze Kritik geht an mich“, führte der Spielmacher aus, der zwei gegnerische Touchdowns durch eine Interception und einen Fumble zu verantworten hatte. Watson gelobte Besserung „Ich habe jedem in unserer Offensive, der gesamten Mannschaft, gesagt, dass ich für dieses Team, für diese Organisation mehr leisten werde, damit wir solche Spiele gewinnen können.“
Worte, die Watson schnellstmöglich in die Tat umsetzten sollte, denn in der Browns-Fangemeinde - wo Watson nicht den allerbesten Stand hat - brodelt es schon.
Hat Cleveland für Watson seine Zukunft verkauft?
In Cleveland gibt es nicht wenige, die noch immer Watsons Vorgänger hinterhertrauern: Baker Mayfield, der aktuell bei den Tampa Bay Buccaneers als Nachfolger der Ikone Tom Brady einen guten Job macht.
Kritiker Watsons sind der Meinung, dass die Browns mit Watson die falsche Richtungsentscheidung getroffen haben. Und vor allem auch, dass der Preis dafür zu hoch war.
Zur Erinnerung: Um Watson nach Cleveland zu lotsen, waren die Verantwortlichen im vergangenen Jahr bereit, elementare Bausteine ihrer Zukunft zu verkaufen. Insgesamt fünf Picks - darunter drei Erstrundenpicks - wanderten für den dreimaligen Pro-Bowler zu den Houston Texans. Dazu versahen sie den Erstrundenpick des Drafts von 2017 mit einem Vertrag über 230 Millionen Dollar - umgerechnet rund 215 Millionen Euro.
Aber nicht nur mit Picks und Geld wurde der Trade teuer bezahlt. Auch das Image des Teams aus Ohio musste bluten. Zum Zeitpunkt der Verpflichtung liefen gegen Watson 22 Zivilklagen wegen des Vorwurfs sexuellen Fehlverhaltens. Später kamen noch zwei weitere Klagen hinzu. Am Ende sperrte ihn die Liga für elf Spiele und belegte ihn mit einer Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen Dollar.
Watson als fehlender Baustein für die Browns-Offense?
Die Browns haben sich von alldem nicht schrecken lassen: General Manager Andrew Berry sah in Watson das fehlende POuzzlestück, um die Browns-Offensive auf das nächste Level zu heben. Dafür war man auch bereit, Mayfield zu opfern. Ausgerechnet jenen Mayfield, der die Browns im Januar 2021 zum ersten Playoff-Sieg seit 26 Jahren geführt hatte - in Pittsburgh, wo Watson zuletzt so sang- und klanglos untergegangen ist.
Fairerweise ist anzumerken: Mayfield konnte in anderen Spielen die Erwartungen, die an den Nummer-eins-Pick des Drafts 2018 gestellt wurden, nicht erfüllen. Trotzdem ist er eine Sehnsuchtsfigur - wegen seiner vergangenen Verdienste und auch wegen seiner gegenwärtigen in Tampa.
Mayfield rasiert seinen Nachfolger
Nach zwei Siegen zu Saisonbeginn steht Mayfield bei drei Touchdowns, zudem musste er noch keine Interception hinnehmen. Bei Watson hingegen stehen zwei Touchdowns ebenso viele Interceptions gegenüber. Mit einer Passgenauigkeit von knapp 70 Prozent lässt Mayfield seinen Nachfolger im Cleveland Browns Stadium ebenfalls weit hinter sich. Watson kommt gerade einmal auf 55 Prozent.
Noch schlimmer wird es, wenn man die Passer-Ratings anschaut. Mit einem Wert von 104,4 ist Mayfield aktuell die Nummer sieben in der Rangliste der NFL-Spielmacher. Mit 69,1 liegt Watson nur auf Rang 31 - lediglich Bryce Young von den Carolina Panthers und Aaron-Rodgers-Ersatz Zach Wilson (New York Jets) liegen hinter ihm. Auch im Quarterback-Rating hat Mayfield mit einem Wert von 66,4 die Nase klar vorne (Watson: 29,3).
Bedenkt man dabei, dass Mayfield bei den Bucs lediglich einen Einjahresvertrag über 8,5 Millionen Dollar unterschrieben hat, müssen diese Zahlen den Browns-Fans wie ein Witz vorkommen. Für satte 221,5 Millionen Dollar mehr bekommt Cleveland einen Quarterback, der nicht nur keine Verbesserung zu seinem Vorgänger ist, sondern die Franchise sowohl sportlich als auch imagetechnisch auf eine Talfahrt geschickt hat.
Nun bleibt nur noch die Hoffnung, dass Watson bald wieder zu dem Quarterback wird, der er in Houston und zuvor auf dem College bei den Clemson Tigers war. Denn ob man will oder nicht: Bis mindestens 2026 ist der Mann aus Georgia der Franchise-Quarterback der Cleveland Browns. Das finanzielle Investment des Teams in Watson lässt keine andere Option zu.
Heute Abend hat Watson gegen die Tennessee Titans die Gelegenheit, ein anderes Signal zu setzen.