Wenn am 27. April der NFL Draft 2023 über die Bühne geht, können sich die Fans der Los Angeles Rams in der ersten Runde erstmal entspannt zurücklehnen.
Das Gerippe eines NFL-Champions
Denn wie schon in den letzten sieben Jahren wird der zweimalige Super-Bowl-Champion mal wieder keinen Spieler auswählen. In den vergangenen Jahren wurden die Draft Picks in der ersten Runde regelmäßig in Trades eingebunden.
Damit ist Jared Goff der letzte Erstrundenpick der Rams. Beim Draft 2016 entschied sich General Manager Les Snead an der ersten Position für den Quarterback der University of California. Und Goff bestätigte durchaus das Vertrauen in ihn. 2019 führte er sein Team erstmals seit 2002 wieder ihn den Super Bowl, wo sie allerdings erneut an den New England Patriots scheiterten.
Eigentlich ein überzeugendes Argument, auch in Zukunft auf Erstrundenpicks im Draft zu setzen. Aber die Rams haben sich für einen anderen Weg entschieden und diese wertvollen Draft-Picks als Trade-Kapital verwendet. Damit lotsten sie unter anderem Jalen Ramsey, Brandin Cooks und Matthew Stafford ins SoFi Stadium.
Los Angeles Rams: Super-Bowl-Triumph teuer erkauft
Immerhin führte Stafford das Team zum 23:20-Triumph im Super Bowl LVI über die Cincinnati Bengals. Der Mut zum Risiko scheint sich also gelohnt zu haben.
Allerdings müssen die Verantwortlichen nun mit den Spätfolgen dieser Entscheidungen leben. In der Vorbereitung auf die kommende Saison stehen aktuell gerade einmal 44 Spieler unter Vertrag - das sind acht Spieler weniger als die Seattle Seahawks, die mit 52 Spielern schon abgeschlagen auf dem vorletzten Rang liegen. Die Rams müssen also bis zum ersten Spiel ganze 46 Spieler finden, um den 90-köpfigen Kader aufzufüllen.
Damit kommt es aktuell zu dem kuriosen Szenario, dass kein einziger Kicker oder Punter zur Verfügung steht. Ein Rams-Fan mit Humor würde nun anfügen, dass das nicht so schlimm sei, denn schließlich gibt es momentan auch keinen Long Snapper, der das Leder zum nicht vorhandenen Punter oder Kicker befördern könnte.
Aber bei allem Humor: Wie sollen die vielen offenen Stellen besetzt werden?
Die gute Nachricht: Die Rams haben zwar keinen Erstrundenpick, gehen aber mit insgesamt elf Auswahlmöglichkeiten in den kommenden Draft. Lediglich die Houston Texans und Las Vegas Raiders haben mit zwölf Picks einen mehr.
Damit dürfen die Rams nach dem Draft mit 55 Spielern im Kader planen. Bleiben aber immer noch 35 freie Plätze, die belegt werden müssen.
Los Angeles Rams: Wenig Geld für viele freie Plätze
Und hier wartet eine schlechte Nachricht. Der Spielraum in der Free Agency ist begrenzt. Kürzlich lagen die Rams noch knapp über zehn Millionen Dollar unter dem Limit.
Das war jedoch vor dem Allen-Robinson-Deal. Der Wide Receiver wechselt samt einem Siebtrundenpick zu den Pittsburgh Steelers. Die Rams bekommen dafür: einen Siebtrundenpick. Zusätzlich sinkt ihr Cap Space noch um gut drei Millionen Dollar auf 7,2 Millionen.
Da die NFL-Gehaltsobergrenze die Top-51-Spieler während des Trainingslagers berücksichtigt und die nächsten sieben Neuzugänge schon rein numerisch unter die Top-51 fallen, bekommen die Rams Probleme, sich überhaupt die kommenden Draft-Zugänge leisten zu können.
Das Team setzt voll auf die Zukunft
Aber so komisch es klingen mag, der Robinson-Deal macht tatsächlich Sinn. Die positiven Auswirkungen machen sich aber erst in einem Jahr bemerkbar, wenn ein teurer Spieler von der Payroll entfernt wurde. Damit ist es ein Schritt von Les Snead, in Zukunft wieder mehr finanziellen Spielraum zu generieren. Zudem scheint man das Team nicht zu stark aufstellen zu wollen, um so für den Draft 2024 vielleicht einen besseren Pick zu bekommen.
Man scheint bei den Rams also voll und ganz auf die Zukunft zu gehen. Eine Vorgehensweise, die durchaus Sinn macht. Immerhin schleppt die Franchise in dieser Saison noch 74 Millionen Dollar an Dead Cap Space mit sich herum. Die Rams zahlen also in der kommenden Spielzeit satte 74 Millionen Dollar an Spieler, die nicht mehr im Rams-Trikot auflaufen.
Dennoch will auch die Gegenwart organisiert werden. Dafür müssen die Kaderplaner kreativ werden, wenn sie den 90-Mann-Roster bis zum Start der Regular Season im September aufgefüllt bekommen wollen.
Und am besten wird auch noch ein Kicker verpflichtet. Sonst muss vielleicht Stafford noch per Fuß die Rams-Saison eröffnen.