Wenn am Sonntag der Super Bowl LVII in Glendale/Arizona beginnt, hat Charissa Thompson schon einen langen Arbeitstag hinter sich.
„Großartige Zeit, um NFL-Fan zu sein“
Die Moderatorin ist einer der Hosts der fünfeinhalbstündigen (!) Pregame-Show bei Fox Sports - und wird die NFL-Fans vorab mit den letzten Infos vor dem Duell zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs versorgen. (BERICHT: Diese Albtraum-Crew jagt Mahomes)
Im SPORT1-Interview verrät sie vorab, was sie an den Quarterback-Stars Patrick Mahomes und Jalen Hurts besonders schätzt, wie sie die globale Entwicklung des American Football sieht - und welche bittere Super-Bowl-Erinnerung sie immer noch verfolgt.
SPORT1: Charissa, die Super-Bowl-Woche hat Fahrt aufgenommen - was finden Sie in diesen Tagen am aufregendsten?
Charissa Thompson: Zum Beispiel das hier gerade. Dass Sie aus Deutschland hier stehen und wir miteinander sprechen. Wie cool ist dieser globale Sport? Wie war das erste NFL-Spiel in Deutschland?
Tom Brady in Deutschland: „Das war ziemlich cool“
SPORT1: Ein besonderes Erlebnis.
Thompson: Ja, oder? Und ihr hattet Tom Brady für euer erstes Spiel. Das war ziemlich cool - und dann auch noch ein Sieg für ihn in Deutschland. Football ist ein globaler Sport und ich hatte schon das Glück, von einem Spiel in London berichten zu dürfen, Lions gegen Falcons war das. Es ist einfach cool zu sehen, wie der Sport immer weiter wächst. Wir in den USA haben natürlich eine große Affinität zur NFL, aber es ist großartig zu wissen, dass das Interesse in der restlichen Welt auch steigt.
SPORT1: Sie haben schon von einigen Super Bowls berichtet. Haben Sie eine Lieblingserinnerung?
Thompson: Ich habe vor allem eine Erinnerung, die ich am wenigsten mag.
SPORT1: Erzählen Sie.
Thompson: Als meine Seattle Seahawks - ich bin in Seattle geboren und aufgewachsen - an der Goal Line durch diese Interception von Malcolm Butler verloren haben. (24:28 im Februar 2015 in Super Bowl XLIX gegen die Patriots, Anm. d. Red.)
Super Bowl XLIX: Seahawks-Drama gegen Patriots
SPORT1: Wie haben Sie das damals erlebt?
Thompson: Das war hier in Arizona und ich erinnere mich, wie ich an der Seitenlinie stand und schon dachte: „Oh mein Gott, wir gewinnen noch einen Super Bowl!“ „Wir“, weil ich natürlich zum Team gehöre. (lacht) Es war wie in Zeitlupe - und als Malcolm Butler den Ball abgefangen hat, dachte ich nur: „Ist das gerade wirklich passiert?“ Es war einfach so ein surrealer Moment. Deswegen ist das meine unschönste Erinnerung - aber es ist auch der Beweis, dass das Spiel eben nicht entschieden ist, bis es vorbei ist.
SPORT1: Jetzt treffen am Sonntag in Patrick Mahomes (27) und Jalen Hurts (24) zwei junge Quarterbacks aufeinander.
Thompson: Ja, ich könnte fast ihre Mutter sein. (Thompson ist 40 Jahre alt, Anm. d. Red.)
SPORT1: Das würde man nicht denken.
Thompson: Danke! (lacht)
SPORT1: Haben Sie das Gefühl, dass wir eine neue Quarterback-Ära in der NFL erleben?
Thompson: Das hat sich schon über die letzten Jahre angedeutet. Es wird natürlich immer eine neue Generation Spieler geben, die irgendwann nachkommt. Jetzt ist Tom Brady zurückgetreten, Peyton Manning ist schon länger zurückgetreten, bei Aaron Rodgers werden wir sehen, wie lange er noch spielt. Ich glaube, dass wir viel Glück hatten, diese Generation aus der ersten Reihe miterleben zu können. Und wenn man sich jetzt bei den Quarterbacks in der Liga umschaut, ob es Josh Allen ist, Jalen Hurts, Patrick Mahomes oder auch Joe Burrow, dann glaube ich, dass es eine großartige Zeit ist, Football-Fan zu sein. Es ist wirklich aufregend - und das nicht nur, weil sie gute Football-Spieler sind.
Mahomes oder Hurts als X-Faktor im Super Bowl?
SPORT1: Wie meinen Sie das?
Thompson: Wissen Sie, wir hatten ja die Möglichkeit, sie in den vergangenen Jahren kennenzulernen, mit ihnen zusammenzusitzen - und sie sind einfach auch großartige Menschen. Das macht es leichter, mit ihnen mitzufiebern, unabhängig davon, von welchem NFL-Team man eigentlich Fan ist.
SPORT1: Werden Mahomes und Hurts am Sonntag die entscheidenden Faktoren sein oder haben Sie einen anderen X-Faktor auf dem Zettel?
Thompson: Es hat ja seine Gründe, warum die Position des Quarterbacks die wichtigste ist und das Scheinwerferlicht auf ihn gerichtet ist. Aber Malcolm Butler war damals ein Undrafted Free Agent, der den Super Bowl für die Patriots gegen die Seahawks entschieden hat - und in dem Moment eben nicht Tom Brady. Butlers Interception hat den Patriots eine weitere Lombardi Trophy beschert. Es ist immer schön, solche unerwarteten Helden zu sehen, die Spieler, die nicht so oft im Rampenlicht stehen, aber trotzdem den Unterschied ausmachen können. Es wird auf jeden Fall ein tolles Spiel, ich freue mich drauf.
SPORT1: Und würden Sie eine Vorhersage wagen, wie es ausgeht?
Thompson: Da ich das Spiel ja als Reporterin begleite, werde ich da keinen Tipp abgeben. Aber ich weiß, dass es ein großartiges Spiel wird. Das ist meine Prognose.