Kennen Sie das, wenn Sie sich auf etwas unbändig freuen und die Erwartungen derart hoch sind, dass Sie eigentlich nur enttäuscht werden können?
Das perfekte Spektakel
Der Super Bowl LVII war so ein Ereignis: Das Duell zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs hatte im Vorfeld so viel versprochen und so viele Geschichten geliefert, dass es nach Murphy‘s Law eigentlich ein Langweiler werden musste.
Die beiden besten Teams der Regular Season. Zwei junge, spektakulär aufspielende Quarterbacks. Das erste Brüderduell im Super Bowl. Zwei Trainer, die schon beim jeweils anderen Team gearbeitet hatten - und von denen der eine den anderen entlassen hatte.
Und natürlich bei der Halbzeit-Show der erste Live-Auftritt von Superstar Rihanna nach fast sechs Jahren. (NEWS: Trump watscht Rihanna ab)
Sirianni beim Super Bowl zu Tränen gerührt
Das alles schien einen Abend voll mitreißendem Sport und großartigem Entertainment zu versprechen.
Und es wurde: genau das! Ja, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, als zu erwarten war.
Denn der erste Gänsehaut-Moment kam schon vor dem Anpfiff und dauerte ziemlich genau 121 Sekunden. Die sehr emotionale Darbietung der US-Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“ von Chris Stapleton rührte Eagles-Coach Nick Sirianni gar zu Tränen. (NEWS: Super-Bowl-Tränen gehen um die Welt)
Danach übernahmen die sportlichen Hauptdarsteller des Abends.
Dass Jalen Hurts für seine Leistung mit drei Touchdown-Läufen und einem Touchdown-Pass weder mit dem Super-Bowl-Sieg noch mit dem MVP-Titel belohnt wurde, ist eigentlich eine Schande.
Mahomes und Hurts: Die Zukunft der NFL
Aber da war eben noch Patrick Mahomes: der legitime Erbe von Tom Brady, der in den vergangenen Jahren schon mehrfach kurz vor dem nächsten Super-Bowl-Ring gescheitert war.
Dass er die Chiefs nach Zehn-Punkte-Rückstand zur Halbzeit und erneuten Knöchelproblemen zeitweise humpelnd zurück ins Spiel und letztlich zum Sieg führte? Die perfekte Heldengeschichte!
Auch, wenn am Ende nur Mahomes jubeln durfte: Die beiden Quarterbacks zeigten, wieso sie - zusammen mit anderen Shootingstars wie Josh Allen, Joe Burrow, Brock Purdy und Co. - die Zukunft der NFL sind.
Und wieso das Ende der Ära von Brady, Peyton Manning und wohl bald auch Aaron Rodgers zwar für Wehmut sorgen darf, aber nicht traurig machen muss.
An ihrer Seite trumpften aber auch andere auf: die Eagles-Receiver DeVonta Smith und A.J. Brown mit teils spektakulären Catches. Bei den Chiefs unter anderem Running Back Isiah Pacheco und Kadarius Toney, der mit seinem 65-Yard-Lauf den Rekord für den längsten Punt Return der Super-Bowl-Geschichte brach.
Überhaupt war es ein Endspiel der Rekorde: Gleich fünf neue Bestmarken für einen Super Bowl wurden aufgestellt, 13 weitere eingestellt. Die NFL verschickte eine eigene E-Mail, um sie alle aufzulisten.
Rihanna und der perfekt Schlussakkord des Super Bowls
Zwischen all dem legte Rihanna eine Halbzeit-Show hin, die ebenso gradlinig wie unterhaltsam war. Keine Gastauftritte, keine Überraschungen, keine politischen Statements.
Letzteres hätte sich der eine oder andere sicherlich gewünscht, die Sängerin ist in der Vergangenheit ja durchaus als meinungsstark aufgefallen.
An diesem Abend aber ließ sie nur ihre Musik sprechen. Dass die größte Ablenkung ihr Babybauch war und sie so ihre zweite Schwangerschaft enthüllte, passte zum Entertainment-Faktor der Veranstaltung.
Genau wie der sportliche Schlussakkord: ein Schuss, der über Sieg und Niederlage entscheidet. Ein verzweifelter letzter Versuch des tragischen Helden, sein Schicksal doch noch abzuwenden. (NEWS: Ein Super-Bowl-Moment mit Folgen)
Und dann: Konfetti. Das perfekte Spektakel.
Man hätte es sich nicht schöner ausmalen können.