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Super Bowl 2023: Die NFL hat ein Schiedsrichter-Problem

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Super Bowl 2023: Die NFL hat ein Schiedsrichter-Problem

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Die NFL hat ein Schiri-Problem

Droht nach den Kontroversen um die Championship Games auch beim Super Bowl eine Schiedsrichter-Diskussion? Die NFL hat ein Problem mit ihren Unparteiischen - auf verschiedenen Ebenen.
Beim Super Bowl 2023 sind Augen vor allem auf ihn gerichtet: Patrick Mahomes. Der Chiefs-Quarterback ist der große Superstar der NFL. Wie stoppt man ihn?
Droht nach den Kontroversen um die Championship Games auch beim Super Bowl eine Schiedsrichter-Diskussion? Die NFL hat ein Problem mit ihren Unparteiischen - auf verschiedenen Ebenen.

Wenn ein Mann wie NFL-Commissioner Roger Goodell seine Angestellten in den höchsten Tönen lobt, dann gibt es meistens zwei Optionen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

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Entweder, er ist wirklich sehr zufrieden mit ihnen - oder aber er ist ziemlich unzufrieden, will aber nicht, dass es jemand merkt. Es könnte ja auf ihn zurückfallen.

Insofern war es durchaus bemerkenswert, als Goodell wenige Tage vor dem Super Bowl sagte: „Wenn wir uns die Schiedsrichterleistungen anschauen, dann glaube ich nicht, dass sie in dieser Liga jemals besser waren.“ (NEWS: Alle Infos zum Super Bowl LVII)

In diesem Fall war es ein relativ offensichtlicher Versuch, die Unparteiischen aus der Schusslinie zu nehmen und das Thema vor dem größten Spiel des Jahres möglichst kleinzuhalten. Was könnte es für die NFL auch Schlimmeres geben, als einen Super Bowl, der durch die Schiedsrichter und nicht durch die Leistung der Spieler entschieden wird?

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NFL: Schiri-Debatte nach Aus für 49ers und Bengals

Dass Goodell mit den viel diskutierten Schiedsrichterleistungen bei den Championship Games vor zwei Wochen und den darauffolgenden öffentlichen Diskussionen wirklich glücklich war, ist allerdings schwer vorstellbar. Nicht, dass es die Eagles und die Chiefs nicht verdient hätten, am Sonntag im Super Bowl LVII im State Farm Stadium von Glendale antreten zu dürfen.

Aber nicht nur die Fans der San Francisco 49ers und der Cincinnati Bengals fühlten sich angesichts der einen oder anderen Entscheidung ein Stück weit verschaukelt. Ein Beweis dafür: Am Championship Sunday trendete bei Twitter der Hashtag #NFLRigged, mit dem Fans unterstellten, die Spiele seien manipuliert. (Kommentar: Um den Super Bowl betrogen)

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Auch der ehemalige NFL-Schiedsrichterchef und heutige Fox-Experte Mike Pereira war mit dem Championship Weekend nicht glücklich.

Ex-Schiri-Boss: Championship Games waren „chaotisch“

„Ich weiß nicht, welches andere Wort als ‚chaotisch‘ ich dafür verwenden soll. Es war einfach chaotisch“, sagt der 72-Jährige im Gespräch mit SPORT1 - und meint damit gar nicht unbedingt falsche Entscheidungen: „Ich glaube nur, dass der ganze Ablauf chaotisch war.“

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In der Tat passierten teils kuriose Dinge, auf die die Unparteiischen keinen Einfluss hatten: Allein in Philadelphia brach die Kette, mit der der Abstand zum First Down gemessen wird, ein Eagles-Punt traf vermeintlich ein Kabel über dem Stadion.

Bei vielen Entscheidungen sahen die Referees selbst aber auch einfach nicht gut aus.

„Es gab definitiv einige kontroverse Entscheidungen, insbesondere im AFC Championship Game“, meint Dean Blandino bei SPORT1 rückblickend. Auch er war einst Schiedsrichterboss der NFL und arbeitet heute als Experte für Fox.

Zu wenig Wertschätzung für NFL-Schiedsrichter?

Woraus sich bereits auf ein Problem der NFL mit ihren Unparteiischen schließen lässt: die mangelnde Wertschätzung.

„Die besten Schiedsrichter, die wir in der Liga hatten, sind jetzt beim Fernsehen“, klagte zuletzt sogar Quarterback-Star Aaron Rodgers in The Pat McAfee Show: „Sie haben keine Funktion bei der NFL, sie arbeiten im TV.“

Seiner Meinung nach müsste die NFL verdienten Referees mehr bieten, um sie in verantwortlicher Position zu halten - und Pereira gibt ihm recht.

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„Ich habe das Gefühl, dass die Unparteiischen von der Liga zu wenig wertgeschätzt werden“, sagte er, auf Rodgers‘ Aussagen angesprochen, zuletzt der New York Post: „Der Job, den ich hatte (als Schiedsrichterboss, Anm. d. Red.) ist der zweitwichtigste Job in der NFL.“ Nach dem des Commissioners.

Der aber scheint sich der Problematik noch nicht bewusst zu sein, die auch Blandino schon vor einigen Jahren anprangerte.

„Während der Saison steht der Schiedsrichterboss neben dem Commissioner am meisten in der Öffentlichkeit. Die Entscheidungen, die getroffen werden, entscheiden über den Ausgang von Spielen - und das ist dein Produkt da auf dem Feld“, betonte der 51-Jährige 2017 bei NBC Sports und kam schon damals zu dem Schluss: „Ich habe das Gefühl, die Position wird nicht so wertgeschätzt, wie es sein sollte.“

NFL mischt Schiedsrichter-Crews für Playoffs neu

Dabei sollten die finanziellen Mittel, um den Posten für geeignete Kandidaten attraktiv zu machen, im Milliardengeschäft der NFL allemal vorhanden sein.

Die Debatte um die Besetzung des Schiedsrichter-Jobs im Liga-Büro ist hausgemacht - genau wie eine andere, die noch direkteren Einfluss auf die Leistungen der Unparteiischen in den Playoffs hat.

Denn jedes Jahr stellt die NFL für die wichtigsten Spiele des Jahres ihre Schiedsrichter-Teams neu zusammen. Im Verlauf der Saison werden alle Referees einzeln bewertet - und die besten auf ihren jeweiligen Positionen für die Playoffs zu neuen Crews zusammengebracht.

Aber ist das wirklich sinnvoll?

„Da wird sich meine Meinung nie ändern: Mich interessieren nicht die besten Schiedsrichter, sondern die besten Schiedsrichterleistungen“, betont Pereira bei SPORT1: „Und die besten Leistungen kommen davon, dass man 17 Spiele lang in der Saison zusammenarbeitet.“

Er vergleicht das damit, dass die Eagles ja auch nicht mit den besten Einzelspielern der anderen NFC-Teams und die Chiefs nicht mit jenen aus der AFC in den Super Bowl gekommen seien, sondern als eingespieltes, funktionierendes Team: „Aber bei den Schiedsrichtern holen wir Leute aus verschiedenen Crews zusammen, nur weil sie auf ihrer Position am besten bewertet sind.“

Er habe nach seinem Amtsantritt 2001 als Schiedsrichterboss auf die Team-Lösung gesetzt - und diese habe bis auf wenige Ausnahmen sehr gut funktioniert.

Super Bowl unter der Leitung von Carl Cheffers

Auch Blandino ist ein Freund des Konzepts mit festen Schiedsrichter-Crews, „weil man das ganze Jahr zusammenarbeitet“.

Er ist aber auch dafür, „einige der bestbewerteten Schiedsrichter aus anderen Teams mit reinzubringen, wenn es nötig ist. Es kann sein, dass eine Crew insgesamt sehr gute Arbeit leistet, aber ein oder zwei einzelne Unparteiische nicht so gute Leistungen bringen und du diese mit Schiedsrichtern ersetzen möchtest, die eine bessere Saison haben.“

Für den Super Bowl hat die NFL in diesem Jahr übrigens ein erfahrenes Team unter der Leitung von Carl Cheffers zusammengestellt: Fünf der acht Unparteiischen waren bereits in jeweils zwei Endspielen im Einsatz.

Position
Name
Super-Bowl-Erfahrung
Referee
Carl Cheffers
3. Super Bowl (LIV, LII)
Umpire
Roy Ellison
3. Super Bowl (LIII, XLII)
Down Judge
Jerod Phillips
1. Super Bowl
Line Judge
Jeff Bergman
3. Super Bowl (LIIII, XXXI)
Field Judge
John Jenkins
1. Super Bowl
Side Judge
Eugene Hall
3. Super Bowl (LIV, LIIII)
Back Judge
Dino Paganelli
3. Super Bowl (LIV, XLVII)
Replay Official
Mark Butterworth
1. Super Bowl

Und was wünschen ihnen die Schiedsrichter-Experten?

„Ich hasse es zu sagen“, scherzt Mike Pereira, „aber wenn ich nicht viel rede, dann haben wir einen guten Super Bowl“. Und Dean Blandino meint: „Wenn mir anschließend niemand eine Frage über den Super Bowl stellt, ist das ein gutes Zeichen.“

Dann dürfte auch Roger Goodell mit seinen Angestellten wirklich zufrieden sein.