Die erste große Entscheidung, die die New York Giants in der Offseason trafen, war es, nicht in Quarterback Daniel Jones zu investieren. (NEWS: Giants beenden elf Jahre währende Durststrecke)
New York hat einen neuen Helden
Im vergangenen April hatten die Giants die Möglichkeit, Jones für die Saison 2023 für nur 22 Millionen US-Dollar zu halten. Doch die neue Führungsriege, bestehend aus General Manager Joe Schoen und Head Coach Brian Daboll, entschied, dass sie sich noch nicht an den 25-Jährigen binden wollten.
Sie lehnten die Option für Jones‘ fünftes Jahr in seinem Rookie-Vertrag ab, nachdem er 2019 im NFL Draft an sechster Stelle der 1. Runde ausgewählt worden war. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)
Die Weigerung, den ersten großen Vertrag eines Quarterbacks zu verlängern, ist fast immer der erste Schritt, um sich vom Signal Caller eines NFL-Teams zu trennen. Doch die New Yorker bestanden darauf, dass sie ihn (noch) nicht aufgeben würden. (NEWS: Alle Infos zu den NFL-Playoffs)
Zu Recht! Im ersten Playoff-Spiel seiner Karriere gegen die Minnesota Vikings (31:24) schrieb Jones an Sonntag NFL-Geschichte. Er war der erste Quarterback, der in einem Playoff-Spiel 300 Passing Yards, zwei Passing Touchdowns und mindestens 70 Rushing Yards erzielte, und führte seine Giants zum ersten Playoff-Sieg seit dem Super-Bowl-Triumph 2012. Das könnte nun ein teures Nachspiel geben.
„Wir haben alles getan, um den Jungen zu verkorksen“
„Seit er hier ist, haben wir alles getan, um den Jungen zu verkorksen“, sagte Giants-Besitzer John Mara im Januar unverblümt über Jones, als er den neuen GM Schoen vorstellte.
„Wir haben ständig die Trainer gewechselt, die Offensive Coordinator, die Offensive Line Coaches. Dafür übernehme ich eine Menge Verantwortung. Aber lassen Sie uns jetzt die richtige Gruppe von Trainern holen und ihm etwas Kontinuität geben und versuchen, die Offensive Line wieder aufzubauen und dann in der Lage zu sein, eine intelligente Bewertung vorzunehmen, ob er DER Franchise-Quarterback sein kann oder nicht“, so Mara.
Diese Bewertung sollte nach dem Überraschungssieg gegen die favorisierten Vikings (Regular-Season-Bilanz: 13-4) nun abgeschlossen sein. Jones lieferte am Sonntag auf der größten Bühne seiner Karriere sein bestes Spiel ab und führte die Giants (9-7-1) zum Sieg und damit in die Divisional Round der NFC. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)
Der ehemalige Quarterback der Duke University brachte 24 seiner 35 Pässe für 301 Yards (8,6 Yards pro Wurf), zwei Touchdowns und keine Turnover an. Außerdem erlief er 17 Mal den Ball für 78 Yards und einen Touchdown, erzielte dabei satte sieben First Downs auf dem Boden und verdoppelte fast die Anzahl der Carries von Running Back Saquon Barkley (9 Läufe für 53 Yards bei 2 TDs). (NEWS: NFL-Sensation bricht schon im ersten Playoff-Spiel Rekorde)
Laut NFL Research ist Jones der erste Quarterback in der Geschichte der NFL, der in einem Playoff-Spiel 300 oder mehr Passing Yards, zwei oder mehr Passing Touchdowns und 70 oder mehr Rushing Yards erzielt hat.
Haben die Giants ihren Franchise-Quarterback gefunden?
Am wichtigsten ist allerdings, dass Jones praktisch keine Fehler machte - seine elf Fehlwürfe waren zumeist Drops oder smarte Throwaways. (NEWS: Sieg nach 0:27! NFL-Playoffs starten irre)
„Ich habe es das ganze Jahr über gesagt“, meinte Coach Daboll nach dem Spiel zu den Reportern. „Er ist gut für uns gewesen. Er wird auch weiterhin gut für uns sein. Und er hat ein gutes Spiel gemacht. Ich denke, dass auch viele andere Leute ein gutes Spiel gemacht haben, um ihm zu helfen, ein gutes Spiel zu machen. Er wird der Erste sein, der das zugibt. Als Anführer unserer Mannschaft bin ich stolz auf ihn.“
Spieler wie Wide Receiver Isaiah Hodgins und Running Back Barkley kamen zusammen auf 214 Yards und drei Touchdowns, weshalb sich Jones nach dem 31:24-Sieg bei ihnen und unzähligen Positionsgruppen bedankte. Dennoch war der Quarterback verdient und zweifellos der Spieler des Spiels. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
„Ich habe es einfach gespürt, als sich das Spiel entwickelte, und einige dieser Gelegenheiten genutzt“, sagte Jones über sein erfolgreiches Laufspiel. „Ich denke, die Jungs an der Front haben wirklich gute Arbeit geleistet und einige Lücken geöffnet. Ein großes Lob an sie.“ (NEWS: Fumble-Wahnsinn lässt Bengals ausrasten)
Die Giants brauchten jedes einzelne der 379 Yards von ihrem Franchise-Quarterback: Nachdem die Vikings gleich im ersten Drive gepunktet hatten, legte New York 17 unbeantwortete Punkte nach. Das Team aus dem Big Apple führte zur Halbzeit mit 17:7 und nach dem ersten Ballbesitz des dritten Viertels mit 24:14, aber die hartnäckigen Vikings gaben nie auf, antworteten immer wieder und glichen im vierten Viertel zum 24:24 aus. (SERVICE: NFL-Wissen - die Positionen im Football)
Jones liefert nach Ratschlag von Eli Manning ab
In dieser brenzligen Phase gab Jones mit einem 75-Yard-Touchdown-Drive erneut die passende Antwort. Zwei Spielzüge vor dem Touchdown, den Barkley schließlich für New York erzielte, verwandelte Jones ein Fourth-and-1 von der 7-Yard-Linie. Mit einem weiteren Quarterback-Sneak an der Mittellinie im folgenden Drive brachte er die Ketten in Bewegung und zwang Minnesota, drei Minuten vor Schluss alle Timeouts zu vergeuden.
„Wir wollten das Spiel gewinnen“, sagte Daboll über das Ausspielen des Fourth Down. „Wir wollten versuchen, das Spiel zu gewinnen. Wir hatten Vertrauen in Daniel, der den Haufen gut bewegt hat. Und ich hätte mit den Konsequenzen auch leben können.“ (NEWS: Abgestürzter Champion trifft Trainer-Entscheidung)
Jones gab den Giants das Selbstvertrauen, das sie brauchten, um diese mutigen Entscheidungen zu treffen - und den Spielzug, den sie brauchten, um die Vikings bei ihrer ersten Playoff-Teilnahme seit 2016, als Super-Bowl-Sieger Eli Manning noch in der Stadt war, zu schlagen.
Der 25-Jährige wusste, wie wichtig dieses Spiel für ihn und seine Mannschaftskameraden war. Ende letzter Woche rief Jones deswegen Manning an und fragte ihn um Rat, wie ein Playoff-Spiel ablaufen würde. Die Giants-Legende sagte ihm, dass die Intensität höher sei, aber dass es auf ihn ankomme, die Dinge so zu machen, wie er sie die ganze Saison schon über gemacht habe (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)
Und er lieferte, wie auch seine Teamkollegen neidlos anerkannten. „Erstaunlich“, sagte Left Tackle Andrew Thomas über seinen Quarterback. „Er hat jedes Play gemacht, das wir von ihm verlangt haben. Er hat den Ball nicht abgegeben. Wenn unten im Feld nichts frei war, hat er gepusht und Spielzüge gemacht. Er war großartig für uns.“
Mitspieler loben“Elite-QB“, der seine Probleme endlich gelöst hat
Und Barkley ist sogar jetzt schon überzeugt, dass Jones bereits zu den Besten der NFL gehört. „Ich weiß, dass wir einen Elite-Quarterback haben“, betonte der Running Back. „Das hat er schon mehrfach bewiesen.“
Anhand der Reaktion seiner Mannschaftskameraden, die ihn in der Umkleidekabine umringten und abfeierten, wurde durchaus deutlich, wie brillant Jones vor den Augen der ganzen Nation auftrat. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Begriffe im Football)
Kein Wunder, hat er doch sein Turnover-Problem endlich in den Griff bekommen, nachdem er 2019 als Rookie die NFL mit 18 Fumbles angeführt hatte. Seine 2,3 Interceptions plus Fumbles pro Spiel waren die zweitmeisten eines Quarterbacks in einer Saison seit 1995. Vier Jahre später hat Jones nur noch sechs Fumbles und nur noch bei 1,1 Prozent seiner Pässe eine Interception geworfen - die niedrigste Quarterback-Rate!
Diese Entscheidungsfindung in Kombination mit Jones‘ Fähigkeit zum Laufspiel und seiner Bereitschaft, seine Schulter für Yardage zu senken und vier Spielzüge hintereinander bis zur Erschöpfung zu laufen, hat die Giants-Offensive zu einer echten Macht gemacht. Allein die Tatsache, dass Jones laufen kann, eröffnete gegen Minnesota mehr Passwege. So konnten die Giants in der Offensive fast das ganze Spiel über tun, was sie wollten.
Coach Daboll sagte hinterher, dass der Einsatz des 25-Jährigen als Runner Teil des Matchplans gewesen sei. Die Giants hatten dies in den vergangenen Begegnungen aber nicht oft getan, als Jones nur vier Läufe hatte. Die 17 Versuche jetzt waren ein Career High. Seine bisherige Bestmarke lag bei zwölf Versuchen in dieser Saison. (NEWS: Die wichtigsten Fakten zum Super Bowl 57)
Großer Zahltag für Giants-Quaterback steht an
„Wir sind begeistert“, sagte Jones bei Tom Pelissero von NFL Network über den lang erwarteten Postseason-Sieg von Big Blue. „Wissen Sie, wir machen weiter! Wir haben noch eine Menge vor uns. Bis jetzt hat es Spaß gemacht.“ Kurz zuvor crashte noch sein Mitspieler Jaylon Smith das Interview und grölte in die TV-Kameras: „DAS ist mein Quarterback!“
Die auf Platz sechs gesetzten Giants, die in der nächsten Playoff-Runde nun auf die Philadelphia Eagles (14-3) treffen, werden wieder ein dominantes Spiel ihres Quarterbacks brauchen, um den Top Seed der NFC ärgern oder gar besiegen zu können. (NFL-Transfers - die größten Trades und heißesten Gerüchte im TICKER)
Und selbst wenn die Giants es nicht zurück in den Super Bowl schaffen sollten, hat sich Jones bei den Vertragsverhandlungen in der kommenden Offseason eine Menge Geld und noch mehr Respekt verdient. (NEWS: Bills weiter, aber Allen rastet aus)
The Ringer berichtet, dass der 25-Jährige wohl einen Vierjahresvertrag über 120 Millionen Dollar - 70 davon garantiert - erhalten könnte. Damit würde Jones zu einem der bestbezahlten Signal Caller der NFL werden.